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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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oder ich?«
    Del sah Lucas an und sagte: »Lauf schnell weg!«
    Die beiden Berichte auf Kanal Drei hatten einen Ansturm der anderen Fernsehstationen und der Zeitungen aufs Rathaus zur Folge. Der Bürgermeister bestätigte, dass er nicht wieder kandidieren werde, und Rose Marie stellte dar, was im Fall Aronson bisher recherchiert worden war. Sie korrigierte den Eindruck, es seien auch die anderen Frauen bedroht worden.
    Rose Marie rief an, kaum dass sie vom Bildschirm verschwunden war. »Ich nehme an, dass Sie es waren, der Carey ins Spiel gebracht hat …«
    »Ja. Kanal Drei steht jetzt tief in unserer Schuld.«
    »Sehr gut. Wir unterhalten uns morgen noch mal darüber. Ich gehe jetzt nach Hause und heule still vor mich hin.«
    Lucas legte auf, sah auf die Uhr, rief dann Weather an und schlug ein Treffen zu einem späten Sandwich vor.
    »Ich bringe mein Nachthemd mit«, sagte sie.
    »Oje. Weißt du eigentlich, wie alt ich bin?«
    »Nicht andeutungsweise so alt, wie du um Mitternacht sein wirst.«
    Er zog gerade sein Jackett an, als das Telefon läutete. Er dachte, es sei Weather mit nachträglichen Vorschlägen. »Ja?«
    »Lucas?« Eine Männerstimme.
    »Ja.«
    »Gerry Haack hier. Erinnern Sie sich an mich?«
    »Ja, Gerry. Was ist los?« Lucas sah auf die Uhr.
    »Ich hatte damals diesen Garten-Service betrieben. Und diese verdammte Sache am Hals …«
    Die Sache mit dem Tobsuchtsanfall im Methadonrausch in dem exklusiven Accessoire-Shop bei Dayton’s. »Ja, ja, was kann ich für Sie tun?«
    »Sie haben damals gesagt, ich wär’ Ihnen was schuldig, und wenn ich mal auf was stoßen würd’, soll ich Sie anrufen …«
    »Und?« Weather würde sich jetzt gerade auf den Weg machen. »Was haben Sie für mich?«
    »Ich habe den Garten-Service aufgegeben. Ich arbeite jetzt in der Cobra Lounge in St. Paul. Ist keine tolle Bar, aber ich muss ja irgendwie wieder auf die Füße kommen, verstehen Sie …«
    »Sehr schön, Gerry. Also, was ist los?«
    »Sie kennen doch sicher den Fall mit der strangulierten Frau, nicht wahr? Aronson?«
    »Ja.«
    »Ich habe gerade diese Zeichnung von ihr im TV gesehen, aber sie haben nichts davon gesagt, was sie getrieben hat.«
    »Wie bitte?«
    »Sie ist auf den Strich gegangen, Mann.« Haacks Stimme sank um eine Oktave, wurde vertraulich – von Mann zu Mann.
    »
Was
? Wovon reden Sie da?«
    »Sie hat’s für Geld mit Männern getrieben.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja. Ich kenne einen Typ, den sie ein paarmal bedient hat. Hat ihn jedes Mal hundert Dollar gekostet. Keine ausgefallenen Sachen, nur eine ganz normale Fickerei, mal auch ein bisschen Mund-zu-Schwanz-Beatmung. Sie haben abends öfter hier in der Bar rumgesessen und mit’nander geredet.«
    »Sie kennen den Mann?«
    »Ja … Aber Sie dürfen nicht sagen, von wem Sie den Tipp haben. Man würd’ mich umbringen.« Seine Stimme war jetzt nervös, als ob ihn Zweifel überfallen hätten, den Namen zu nennen.
    »Kein Mensch wird es erfahren«, versicherte Lucas. »Also, wie heißt der Bursche?«
    Als er aufgelegt hatte, zwackte Lucas weitere zehn Minuten von seiner knappen Zeit ab und ging hastig noch einmal Aronsons Akte durch. Swanson hatte bestätigt, dass er alle vorhandenen Unterlagen überprüft hatte – sogar ihre Fingerabdrücke beim FBI – und auf keinerlei negative Dinge gestoßen war. Wenn Aronson auf den Srich gegangen war, hätte man das rausfinden müssen.
    Er hatte sich in helle Wut gesteigert, als er schließlich im Restaurant ankam. »Wie zum gottverdammten Teufel können die Ermittlungen in einem Kriminalfall über ein Jahr andauern, und man findet nicht raus, dass diese Frau auf den Strich gegangen ist?«
    »Man hat kein Jahr ermittelt«, sagte Weather. »Es war die halbherzige Untersuchung eines Vermisstenfalles, die ein paar Wochen nach ihrem Verschwinden geführt wurde und nichts ergab. Und wahrscheinlich war sie kein Profi auf dem Strich. Sie ist ja, wie du gesagt hast, nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen.«
    »Aber so was
muss
einfach rauskommen«, beharrte Lucas. »Keine gründliche Arbeit … Und jetzt stellt sich die Frage hinsichtlich der anderen Frauen: Sind sie auch Nutten? Eine von ihnen behauptet, sie sei noch Jungfrau – natürlich hat keiner mit der Taschenlampe nachgeguckt, ob das stimmt. Wenn sie aber Nutten sind, haben wir es mit einem ganz anderen Problem zu tun, als wir beim Einstieg in den Fall dachten.«
    »Ist das gut oder schlecht?«
    Er dachte einen Moment nach, sagte schließlich: »Es ist

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