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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Lo über Randys Verhalten kriegen.«
    Als Lucas den Hörer aufgelegt hatte, fragte Marshall, der sich an Lanes kleinem Schreibtisch niedergelassen hatte: »Ein weiterer Stein in der Mauer?«
    »Ja, und zwar ein großer. Wir können beweisen, dass Qatar sich in der Nacht, als Suzanne Brister ermordet wurde, nur acht Blocks vom Tatort entfernt aufgehalten hat. Aber das ist noch nicht alles …«
    Er erklärte den Rest, und Marshall sagte: »Das ist großartig, aber wissen Sie, was ich als Qatars Anwalt ins Feld führen würde? Ich würde folgendes Szenario entwerfen: Qatar rauchte Pot, sogar eine ganze Menge, und er stand auch ein bisschen auf Koks. Er ist ja Künstler, nicht wahr? So hat er Randy kennen gelernt. Und Qatars Freunde und Bekannte erregten Randys Aufmerksamkeit – er lernte Neumann und Qatars Mutter und all die anderen Leute kennen.
Nicht Qatar, sondern Randy ist der Killer.
Da ist diese Tote in Randys Appartement, die in gleicher Weise wie alle anderen ermordet wurde; seine blutigen Fingerabdrücke sind rundum zu finden, und er hat beim Versuch der Flucht aus der Wohnung von der Schusswaffe Gebrauch gemacht …«
    »Er war zu jung, als die ersten Morde begangen wurden.«
    »Na ja, wer weiß? Um so zu werden, wie er jetzt ist, muss er schon in seiner Jugend ein Monster gewesen sein. Als Laura verschwand, muss er … zwölf oder dreizehn gewesen sein, oder? Glauben Sie nicht auch, dass eine ganze Reihe zwölfjähriger Killer in dieser Stadt rumlaufen?«
    Lucas hob die Schultern. »Okay, Sie konstruieren da also einen Fall. Glauben Sie wirklich daran?«
    »Natürlich nicht. Vor allem, weil der Kerl ja mit Laura ›ging‹, wie man so schön sagt.«
    »Wenn er der Kerl war, der sie umgebracht hat.«
    »Ach was, Lucas. Wir wissen, wer die Mädchen ermordet hat. Ich mache mir halt nur Sorgen wegen der Gerichtsverhandlung.«
    »Man muss sich immer Sorgen wegen Gerichtsverhandlungen machen«, sagte Lucas. »Aber wir schichten ja immer mehr Steine zur Mauer auf.«
    »Wir bräuchten wirklich noch ein ganz heißes Indiz«, sagte Marshall. »Wenn wir das hätten, könnte man zusammen mit den Mauersteinen sehr zufrieden sein.«
    Die richterliche Voruntersuchung gegen Qatar war auf den folgenden Montag angesetzt. Inzwischen ergaben sich keine weiteren Erkenntnisse. Labortechniker untersuchten die Rußablagerungen des Heizofens im Universitätsgebäude und fanden verschiedene Metallspuren, die jedoch nicht eindeutig als von Kleidungsstücken stammend identifiziert werden konnten. Lane fand bei den Taxiunternehmen heraus, dass es in jener Nacht drei Fahrten von der Gegend um Qatars Haus zur Gegend um Barstads Haus gegeben hatte, aber keiner der Fahrer konnte Qatar als Passagier identifizieren.
    Lo Andrews machte seine Aussage, aber der stellvertretende Bezirksstaatsanwalt wies darauf hin, dass es sich nur um die Aussage eines weiteren Drogensüchtigen handelte. Dreißig Cops wurden eingesetzt, um in die Mülltonnen und hinter jede Hecke im Umkreis von einem halben Kilometer um Barstads Haus zu schauen. Sie fanden alle möglichen Kleidungsstücke und Schuhe, aber nichts, was zu Qatar passte – alles war alt und abgetragen oder wurde von den Besitzern der Mülltonnen als ihr Eigentum identifiziert.
    »Was ist, wenn Qatar gar nicht der Killer ist?«, fragte Swanson.
    »Er ist es«, knurrte Lucas.
    »Wir stecken in großen Schwierigkeiten«, sagte Marshall. Er war in tiefes Brüten versunken. »Wir hätten ihn nicht jetzt schon festnehmen sollen. Wir hätten ihn rund um die Uhr beschatten lassen sollen. Früher oder später hätte er einen Fehler gemacht.«
    »Wenn wir das gemacht hätten, wäre ihm das bestimmt nicht entgangen«, widersprach Lucas. »Und je länger wir jeden seiner Schritte beobachtet hätten, umso unschuldiger würde er letztlich dastehen.«
    Marshall blieb über das Wochenende in der Stadt. Aufgrund der Durchsuchungsanordnung wurde ihm erlaubt, Qatars Haus zu betreten, und er verbrachte fast die ganze Zeit damit, es zu durchstöbern. Er schraubte jede Steckdose aus der Wand, untersuchte jeden Zentimeter der Glasfiberisolierung zwischen den Deckenbalken, schaute in alle Kaminöffnungen und zerlegte bei jeder den Rauchabzug.
    Am späten Sonntagnachmittag rief er Lucas an. »Wissen Sie, was ich erreicht habe?«
    »Etwas Interessantes?«
    »Ich habe erreicht, dass ich voller Splitter von der Glasfiberisolierung und total mit Ruß bedeckt bin. Ich sehe aus, als ob ich gerade aus einer Filmklamotte

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