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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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»Gottverdammt,
das
werde ich doch wenigstens hinkriegen!«
    Rose Maries Sekretärin rief an, während Lucas und Sherrill Pläne entwarfen, wie sie den Aronson-Fall angehen wollten. »Rose Marie möchte Sie
jetzt gleich
sprechen.«
    »Zwei Minuten«, sagte Lucas und legte auf. Zu Marcy sagte er: »Vielleicht kann das FBI uns ein psychologisches Profil von dem ›Künstler‹ erstellen. Geh mit den Zeichnungen rüber zu einem dieser Architekturbüros mit den Super-Kopiergeräten und lass dir Kopien in Originalgröße machen. Schick sie heute Abend noch nach Washington. Und ruf diesen Wie-heißt-er-noch an – ach ja, Mallard. Die Telefonnummer steht in meiner Adresskartei. Grüß ihn von mir, er soll uns Schützenhilfe bei der Überwindung der FBI-Bürokratie leisten.«
    »Okay. Ich bestelle Del und Lane für zwei Uhr her, und Rie und Swanson sollen mit den Akten dazukommen und uns einweisen. Recht so?«
    »Ja. Ich gehe jetzt zu Rose Marie und rede mit ihr, danach laufe ich ein bisschen durch die Stadt und lass mir erzählen, was es Neues gibt.«
    »Weißt du, dass du einen Knutschfleck am Hals hast?«, fragte sie und tippte mit dem Zeigefinger gegen ihren Hals.
    »Ja, ja, das Ding muss die Größe einer Rose haben – jeder spricht mich darauf an«, knurrte Lucas.
    Marcy nickte. »Hat tatsächlich ungefähr diese Größe … Wirst du ein Kind mit ihr haben? Mit Weather?«
    »Vielleicht«, sagte er. »Vielleicht auch nicht.«
    »Mein Gott, du hältst dir wieder einmal alle Optionen offen.« Marcy lächelte, aber es schien ein wenig Traurigkeit darin mitzuschwingen.
    »Bist du sicher, dass du es gesundheitlich schaffst?«, fragte er.
    »Ich wollte, ich hätte die ganze Scheiße endlich hinter mir«, antwortete sie. Sie meinte den Schmerz, sprach von ihm, als ob er eine feindliche Person sei, und Lucas wusste aus eigener Erfahrung sehr gut, wie ihr zumute war. »Ich bin nur noch ein paar Zentimeter davon entfernt, wieder ins Leben zurückzukehren, aber ich will endlich
ganz
zurück sein. Gegen jemanden kämpfen. Mich mit einem Mann verabreden. Irgendwas …«
    »Hey, du stehst doch kurz davor. Du siehst um zweihundert Prozent besser aus als vor einem Monat. Selbst dein Haar ist wieder hübsch. In einem Monat … spätestens in einem Monat bist du wieder ganz die alte Sherrill.«
    Rose Marie Roux war eine recht kompakte Frau, Ende fünfzig, langjährige Raucherin, und sie alterte beängstigend schnell. Sie hatte ihr Büro mit Scharzweißfotos von lokalen Politikern, einigen Cops, ihrem Mann und ihren Eltern geschmückt; hinzu kam die übliche Sammlung von Ehrungen und Danksagungen. Ihr Schreibtisch war aufgeräumt, aber auf einem Besprechungstisch stapelten sich Akten. Als Lucas hereinkam, saß sie an diesem Tisch, hielt eine bernsteinfarbene Kette mit Handschmeichlern zwischen den Fingern und sah ihm mit müden Hundeaugen entgegen. »Sie wollten mich sprechen«, sagte sie. »Was ist los?«
    Lucas setzte sich auf einen der lederbezogenen Besucherstühle und berichtete ihr von den Zeichnungen und dem Zusammenhang mit dem Aronson-Mordfall. »Ich werde den Fall mit meinem Team übernehmen«, sagte er. »Lester ist besorgt, was die Medien wieder daraus machen könnten. Ich meine aber, wir müssten auf ihre Unterstützung zurückgreifen, und das wollte ich vorher mit Ihnen besprechen.«
    »Werfen Sie’s Kanal Drei zum Fraß vor, betonen Sie nachdrücklich, dass das ein großer Gefallen ist und wir Gegenleistungen erwarten«, sagte sie. Sie nickte wie zur Bestätigung, wiederholte dann fast flüsternd: »Gegenleistungen erwarten …«
    »Natürlich … Aber was ist los mit Ihnen?« Lucas war verunsichert. »Sie klingen ziemlich gestresst.«
    »Ziemlich gestresst«, kam es als Echo von ihren Lippen. Sie stemmte sich auf die Füße, schlich mit müden Schritten zum Fenster, schaute hinunter auf die Straße. »Ich habe gerade mit Euer Gnaden gesprochen.«
    »Ja, man hat mir vorhin gesagt, dass der Bürgermeister bei Ihnen ist.«
    »Er wird im Herbst nicht wieder kandidieren. Seine Entscheidung ist endgültig.« Sie drehte sich um und sah Lucas an. »Was bedeutet, dass ich meinen Posten los bin. Meine Amtszeit läuft im September ab. Und rund einen Monat vor dem Amtsantritt des neuen Bürgermeisters kann der alte mich nicht für eine weitere Dienstperiode verpflichten. Der Stadtrat würde dem niemals zustimmen. Er geht davon aus, dass Figueroa der chancenreichste Kandidat für seine Nachfolge ist, aber auch Carlson oder Rankin

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