Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
Vom Netzwerk:
ihn zur Befragung ins Zentrum mitzunehmen.«
    »Wir sind doch gerade erst angekommen. Mir ist nicht danach, jetzt schon wieder ins Zentrum zurückzukehren«, erklärte Bailey. »Dieser Milchbart weiß sowieso nichts, wenn du mich fragst.«
    »Ich meinte ja auch Lyle Monahan«, sagte ich mit einem Seufzer der Verzweiflung. »Wir sollten ihn so richtig in die Mangel nehmen.«
    »Du guckst zu viele Polizeifilme«, sagte Bailey, während sie sich ungeniert im Büro umsah.
    »Du willst doch wohl nicht behaupten, dass ihr niemanden in die Mangel nehmt.«
    »Ich nicht«, sagte sie todernst.
    Dann musste ich das wohl selbst machen.
    Der Schreibtisch war blitzsauber und frei von allem, was nach Arbeit aussah. Dafür stand ein Miniatur-Zen-Garten darauf, und dieser Verlockung konnte ich nicht widerstehen. Just als ich die winzige Harke genommen hatte, um eine wenig Zen-mäßige Botschaft in den Sand zu malen, trat der Meister selbst ein.
    »Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie habe warten lassen«, sagte Lyle Monahan.
    Überzeugend klang das nicht.
    Lyle Monahan war ein kräftiger Ire mit schütterem rotem Haar und gab sich in seinem schwarzen Seidenpullover mit V-Ausschnitt, dem dunkelgrauen Blazer und der schmalen Hose alle Mühe, wie ein Calvin-Klein-Model auszusehen. Das hatte denselben Effekt, als würde Beverly Sills Hip-Hop singen.
    Er streckte die Hand aus, erst in Baileys Richtung, dann in meine. Sein Handschlag war professionell: gerade genug Druck und Zeit, um einem das Gefühl zu geben, beachtet zu werden, aber auch nicht so viel, dass der Verdacht aufkommen könnte, hier sei Sympathie im Spiel.
    »Wenn ich es recht verstanden habe, wollen Sie mit mir über Lilah Bayer sprechen«, sagte er, als er um den Tisch herumging und sich auf den elfenbeinfarbenen Stuhl setzte, der bestimmt – darauf würde ich jedenfalls wetten – für seine spezielle Rückenpartie maßgeschneidert worden war. »Ich habe in« – er warf einen Blick auf seine Uhr, eine Patek Philippe natürlich – »zehn Minuten eine Sitzung. Das wird aber sicher reichen, da ich Ihnen ohnehin nicht viel erzählen kann. Mein Wissen über Lilah erschöpft sich in der Feststellung, dass sie ausgezeichnete Arbeit geleistet hat und ein besonderes Händchen für komplizierte Verträge hatte. Eine brillante junge Frau.«
    »Dass sie hier angefangen hat, war aber trotzdem ziemlich ungewöhnlich, oder?«, fragte ich. »Sie nehmen doch sonst nur Leute von den Eliteuniversitäten.«
    Lyle bedachte mich mit einem kalten Blick.
    »So ungewöhnlich nun auch wieder nicht«, antwortete er. »Wir legen viel Wert darauf, junge Anwälte mit sehr unterschiedlichem Hintergrund in die Kanzlei einzubinden, um die gesamte Bandbreite an Lebenserfahrungen bereitstellen zu können – vorausgesetzt natürlich, die Kandidaten haben die entsprechenden Abschlüsse.«
    »Aber die anderen Angestellten, die nicht aus der Ivy League kamen, gehörten alle irgendwelchen Minderheiten an«, sagte ich. »Lilah war die einzige ›Weiße‹, die nicht an einer Ivy-League-Uni studiert hat, oder?« Die Antwort kannte ich natürlich.
    »Das war mir ehrlich gesagt gar nicht bewusst.«
    Bailey erkannte, dass ich mich in unproduktiven Scharmützeln verausgaben würde, und mischte sich ein. »Wann hatten Sie zuletzt Kontakt zu Lilah?«
    »Ich persönlich hatte vor ihrer Verhaftung zum letzten Mal Kontakt zu ihr«, antwortete Monahan. »Nach so langer Zeit erinnere ich mich natürlich nicht mehr, wann das genau war. Nachdem man sie verhaftet hatte, mussten wir uns von ihr trennen, und ich habe sie nie wiedergesehen. Ich würde auch bezweifeln, dass sonst irgendjemand Kontakt zu ihr hatte …«
    »Sie haben sie also nicht persönlich rausgeschmissen?«, fragte Bailey.
    Monahan schüttelte den Kopf. »Nein, das wurde von einem unserer Juniorpartner übernommen.«
    »Haben Sie eine Idee, wo Lilah jetzt sein könnte, oder wie wir Kontakt zu ihr aufnehmen könnten?«, fragte ich.
    »Nein«, sagte er entschieden, spürbar froh, diese Antwort geben zu können, und ich hatte keinen Grund, an ihrem Wahrheitsgehalt zu zweifeln.
    »Sind Sie je ihrem Ehemann begegnet, Zack Bayer?«, fragte ich.
    Monahan lehnte sich zurück und legte die Hände auf die Armlehnen. »Nein«, antwortete er ungehalten. »Ich habe nicht einmal gewusst, dass sie verheiratet war.«
    »Stand das denn nicht in ihrer Bewerbung?«, fragte ich.
    »Soweit ich mich erinnere, war sie Single, als sie sich beworben hat«, sagte Monahan.
    Ich war

Weitere Kostenlose Bücher