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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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noch zu früh, das zu beurteilen. Könnte sich aber als gut erweisen. Wenn der Kerl auf Nutten aus ist, können wir die Zahl der Leute eingrenzen, die wir unter die Lupe nehmen müssen, und ich habe gute Kontakte in diesem Milieu.«
    »Erst zwölf Stunden bei den Ermittlungen, und schon erweist sich Lucas Davenport als Genie. Und wenn ich mir ansehe, wie stocksauer du bist, scheint es dir einen Mordsspaß zu machen.«
    »Pfff …« Die Ankündigung des Bürgermeisters fiel ihm ein. »Hast du heute Abend die Nachrichten gesehen?«
    »Nein. Hattest du einen Auftritt?«
    »Nein, aber es gab neben dem Mordfall Aronson noch eine andere Story … Wichtig daran ist, dass ich in ein paar Monaten wahrscheinlich meinen Job los bin.« Er erzählte ihr die Hintergründe und wies auf die geringe Chance hin, dass ein neuer Polizeichef ihn übernehmen werde.
    »Aha – wenn wir schwanger werden, brauchen wir also kein Kindermädchen«, war Weathers erster Kommentar.
    »Das ist nicht genau das, was ich mir … Verdammt, du nimmst mich wieder mal auf den Arm. Für mich ist das aber eine ernste Sache.«
    »Wenn du wirklich scharf darauf bist, deinen Job zu behalten, kannst du dir ja immer noch was einfallen lassen, wie du das schaffst«, sagte Weather. »Vielleicht ist es aber auch Zeit, dass du mal was anderes machst.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Keine Ahnung. Irgendwas anderes. Du hast dein ganzes Leben nur diesen einen Job gemacht. Vielleicht solltest du mal was anfangen, das …«
    Er ahnte die Zielrichtung: »… sanfter und friedlicher ist?«
    »Ja, wäre nicht schlecht«, bestätigte sie. »Du warst zeitweise doch auch ein guter Geschäftsmann.« Lucas war für kurze Zeit einmal der nominelle Chef einer Software-Firma gewesen, die Simulationsprogramme für die Notrufzentralen der Polizei entwickelte. Er hatte so schnell wie möglich einen Computerfachmann für den Job angeheuert und sich wieder ganz der Polizeiarbeit gewidmet.
    »Nichts ist so grausam wie das, was Firmenchefs fortlaufend tun«, sagte Lucas. »Ich habe nie einen Mitarbeiter entlassen. Niemals das Leben eines hart arbeitenden Menschen und das seiner Familie, seiner Kids und seines Hundes ruiniert, nur weil irgendjemand einen Extra-Cent für die gottverdammte Dividende rausschinden wollte.«
    »Du Kommunist«, sagte Weather.
    Später am Abend setzte Lucas sich im Bett auf und seufzte laut.
    »Oh, geh schon!«, sagte Weather und zog das Laken bis zum Kinn hoch.
    »Was?« Aber er wusste, dass sie wusste, was ihn quälte.
    »Geh schon, sieh zu, dass du diesen Typ findest. Den Empfänger der Mund-zu-Schwanz-Beatmung.«
    »Das ist nicht die Nacht zum Aufspüren bestimmter Leute«, sagte Lucas, sah dabei jedoch verstohlen zum Wecker auf dem Nachttisch.
    »Lucas, du hast dich ununterbrochen im Bett hin und her gewälzt«, sagte sie.
    »Del wollte heute bis spätabends unterwegs sein«, sagte er. Nur mal so versuchsweise.
    »Dann ruf ihn an. Ich muss morgen arbeiten und brauche meinen Schlaf. Und den kriege ich nicht, wenn du dich dauernd rumwälzt. Geh.«
    Lucas tat so, als würde er den Gedanken noch einen Moment abwägen, schob dann das Laken beiseite, griff zum Telefon auf dem Nachttisch und wählte Dels Handynummer. Del meldete sich gleich beim ersten Läuten. »Ja?«
    »Bist du noch wach?«
    »Ich hoffe es. Denn wenn es nicht so ist, träume ich gerade, ich würde an der Kreuzung Twenty-ninth und Hennepin in einer Matschpfütze stehen und mir Schneeflocken aus dem Genick wischen.«
    »Es schneit?«
    »Ja. Der Schnee hat den Regen vertrieben.«
    »Ich liege mit Weather im Bett«, sagte Lucas. »Wir sind beide nackt, und es ist herrlich warm.« Weather streckte die Hand aus und kniff ihn fest in die linke Brustwarze. »Autsch! Mein Gott …« Er entfernte sich schnell ein Stück von ihr.
    »Was ist los?«, fragte Del.
    »Egal«, sagte Lucas und rieb sich die Brust. »Kennst du eine Kneipe namens Cobra in St. Paul?«
    »Mein Zuhause neben meinem eigentlichen Zuhause«, sagte Del.
    »Dort hängt oft ein Typ mit Namen Larry Lapp rum. Julie Aronson hat ihm zum Preis von hundert Bucks pro Durchgang den Dudelsack geblasen. Hat man mir jedenfalls erzählt.«
    »Na so was … Willst du ihm einen Besuch machen?«
    »Ja. Wir treffen uns in einer halben Stunde dort, okay?«
    »Wenn du jetzt gerade nackt und warm mit Weather im Bett liegst und mich in einer halben Stunde treffen willst, bist du noch beknackter, als ich bislang vermutet habe. Es ist echt scheußlich

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