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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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also auch Ellen Barstad ermordet, das liegt auf der Hand, aber es ist durchaus möglich, dass wir den Kerl nicht zu fassen kriegen. Ich meinte, wir hätten grundsätzlich genug Beweise, und ich meinte auch, wir sollten ihn nicht länger frei rumlaufen lassen, nachdem er vor Barstad bereits Neumann und seine Mutter ermordet hatte. Er dreht durch. Ermordet jeden, der ihm auch nur halbwegs gefährlich werden könnte. Er ist irgendwie auf einem psychotischen Trip.«
    Weather war schockiert über die Ermordung Barstads. Sie brachte nur einen Satz heraus: »Du wirst ihn kriegen.«
    »Ja … Aber ich kann mir vorstellen, worauf die Staatsanwaltschaft hinarbeiten wird. Wenn sie keinen Deal irgendeiner Art mit ihm machen kann, wird sie sich auf eine allgemeine Anklage konzentrieren, und das ist immer riskant.«
    Bei einer allgemeinen Anklage kratzte die Staatsanwaltschaft alle kleinsten Beweisfetzen zusammen, egal, ob sie zweifelhaft waren oder auf reinen Indizien beruhten, hackte ausführlich auf jedem möglichen Mordszenario herum, warf dazu psychiatrische Gutachten in die Schlacht und benutzte die ganze Show zu der Schlussfolgerung, auch wenn dem Angeklagten der zur Debatte stehende Mord nicht eindeutig nachgewiesen werden könne, habe er zweifellos Verbrechen begangen, für die er ins Gefängnis gehöre, und er müsse schon aus Gründen der öffentlichen Sicherheit verurteilt werden. Der normale Geschworene war verängstigt und furchtsam; gab es aber einen einzigen aufmüpfigen Zweifler unter ihnen, konnte die ganze Sache platzen. Und letztlich war es auch so, dass derartige Verurteilungen bei allen Beteiligten einen schalen Geschmack im Mund zurückließen. Anders als bei einem sauberen Mord …
    »Was du brauchst, ist ein Pistolenlauf, aus dem noch Rauch steigt.«
    »Ja, wir sind in so vielen einzelnen Punkten dicht an ihm dran«, sagte Lucas. »Wenn wir doch nur bei einem einzigen zu einem klaren Bild kämen. Einen mit Blut durchtränkten Fetzen von seiner Kleidung finden würden – irgendwas …«
    Als Lucas am nächsten Morgen recht spät ins Büro kam, wartete Marshall bereits auf ihn. »Ich dachte, Sie wollten mal ein paar Tage zu Hause bleiben«, sagte Lucas.
    »Ich bring’s nicht fertig«, sagte Marshall. »Aber mein Kreuz ist von der Fahrerei völlig aus dem Lot.«
    »Du sollst Lane zu Hause anrufen«, meldete sich Marcy. »Er hat heute Nacht eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Du sollst ohne Rücksicht auf sein Schlafbedürfnis sofort anrufen.«
    Lucas tat es, und Lane meldete sich mit verschlafener Stimme. »Ich bin gerade erst ins Bett gekrochen«, sagte er. »Ich habe heute Nacht diesen Lo Andrews durch die halbe Stadt verfolgt und ihn schließlich erwischt, als die Sonne schon aufging.«
    »Hat er was für uns?«
    »Ja. Er hatte ein bisschen Koks dabei, und ich habe ihn in die Arrestzelle des Ramsey County gebracht. Dort bleibt er erst mal, bis wir ihn offiziell vernehmen. Die Gründe, ihn so lange festzuhalten, müssen wir uns allerdings noch aus den Fingern saugen.«
    »Ja, ja … Was sagt er?«
    »Er sagt Folgendes: In der Nacht, als Suzanne Brister ermordet wurde, war Randy bei ihm auf der Party. Schon bald ging ihm das Geld aus; sie brachten ihn zu einem Geldautomaten, und er hob mit seiner Karte das Maximum ab. Das Geld war bald wieder verpulvert – im wahrsten Sinn des Wortes! –, und sie fuhren zu Randys Haus, holten eine Stereo-Kompaktanlage und verhökerten sie auf der Straße, aber auch das Geld war bald wieder alle, und dann brachten sie ihn nach Hause – aber eine Stunde später kam er zurück und hatte vierhundert Bucks dabei, und er sagte, er hätte sie einem weißen Angeber abgeluchst.«
    »Aha. Du meinst, das könnte Qatar gewesen sein?«
    »Ich habe den Durchsuchungsbefehl für Qatars Haus bei seiner Bank vorgezeigt, und man hat mir Einblick in die Aufzeichnungen seiner Kontobewegungen gegeben. Er hat um 00:38 Uhr in dieser Nacht aus einem Automaten an der Grand Avenue, acht Blocks von Randys Haus entfernt, vierhundert Dollar abgehoben.«
    »Mann, Lane, großartig!«, lobte Lucas.
    »Was soll ich dazu sagen? Ich bin nun mal gut.«
    »Ja, das
bist
du. Du musst das jetzt natürlich alles genau festhalten.«
    »Natürlich. Aber erst mal mache ich noch ein Schläfchen. Für drei Uhr heute Nachmittag habe ich ein Treffen mit Lo Andrews’ Anwalt verabredet. Wir machen einen Deal – die Anklage wegen Drogenbesitzes lassen wir fallen, wenn wir dafür eine klare Aussage von

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