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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Diese kleine Delle in der Nase … Und das Schönheitspünktchen neben dem Auge. Du müsstest sie gesehen und mit ihr gesprochen haben. Nein, das ist zweifellos
sie

    »Okay.« Lucas trat vom Tisch zurück und wandte sich an Swanson. »Was sonst noch? Das hat sich also im vergangenen November abgespielt …«
    »Ja. Wir haben die Poster auf Fingerabdrücke hin überprüft. Nur Abdrücke von Patton und ein paar von Wood. Der Zeichner hat also gewusst, dass man nach Fingerabdrücken suchen wird. Er ist vorsichtig.«
    »Habt ihr Patton unter die Lupe genommen?«, fragte Weather. »Und Wood? Es könnte sich ja um eine Form von Exhibitionismus handeln.«
    Rie machte eine abweisende Handbewegung. »Ja, das haben wir … Aber man muss verstehen, wir waren ja nicht einmal sicher, ob überhaupt eine Straftat vorlag. Wir haben die beiden Frauen trotzdem überprüft. Besser gesagt, wir waren dabei, es zu tun, aber inzwischen hatten Patton und Wood mit anderen über die Sache geredet, und der
Daily Minnesotan
kriegte Wind davon. Sie schickten diese junge Reporterin zu uns, und mit Woods Einverständnis erzählten wir ihr eine kleine Story. Wir dachten, der Täter könnte am ehesten in der Kunstfakultät der Uni zu finden sein, und vielleicht würde jemand den Stil erkennen. Daraufhin flatterten uns die da ins Haus.«
    Rie rollte zwei weitere Papierbögen auf, beide kleiner als die ersten, und beide hatten Knickfalten, als ob sie in Kuverts gesteckt hätten. Das eine war die Zeichnung einer Frau, die mit Hilfe eines Vibrators masturbierte, das andere die perspektivisch verzerrte Zeichnung einer nackten Frau, die an einer Tür lehnte und dem Betrachter den Unterleib entgegenstreckte.
    »Diese Kunstwerke wurden zwei Studentinnen zugeschickt, eine im Juni vergangenen Jahres, die andere Ende August oder Anfang September. Keine der Empfängerinnen ist damit zur Polizei gegangen. Die eine dachte, es handele sich um den albernen Streich von Kommilitonen, und sie hielt die Zeichnung sogar für ›irgendwie ganz interessant‹.«
    »Das kann dann aber nur die von der Frau an der Tür sein«, sagte Weather. Sie hielt mehrere Tassen mit Kaffee in den Händen.
    »Ja, richtig«, bestätigte Rie. »Keine normale Frau würde die Vibrator-Zeichnung wohl als ›interessant‹ ansehen. Wie auch immer, diese Frau«– sie deutete auf die Masturbations-Zeichnung –»behauptet, niemals für irgendjemanden Modell gesessen zu haben; niemals habe irgendjemand außerhalb ihrer Familie sie auch nur nackt gesehen, bis auf andere Mädchen beim Umkleiden vor und nach den Sportstunden an der Highschool. Und sie behauptet, noch Jungfrau zu sein.«
    »Hmmm«, brummte Lucas. Er sah auf die Zeichnungen. Fraglos stammten sie alle vom selben Künstler. »Wir haben es also mit einem Irren zu tun.« Er sah wieder Swanson an. »Und?«
    »Du hast vom Fund der Leiche der strangulierten Frau am vergangenen Sonntag gehört? Aronson? Das da steckte in ihrer Akte; wir hatten es damals nach ihrem Verschwinden in ihrem Schreibtisch gefunden. Um die Wahrheit zu sagen, keiner von uns hat sich mehr daran erinnert, bis auf Del.« Swanson rollte eine weitere Zeichnung auf. Eine Frau saß mit gespreizten Beinen auf einem Stuhl, die Scham exponiert, die Brüste in die Hände gestützt. Die Pose war etwas weniger pornografisch als die anderen, aber es gab keinen Zweifel, dass die Zeichnung von derselben Hand stammte.
    »Oh, aha …«, sagte Lucas.
    »Wir wussten nichts von den anderen Zeichnungen, weil die Patton/Wood-Sache vom Sittendezernat bearbeitet wurde«, sagte Swanson. »Del stieß darauf, als er wegen einer ganz anderen Sache mit Carolyn sprechen wollte, und er erinnerte sich an die Zeichnung im Aronson-Fall. Wir haben sie heute Nachmittag aus der Akte geholt und mit denen bei der Sitte verglichen. Eindeutig derselbe Künstler.«
    »Ein Psychopath«, sagte Rie.
    »Sieht so aus«, bestätigte Lucas. »Und was wollt ihr jetzt von mir? Mehr Leute?«
    »Wir dachten, du möchtest dir das mal näher ansehen.«
    »Ich bin sehr beschäftigt.«
    »Ach was, völliger Quatsch«, schaltete sich Weather ein. Sie sah Rie und Swanson an. »Er ist so gelangweilt, dass er sich schon überlegt hat, ob er ein Segelboot mieten soll.«
    Und zu Lucas: »Du hast dann wenigstens was Sinnvolles zu tun, bis sich die Sonne wieder über dem Horizont zeigt.«

3
    Der stellvertretende Polizeichef und Leiter der Ermittlungsabteilung Frank Lester war der Chef aller Dezernate der Stadtpolizei von

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