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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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über den Staudamm getrieben werden. Und dabei oft genug mit dem Schädel anschlagen, um seinen Spatenschlag zu kaschieren …
    Auf der Fahrt zu seinem eigenen Wagen ging er im Geist noch einmal durch, wie er sein Problem gelöst hatte. Er hatte Neumanns Selbstmord vorgetäuscht. Die Polizei würde davon ausgehen müssen, dass sie sich das Leben genommen hatte. Sie war ja als schwermütig und verschlossen bekannt. Einsam. Vielleicht konnte er diese These ein wenig unterstützen …
    Als er sein Ziel erreichte, legte er den Sack mit den Lebensmitteln und den Spaten in den Kofferraum seines eigenen Autos. Dann fuhr er in Neumanns Wagen zurück zur Brücke, stellte ihn im Parkverbot am Mississippi Boulevard ab und machte sich auf den Rückweg. Sechs Kilometer bis zu seinem Wagen. Sechs Kilometer Fußmarsch im Regen.
    Aber er brauchte sowieso Zeit zum Überlegen … Das Leben wurde kompliziert. Er hatte keine andere Wahl gehabt, als Neumann aus dem Weg zu schaffen, aber er hatte etwas getan, was er in der Vergangenheit sorgfältig vermieden hatte.
    Er hatte einen Menschen aus seinem näheren Umfeld getötet. Die Cops konnten ihm auf die Spur kommen …
    Und während er sich durch den Regen kämpfte, weinte er wieder einmal hemmungslos. Das Leben war so grausam. So unfair. Ein Mann seines Kalibers, und dann das …
    James Qatar schritt dahin, schluchzte seinen Kummer hinaus in die Dunkelheit und den Regen.
    Und er dachte an all seine Freundinnen, die bis zum heutigen Tag so geborgen auf dem Hügel über dem Bach geruht hatten. Und jetzt hatte man sie aus dieser Ruhe gerissen … Er fragte sich, ob sie ihn besuchen kommen würden.

11
    Lucas stand früh auf, küsste Weather zum Abschied und ging zum Telefon. Der Polizei in New Richmond war der Zahnarzt bekannt, der Nancy Vanderpost behandelt hatte, und der Cop am Telefon erklärte sich bereit, über die Straße zu laufen und sich in seiner Praxis zu erkundigen, ob Röntgenaufnahmen von ihren Zähnen vorhanden waren.
    Als Nächstes rief Lucas bei Marcy zu Hause an. Sie war gerade erst aus dem Bett geschlüpft. Del hatte die Vermutung geäußert, es könnte eine Besonderheit im Fall der Zeichnungen geben, die an der Wand der Fußgängerbrücke öffentlich aufgehängt und nicht, wie bei den anderen Frauen, mit der Post zugeschickt worden waren. Lucas sagte Marcy, sie solle jemand darauf ansetzen, Beverly Wood, die betroffene Frau, einmal näher unter die Lupe zu nehmen. Vielleicht, dachte Lucas, hatte sie irgendwann einmal irgendetwas mit dem Killer zu tun gehabt. Vielleicht seinen Zorn herausgefordert …
    Dann rief er Del an und schlug ihm vor, ihn wieder an seinem Haus abzuholen; noch während des Gesprächs wurde auf dem Telefondisplay angezeigt, dass jemand anrief. Er legte auf und nahm das Gespräch entgegen: Der Cop aus New Richmond meldete sich aus der Praxis des Zahnarztes. Ja, der Doc hatte Röntgenaufnahmen von Vanderpost, und er bot an, sie zu scannen und sofort per E-Mail zu übermitteln.
    Lucas gab ihm seine E-Mail-Adresse und ließ sich die Telefonnummer des Zahnarztes geben. Als Nächstes wählte er Larry Lakes Handynummer. Der Radarspezialist meldete sich sofort: »McGrady hat sich gestern Nacht entschlossen, noch eine Suche am Fuß des Hügels zu starten. Guter Entschluss, denn wir glauben, ein weiteres Grab gefunden zu haben. Ein siebtes. Wir starten gerade mit der Ausgrabung.«
    »Mein Gott … Sind Sie sicher? Ein siebtes Grab? Schon was gefunden?«
    »Sie kratzen gerade das Laub von der Fundstelle. Diese Leute von der Spurensuche sind ziemlich pingelig bei ihrer Arbeit.«
    »Okay. Ich komme gleich raus zu Ihnen.«
    Er rief Del erneut an und berichtete ihm von dem Fund, verständigte dann Rose Marie: »Wir haben wahrscheinlich ein siebtes Grab.«
    »O Mann … Es gibt große Aufregung wegen der Funde, kann ich Ihnen sagen … Der Gouverneur rief in aller Herrgottsfrühe schon an. Er will eine Task-Force aus Polizeikräften des Bundes, der Staaten Minnesota/Wisconsin und der Städte Minneapolis/St. Paul mit der Aufklärung des Falles beauftragen.«
    »Wir kommen sowieso schon langsam genug voran, und jetzt auch noch das«, sagte Lucas sarkastisch.
    »Ich habe vorgeschlagen, es bei einer Task-Force aus Kräften des Bundes und der beiden Staaten zu belassen, die sich dann um die forensische Beweislage kümmert und darüber hinaus die Koordination zwischen den verschiedenen lokalen Polizeidienststellen übernimmt.«
    »Aha«, sagte Lucas. »Und nun sagen Sie

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