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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Leben gesehen.«
    Ein ungläubiges Murmeln lief durch den Gerichtssaal. Marshall fragte verblüfft: »Was ist denn mit dem los?« Und Marcy zischte: »Dieser widerliche Wichser!«
    Lucas sagte nichts, denn er sah, dass Randy ihn anstarrte, und er wusste, dass der Querschnittsgelähmte noch nicht fertig war. »Wie gefällt dir das, du Arschloch?«, bellte Randy dann auch tatsächlich ins Mikrofon. Er deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Lucas und schrie: »Du verdammter Schwanzlutscher, wie gefällt dir das?«
    Der Richter hämmerte auf sein Pult, aber Randy schrie weiter, und schließlich ließ der Richter ihn von einem Gerichtsdiener aus dem Saal rollen. Randy brüllte unentwegt weiter, auch noch draußen im Flur, und Lucas stand auf und sagte zu Marcy und Marshall: »Wir müssen rausfinden, was da passiert ist. Wir müssen diesen Mistkerl zur Raison bringen. Wo ist sein Anwalt? Hat einer von euch Lansing gesehen?«
    Lansing war im Flur bei seinem Mandanten. Als Lucas und Marcy aus dem Saal kamen, nahm Randy das inzwischen verebbte Gebrüll wieder auf: »Haltet mir dieses Arschloch vom Leib! Haltet mir diese Drecksau vom Leib!«
    Lansing trat auf die beiden zu und sagte: »Sie hören ja, was er da von sich gibt …«
    Lucas streckte den Arm aus und packte mit Daumen und Zeigefinger Lansings Revers. »Ich sollte Ihnen nicht schon wieder gute Ratschläge geben, aber ich tue es trotzdem, weil Sie noch so jung und so verdammt dämlich sind. Sie sollten schleunigst rausfinden, was da mit Randy passiert ist, oder Sie sehen einem vorzeitigen Ende Ihrer Juristenkarriere entgegen. Sie haben dem Deal zugestimmt, und wir haben die Anklage darauf aufgebaut. Und jetzt sitzen wir ganz tief in der Scheiße – Sie genauso wie wir.«
    Lansing schluckte, trat einen Schritt zurück. »Ich weiß… Ich finde raus, was vorgefallen ist.«
    »Fangen Sie sofort damit an«, sagte Lucas.
    Marshall kam aus dem Saal. »Verdammte Scheiße«, sagte er. »Das schlägt dem Fass den Boden aus …«
    »Was passiert da drin noch?«, fragte Lucas und machte einen Schritt auf die Saaltür zu.
    »Sie reden über eine Kaution«, sagte Marshall. »Sie werden ihn gegen Kaution auf freien Fuß lassen.«

28
    »Letzte Nacht hat jemand bei Randy im Krankenhaus angerufen und mit ihm geredet«, sagte Lansing. Er rief aus seinem Büro in St. Paul an. Lucas und Marcy waren gerade von einem Treffen beim Bezirksstaatsanwalt zurückgekommen, bei dem Kirk und Towson ihnen die Grundzüge für das Angebot eines Deals mit Qatar dargelegt hatten. »Randy ist natürlich ein unzuverlässiger Bursche, aber der Kern der Geschichte ist, dass dieser Anrufer ihm gesagt hat, es gehe das Gerücht um, Sie hätten ihn auf Ihre Seite gebracht, er sei nichts als Ihr Lakai, und Sie würden ihn wie eine Marionette an Ihren Fäden zappeln lassen. Und Sie würden in den Straßen rumlaufen und höhnisch damit prahlen. Die ganze Stadt wüsste das inzwischen.«
    »Das ist doch absoluter Quatsch«, sagte Lucas.
    »Haben Sie denn mit jemandem darüber gesprochen?«
    »Außerhalb des Büros mit keiner Menschenseele. Mein gesellschaftliches Leben beschränkt sich auf meine Verlobte, und wir gehen kaum einmal aus.«
    »Könnten andere es getan haben?«, fragte Lansing.
    »Ich werde mich mal umhören, aber die Sache stinkt gewaltig nach Blödsinn.«
    »Randy ist nicht dieser Meinung.«
    »Bringen Sie Randy dazu, doch mal ein paar seiner Kumpel anzurufen – oder, falls er keine haben sollte, irgendwelche Bekannte. Die soll er fragen, ob an der Sache was dran ist.«
    »Okay … Schau’n wir mal, was dabei rauskommt.«
    »Ich will Ihnen sagen, was dabei rauskommt. Der Deal, den wir gemacht haben, basierte auf Randys glaubwürdiger Aussage. Er könnte uns dabei natürlich auch was vorgelogen haben, aber das hat er nicht, denn er griff die richtigen Fotos ruckzuck aus der Serie, ohne sie vorher je gesehen zu haben. Und deshalb gibt es keine andere Möglichkeit, als dass er sich heute Morgen anders besonnen hat. Sie können dem verdammten Arschloch zwei Dinge von mir ausrichten: Erstens, ich habe mit keinem Menschen über diese Sache geredet; zweitens, er kann seinem Arsch Lebewohl sagen. Er hat den Weg nach Stillwater eingeschlagen, und wenn er wieder rauskommt, ist er zehn Jahre älter, als ich jetzt bin.«
    »Warten Sie mal … Warten Sie doch mal …«
    »Ich warte keine Minute länger«, fauchte Lucas. »Ich nehme mir jetzt ein paar Tage frei, und wenn Randy sich entschließt, seine

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