Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
mir mal, was das bedeutet.«
    »Es bedeutet, dass wir unsere Unabhängigkeit behalten, aber Kopien von allen Vorgängen an die Task-Force schicken, sofern es überhaupt zu einer Task-Force kommt. Kriegen wir jedoch tatsächlich eine Task-Force, wird sie erst in einigen Tagen mit der Arbeit beginnen können, und wenn wir gut aussehen wollen …«
    »… sollten wir den Kerl vorher überführen.«
    »Ist ja nur so eine Überlegung«, sagte Rose Marie.
    »Ich werde sie im Gedächtnis behalten.«
    Lucas bereitete zwei Liter Kaffee zu und goss ihn in seine größte Thermosflasche, ging dann in die Garage, nahm seinen Regenmantel vom Haken und legte ihn auf den Rücksitz des Tahoe. Ging zurück ins Haus, warf ohne große Hoffnung seinen IBM-Computer an, öffnete die E-Mail-Box – und stieß auf eine Nachricht mit dem Absender »DocJohn«. Er klickte sie an und fand eine Seite mit gescannten dentalen Röntgenaufnahmen vor. Er schickte sie einzeln an seinen Laserdrucker und hielt kurz darauf acht Kopien von Röntgenbildern in der Hand.
    Das Wetter hatte sich gebessert: immer noch bedeckter Himmel, aber trocken. Del erwartete ihn vor seinem Haus. Seine Frau leistete ihm Gesellschaft, und als sie den Tahoe kommen sah, reichte sie Del eine Kühlbox. Del sagte etwas zu ihr, und als Lucas bei den beiden vorfuhr, kroch Del verlegen in den Wagen. »Keinen Hackbraten mehr«, sagte Cheryl zu Lucas.
    »Ich werde dran denken«, sagte Lucas fröhlich. »Es wird kein Braten mehr gehackt.«
    »Lucas …« Die Drohung in ihrer Stimme war unüberhörbar.
    »Okay, kein Hackbraten mehr. Ich schwöre es.«
    »Del soll dir mal von seinem Cholesterinspiegel erzählen.«
    Lucas sah Del an, der offensichtlich am liebsten im Boden versunken wäre. »Ja, ich werde mir seine Erzählung anhören«, versprach Lucas.
    Auf dem Weg aus der Stadt fragte Lucas: »Was ist in der Kühlbox?«
    »Verschiedenes Gemüsezeug. Vornehmlich geschnippelte Möhrchen. Und fettlose Wasserkekse.«
    »Ich mag Möhrchen.«
    »Sehr schön«, grunzte Del. »Ich freue mich für dich.«
    »Erzählst du mir von deinem Cholesterinspiegel?«
    Del hob die Schultern. »Er bleibt immer über zweihundertfünfundfünfzig. Der Doc will aber, dass er unter zweihundert sinkt, und wenn mir das nicht mit einer Diät gelingt, will er mich auf Lapovorin setzen.«
    »Auweia – das ist doch das Zeug …«
    »Ja. Wenn man’s nimmt, kommt man falsch herum.«
    Langes Schweigen. Dann sagte Lucas: »Na ja, besser als ein Bypass. Oder mit ’nem Herzschlag tot umfallen.«
    »Ja«, sagte Del. »Um ehrlich zu sein, es macht mir echt ein bisschen Angst, diese Sache mit dem Cholesterinspiegel. Meine Mom ist im Alter von achtundfünfzig an einem Herzschlag gestorben.«
    Wieder ein längeres Schweigen, dann sagte Lucas: »Also iss fleißig Möhrchen.«
    Del grinste. »Vielleicht finde ich tatsächlich eines Tages noch Gefallen daran, alt zu werden.«
    Am Fuß des Friedhofhügels standen inzwischen ein halbes Dutzend Fernsehübertragungswagen, dazu in einer langen Reihe Streifenwagen des County-Sheriffs und der Staatspolizei, ein Wagen mit einem Nummernschild der Bundespolizei, Marshalls Jeep, Lakes Subaru und ein paar weitere Wagen.
    »Gestern hatten wir hier eine schlichte Cop-Versammlung«, brummte Del. »Heute sieht es wie die grenzüberschreitende Zusammenkunft zu einer Massenvergewaltigung aus.«
    »Bei der keiner genau weiß, wer mit wem was anstellt.«
    »Oder auch nur warum …«
    Lake erwartete sie auf halber Höhe des Hügels, während sein Gehilfe mit dem Radargerät eine gelb markierte Linie abschritt. Lucas fragte als Erstes: »Noch welche gefunden?«
    »Nur das eine, von dem ich Ihnen heute Morgen berichtet habe. Das siebte. Wir sind inzwischen auf die Kleidung gestoßen.«
    Lucas schaute sich um. »Wo ist Nummer sieben?«
    Lake zeigte es ihm. »Da drüben bei diesen Jungs.« Dann deutete er weiter entfernt quer zum Hang. »Und diese Jungs da graben, so denke ich, ein Baumloch aus, aber es entsprach in der Größe und den Abgrenzungen ungefähr einem Grab, so dass wir meinten, wir sollten besser nachsehen.«
    »Wie lange dauert’s noch?«
    »Wir machen gerade den letzten Durchgang. Die Daten haben wir in etwa einer halben Stunde.«
    Lucas und Del kletterten weiter den Hang hoch zum Kommandozelt. McGrady hatte die ganze Nacht durchgearbeitet und sah entsprechend erschöpft aus. Er sah Lucas über den Rand seiner Brille an. »Sie sehen munter und vergnügt aus.«
    »Gut und lange

Weitere Kostenlose Bücher