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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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geschlafen, Pfannkuchen zum Frühstück, nette Unterhaltung mit einer attraktiven Frau«, grinste Lucas.
    »Besser als diese Scheiße hier, wie?«
    Lucas nickte. »Aber Sie haben Nummer sieben gefunden …«
    »Ja.« McGrady trat mit wackligen Beinen einen Schritt zurück und ließ sich auf einen Segeltuch-Klappstuhl sinken. »Wissen Sie was? Die ersten sechs haben mich nicht besonders aufgeregt. Aber das siebte … dass wir noch ein siebtes gefunden haben, das
hat
mich aufgeregt.«
    »Ich habe ein paar Computerausdrucke von Zahnröntgenaufnahmen für Sie. Wenn wir die Originale brauchen, können wir sie kriegen. Sie stammen von der Frau aus New Richmond. Nancy Vanderpost.«
    Lucas gab McGrady die Ausdrucke, und McGrady sah sie sich längere Zeit an, sagte dann: »Vier.«
    »Was?
    »Sie könnten von Nummer vier stammen.«
    Er ging durch das Zelt zu einer Reihe von sechs großen Kartons. In jedem Karton steckten mehrere durchsichtige Plastikbeutel, jeder Einzelne ausführlich beschriftet. Er kramte im Karton Nummer vier herum, zog schließlich einen der Beutel heraus. Er enthielt, wie Lucas sah, mehrere einzelne Knochen, darunter auch einen Unterkiefer und einen Oberkiefer samt der Zähne. McGrady betrachtete die Zähne eine Weile, schaute dann auf Lucas’ Ausdrucke, wieder auf die Zähne, wieder auf die Ausdrucke. Schließlich sah er Lucas an und sagte mit sanfter Stimme: »Hallo Nancy …«
    »Sind Sie sicher?«, fragte Del.
    »Zu neunundneunzig Prozent.« Er legte den Beutel zurück in den Karton, nahm seine Brille ab, sagte: »Verdammt, ich bin so beschissen müde …«
    »Sie sollten jetzt mal ein paar Stunden schlafen«, sagte Lucas.
    »Vielleicht kommende Nacht.«
    Lucas rief Marcy an und berichtete ihr von der Identifizierung Vanderposts, sagte ihr dann, sie solle in Zusammenarbeit mit den Cops in New Richmond eine »Akte Vanderpost« zusammenstellen. Sie bestätigte den Auftrag, fügte hinzu: »Black war drüben bei der Erzdiözese, und die Leute waren hilfsbereit und haben nach einem Priester geforscht, der am Institut der Universität von Wisconsin in Menomonie Kunst studiert hat, aber der Monsignore dort unten sagte, es hätte keinen gegeben; er kenne den Lebensweg aller Priester in der Gegend, und keiner von ihnen habe ein solches Studium in Menomonie absolviert.«
    »Na ja, war auch nur eine Idee«, sagte Lucas.
    »Ja, aber hör dir das an: Nach dem Gespräch mit dem Kirchenmann hat Black sich die Akten der betroffenen Frauen noch mal genauer angesehen und dabei festgestellt, dass ein Großteil von ihnen bei der Befragung ›regelmäßige Kirchgängerin‹ als eine ihrer sozialen Aktivitäten angegeben hat. Von den siebzehn Frauen, die nach unserem bisherigen Wissensstand solche Zeichnungen erhalten haben, sind elf katholisch. Das sind weitaus mehr als der statistische Durchschnitt. Und von den drei toten Frauen, die wir identifiziert haben, sind zwei katholisch.«
    »Und?«
    »Ist doch interessant, oder?«
    »Ja. Bleib dran.«
    »Mach ich.«
    Als er das Gespräch beendet hatte, fragte Lucas McGrady, ob er Marshall gesehen habe.
    »Er läuft dauernd auf dem Hügel rum«, antwortete McGrady. »Als ich ihn letztmals sah, saß er oben auf dem Hügelkamm auf einem Baumstamm.«
    Marshall saß immer noch auf dem Baumstamm, als Lucas zum Kamm des Hügels hochkletterte. Als Lucas ihn erreichte, sagte der Deputy: »Weitere schlechte Nachrichten …« Es klang nicht nach einer Frage.
    »McGrady sagte, Nummer vier sei Nancy Vanderpost aus New Richmond.«
    »O Gott …«
    »Sie haben einen verdammt guten Job gemacht, Mann«, sagte Lucas.
    »Ich war all die Jahre wie besessen von diesem Fall. Das ist die Antwort auf all die Arbeit, die ich investiert habe. Ich war besessen von der Hoffnung, sie würde wieder auftauchen – all diese Storys im Fernsehen über Gedächtnisverlust … Aber irgendwo im Hinterkopf wusste ich, dass das Wunschdenken war, dass sie tot war, und trotzdem …«
    »Sie haben aber die richtige Spur aufgenommen, und das …«
    »Was zum Teufel ist da los?« Marshall sah an Lucas vorbei den Hang hinunter. Del kam in Windeseile zu ihnen hochgeklettert.
    »Was ist los?«, rief Lucas ihm entgegen.
    »Nummer acht war kein Baumloch«, keuchte Del.
    Sie hatten sich um Grab Nummer acht versammelt und schauten hinunter auf einen Schuh, in dem ein verschmutzter Knochen steckte. In der Mischung aus dunkler fester Erde und den Resten verfaulter Eichenblätter hatte der Knochen eine kaffeebraune Farbe

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