Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)
geneigt, meinen Monatslohn darauf zu verwetten, dass er diese Frage nach ihrer Einstellung persönlich zu klären versucht hatte.
»Und sie hat nie die Information nachgereicht, dass sie geheiratet hat?«, fragte ich verblüfft.
»Das hätte sie tun müssen«, gab Monahan zu. »Solange sie aber keinen Versicherungsschutz für ihren Ehegatten beantragen wollte, war es auch nicht zwingend.«
»Und sie hat ihn nie zu irgendwelchen Kanzleiveranstaltungen mitgebracht?«, fragte ich.
Monahan schüttelte den Kopf. »Die Kanzlei feiert nur ein, zwei Feste im Jahr, zu denen auch die Angehörigen eingeladen sind. Für Juniorpartner gibt es da nicht viele Gelegenheiten, ihre Lieben mitzubringen. Oft lassen sie sie auch zu Hause, weil so etwas für Außenstehende ziemlich langweilig ist.«
Das war eine plausible Erklärung, würde ich sagen. Aus irgendeinem Grund war ich aber nicht überzeugt. Dann kam mir etwas anderes in den Sinn.
»Haben Sie dem ermittelnden Beamten gegenüber je erwähnt, dass Sie gar nicht wussten, dass Lilah verheiratet war?«, fragte ich.
Monahan räusperte sich, das erste Zeichen für Unbehagen. Der Anblick gefiel mir.
»Das war eigentlich nie ein Thema, wenn ich mich recht entsinne«, sagte er.
Allmählich klang er wie Oliver North in der Iran-Contra-Affäre. Gedächtnislücken waren, richtig eingesetzt, der beste Schutz dagegen, auf inkonsistente Aussagen festgelegt werden zu können. Anwälte wissen das.
»Wirklich?«, fragte ich skeptisch. »Sie sind tatsächlich nie auf die Idee gekommen, dem ermittelnden Beamten gegenüber zu erwähnen, dass Sie keine Ahnung hatten, dass die Tatverdächtige mit dem Opfer verheiratet war?«
Monahan blinzelte mich über seine Hakennase hinweg an. »Tatsächlich nicht, Frau Staatsanwältin«, sagte er nonchalant. »Ich hatte nur wenig Umgang mit Lilah, und selbst wenn ich mit ihr zu tun hatte, bestand für mich keinerlei Grund, sie nach ihrem Familienstand zu fragen. Dass ich nichts von ihrer Ehe wusste, hatte also keinerlei Bedeutung.«
Obwohl es mich reizte, diesem großspurigen Arschloch weiter zuzusetzen, war das reine Zeitverschwendung. Die Tatsache, dass Lilah ihre Ehe geheim gehalten hatte, war interessant und würde uns vielleicht noch helfen. Dass Monahan der Polizei nichts davon gesagt hatte, war zu diesem Zeitpunkt irrelevant.
»Haben Sie hier im Haus jemanden, der für Personalfragen zuständig ist?«, fragte ich.
Monahan wirkte verärgert, nickte dann aber widerwillig. »Haben wir«, sagte er. »Ich werde Sie zu Audrey bringen lassen. Ich muss jetzt in meine Sitzung.«
46
A uch Audrey Wagner, die Kanzleimitarbeiterin, die für Personalangelegenheiten zuständig war, hatte nichts von Lilahs Ehe mit Zack gewusst.
»Halten die Anwälte Sie nicht auf dem Laufenden, was ihre Lebensumstände betrifft?«, fragte ich.
»Für gewöhnlich schon«, sagte sie, sah mich durch ihre hippe schwarze Hornbrille an und steckte gekonnt eine lose Strähne in den Knoten zurück. Eine Frechheit von dieser Strähne!
»War sie über die Kanzlei krankenversichert?«, erkundigte ich mich.
Audrey ließ die Datei in ihrem Computer durchlaufen. »Ja. Die Standardversicherung. Single, kein Ehemann, keine Kinder.«
»Hat sie Kontaktdaten hinterlassen, als sie rausgeworfen wurde?«, fragte ich. »Irgendeine Adresse, an die man ihre Post weiterleiten könnte?«
»Seit sie verhaftet wurde, habe ich nichts mehr von ihr gehört.« Audrey dachte eine Sekunde nach. »Ich weiß nicht einmal, ob ich überhaupt je eine Adresse für den Notfall hatte.« Sie scrollte weiter und drückte dann auf ein paar Tasten. »Aha, sie hat die Adresse ihrer Eltern angegeben.« Mit gerunzelter Stirn blickte sie uns an. »Ich weiß aber nicht, ob ich die …«
»Ist schon okay«, sagte Bailey. »Die haben wir sowieso schon.«
»Gut. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«, fragte sie.
Audrey schien es ernst zu meinen, was ich zu schätzen wusste.
»Können Sie mir sagen, ob jemand zur selben Zeit wie Lilah eingestellt wurde?«, fragte ich.
Audrey sah auf den Bildschirm, kritzelte etwas auf ihren Notizblock und tippte dann auf der Tastatur herum.
»Phyliss Blankmeyer und Joel Carstone«, las sie vom Bildschirm ab. »Die sitzen eine Etage unter uns, wo wir die ›Hilfskräfte‹ unterbringen.« Sie lächelte schräg. »Ich kann Ihnen die Nummer geben.«
»Das wäre nett«, sagte Bailey.
Audrey schrieb alles auf einen Notizblock, riss die Seite ab und reichte sie Bailey.
»Audrey«,
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