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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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angenommen.
    »Wir riskieren nicht nur eine Niederlage vor Gericht«, zeigte Kirk auf. »Wenn er uns durch die Lappen geht, mordet er weiter.«
    »Jetzt will ich Ihnen mal was sagen«, erregte sich Marcy. »Wenn Sie mit so einem Angebot auf J. B. zugehen, wird er Blut riechen. Er wird es ablehnen. Wenn Sie schon ein Angebot machen, muss es viel harscher sein.«
    Towson schüttelte den Kopf. »Wie könnten wir denn einen härteren Vorschlag machen? Wenn wir hochgehen auf Mord ersten Grades, wird er, wie die obligatorischen Rechtsvorschriften nun mal gestrickt sind, die Schwächen unserer Beweislage gnadenlos ausreizen und Freispruch fordern – es bleibt ihm fast nichts anderes übrig. Ohne Todesstrafe in diesem Staat haben wir nichts in der Hand, was wir als Deal anbieten können – wir haben nur die Herabsetzung des Schuldgrades als Spielmasse.«
    »Warum setzen Sie sich nicht mal mit Ihren Kollegen in Wisconsin in Verbindung?«, fragte Lucas. »Die Leute dort meinen, sie hätten auch ein paar Anklagepunkte gegen Qatar. Schlagen Sie J. B. doch als Deal vor, er soll Mord ersten Grades – in nur einem Fall – hier bei uns akzeptieren; Qatar verbüßt seine Strafe, als Gegenleistung lassen wir Wisconsin fallen. Wenn er nicht zustimmt, kommt Qatar hier
und
in Wisconsin vor den Kadi. Und bei einem dieser Gerichtsverfahren werden wir lebenslang ohne die Möglichkeit vorzeitiger Begnadigung kriegen, denke ich doch.«
    Towson trommelte mit einem gelben Bleistift auf sein Notizbuch. »Das wäre eine Option«, sagte er zu Dunn. »Auch wenn sie ein bisschen schwach auf der Brust ist.«
    »Ja, es gibt da ein Problem: Ich habe mir die mögliche Beweislage bei den Fällen in Wisconsin angesehen und festgestellt, dass sie noch weniger handgreifliche Fakten vorzuweisen haben als wir. Mit Wisconsin verbindet Qatar kaum mehr, als dass er mal in Stout gewohnt hat.«
    »Und Aronsons Perlen und die stets gleiche Methode der Morde und die Tatsache, dass alle Opfer am selben Ort verscharrt wurden«, sagte Lucas.
    »Ich will Ihnen was sagen«, fasste Towson schließlich zusammen. »Wir lassen zunächst mal die Finger von jedem Vorschlag für einen Deal, bis wir alles noch mal genau überprüft haben. Wenn Sie noch auf etwas stoßen, her damit. Vielleicht macht J. B. ja als Erster ein Angebot.«
    »Wer vertritt uns bei der Voruntersuchung?«, fragte Lucas.
    »Ich«, sagte Kirk. »Wir werden den Fall nur umreißen, bringen Withcomb mit seiner Aussage zu dem Schmuck aufs Tapet, und das sollte erst mal genügen. Kommen Sie hin?«
    »Ja, ich will mir den Kerl noch mal ansehen«, sagte Lucas. »Er ist ja wirklich ein seltsamer Typ.«
    Marshall war bereit zur Teilnahme an der Voruntersuchung. Er hatte sich in einen Kordanzug und schicke Cowboy-Stiefel geworfen und das Haar an den Kopf geklatscht.
    »Sie sehen aus wie der Freund von Madonna«, verkündete Marcy.
    »Ach was, verdammt, ich streiche Sie von der Liste meiner Freunde«, knurrte er, war aber sichtlich verlegen.
    Die Voruntersuchung begann als reine Routinesache – Qatar war im dunklen Anzug mit ebensolcher Krawatte erschienen, und er hatte dunkle Ringe unter den Augen, als ob er viel geweint hätte –, bis dann Randy Withcomb in einem Rollstuhl hereingeschoben wurde.
    Randy schaute sich unter gesenkten Augenbrauen im Gerichtssaal um, starrte die Reporter und die gaffenden Zuschauer an, um schließlich Lucas zu entdecken und den Blick auf ihn fixiert zu halten. Marcy, die neben Lucas saß, flüsterte ihm zu: »Was starrt er dich so an?«
    »Ja, das gefällt mit nicht«, zischte Lucas zurück. »Er sieht stocksauer aus.«
    Kirk begann mit der Anhörung Randy Withcombs.
    Ja, erklärte Randy, er habe die Perlen von einem Mann gekauft, der sagte, er sei von St. Patrick. Ja, er habe vom selben Mann auch den Diamantring gekauft. Die Perlen habe er auf der Straße verkauft; er wisse nicht, wer sie jetzt habe.
    »Sehen Sie den Mann, der Ihnen den Schmuck verkauft hat, hier in diesem Gerichtssaal?«, fragte Kirk.
    Randy sah sich eine volle Minute um, ging jede Sitzreihe durch, sagte dann: »Nein. Ich sehe den Mann nicht.«
    Kirk fuhr erstaunt zurück. »Dann sehen Sie sich doch einmal den Mann am Tisch der Verteidigung genauer an.«
    Glass, Qatars Anwalt, war verblüfft wie alle anderen auch, kämpfte sich dann jedoch auf die Füße, aber ehe er seinen Einspruch gegen Kirks Frage herausschmettern konnte, lehnte Randy sich zum Mikrofon vor und sagte: »Diesen Mann habe ich noch nie in meinem

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