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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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zu haben, aber … hmmm …«
    »Was?«
    »Dieser Hintergrund, der Hintergrund da …«
    Lucas ging um den Schreibtisch herum und schaute ihr über die Schulter. Sie deutete mit dem Zeigefinger auf die Steinmauer auf dem Letzten der Fotos.
    »Ich dachte, es sieht aus wie unten am Fluss«, sagte Lucas. »Hier in der Stadt.«
    »Das denke ich auch. Kennen Sie die große Bronzestatue von St. Patrick, der gerade einen Football-Quarterback von St. Thomas zu Brei quetscht?«
    »Ich dachte bisher, er würde eine Schlange zermalmen.«
    »Kann sein – man kann das leicht durcheinander bringen.« Sie grinste, fuhr dann ernst fort: »Jedenfalls, diese Mauer da …« Sie tippte auf das Foto. »Ich glaube, was wir als Ende einer Mauer sehen, ist in Wirklichkeit der Anfang der Mauer, die halbkreisförmig um die Statue führt. Sie liegt jenseits der Statue, wenn man über den Radweg auf sie zugeht.«
    Lucas starrte auf das Foto. »Meinen Sie tatsächlich?«

12
    Helen Qatar ging mit Lucas hinunter zum Fluss. Das Eis war geschmolzen, und ein Arbeitsboot des Pionierkorps tuckerte unter ihnen vorbei. Ein Mann auf dem Vordeck beobachtete das Ufer durch ein Fernglas. Ein Radfahrer fuhr vorbei, und ein rothaariges Mädchen machte sich anscheinend nichts aus der Kälte und joggte mit nacktem Bauch und einem schwarzen Büstenhalter am Ufer entlang. Ein Adler schwebte über dem Fluss und hielt nach Leckerbissen Ausschau.
    Die Statue von St. Patrick sah aus wie immer, und der Heilige starrte mit leerem Blick hinüber zum Campus, als ob er irgendetwas vergessen hätte. Er zertrampelte tatsächlich eine Schlange, keinen Football-Quarterback der feindlichen St.- Thomas-Universität; und die Mauer hinter ihm war tatsächlich die Mauer auf dem Foto.
    »Sehen Sie, da drüben«, sagte Lucas zu Helen Qatar, »dieser kleine Stapel aus Steinen am Ende der Mauer … Sie hatten Recht.«
    »Ich verstehe nicht, welche Rolle das für Ihre Ermittlungen spielt«, sagte Qatar.
    »Wir haben all diese Katholiken, und jetzt haben wir auch einen Ort, an dem der Mörder gewesen ist. Vielleicht hat er was mit der Uni zu tun, vielleicht wohnt er auch nur hier in der Gegend, aber aus irgendeinem Grund war er mit dem Mädchen
hier
. Man kann beinahe seinen Schatten sehen …«
    »Eine ungewöhnliche Assoziation für einen Polizisten«, sagte Qatar. »Sie könnte zu wahrer Poesie führen oder zu Country-and-Western-Lyrik.«
    »Um Himmels willen«, sagte Lucas und lächelte sie an. »Ich kann den Killer tatsächlich fast vor mir sehen. Eine der ersten Frauen, die er ermordet hat, erzählte Freundinnen, er würde wie der Hauptdarsteller in dem alten Film
Der Schakal
aussehen. Der Film handelt von einem Attentatsversuch auf Präsident de Gaulle. Der Killer sah dem Darsteller des Schakals ähnlich.«
    »Ein geradezu groteskes zufälliges Zusammentreffen«, sagte sie. »Ich werde mir den Film jedoch mal ausleihen. Sie sagten, er sei alt?«
    »Ja, aus den sechziger oder siebziger Jahren«, bestätigte Lucas.
    »Oh. Ich habe die fünfziger und sechziger Jahre damit vergeudet, mir Filme über Kunst anzusehen. Sie waren fast alle sehr … schlecht.«
    Lucas lachte, und sie schlenderten wie alte Freunde zurück zum Campus. An der Ecke des Museums verabschiedete sich Lucas und ging zu seinem Wagen. Aber Qatar rief hinter ihm her: »Mr. Davenport …«
    Lucas ging zurück zu ihr. Sie war bereits auf halbem Weg zum Eingang des Museums, kehrte jetzt ihrerseits um und kam ihm entgegen. »Ich denke, es hat nichts mit Ihrem … mit Ihrem Fall zu tun, aber jemand aus der kunsthistorischen Fakultät hat Selbstmord begangen. Gestern oder vorgestern.«
    »Sehr interessant«, sagte Lucas und trat zu ihr. »Wie war sein Name?«
    »Es war eine Frau. Professorin und Verwaltungsdirektorin.«
    »Oh.« Das war nicht das, was er hören wollte. »Hmmm. Tatsächlich Selbstmord?«
    »Sie ist offensichtlich von der Ford Bridge in den Fluss gesprungen. Sie kam gestern nicht zur Arbeit, und man hat ihren Wagen am Mississippi Boulevard gefunden. Man nahm an … nun, ich weiß nicht, was man annahm, aber dann wurde ihre Leiche im Fluss gefunden. Die
St
.
Paul Gazette
schreibt, der Zustand der Leiche lasse darauf schließen, dass sie über den Staudamm getrieben wurde.«
    »Okay. Steht in der Zeitung auch was darüber, dass sie Depressionen hatte?«
    »Nein, nichts dergleichen«, antwortete Qatar. »Aber mein Sohn arbeitet in der Fakultät, und er sagte, sie sei irgendwie gestört gewesen. Und sehr

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