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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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an den Kopf und fing an zu lachen, und in diesem Moment kam Del herein, dicht gefolgt von Marshall, und Del fragte: »Was ist da so komisch?«
    »Er«, sagte Marcy und deutete auf Lucas.
    »Dann hake ich besser nicht nach«, sagte Del und sah von einem zum anderen. Und dann zu Lucas: »Wir haben DDT gefunden.«
    DDT stand für »Dangerous Darrell Thomas«. Thomas hatte sich diesen Namen selbst zugelegt, als er Mitglied in einem Motorradclub gewesen war und einer Radiozeitschrift ein Interview gegeben hatte. Der Reporter hatte allerdings mancherlei falsch verstanden und ihn in seinem Bericht als TDT – Terrible Darrell Thompson – bezeichnet, was dem Namen in der Abkürzung einiges von der ursprünglichen Intension nahm; DDT stand ja auch für das allseits bekannte und gefährliche Insektenvernichtungsmittel. Und da der Schreiberling sogar seinen Familiennamen falsch angegeben hatte, war es mit Thomas’ Vertrauen in die Medien vorbei.
    Darrell war kein echter Zuhälter. Er bemühte sich nicht um Kundschaft für irgendwelche Mädchen, und er war weder an Sex noch an Geld noch an schriller Kleidung besonders interessiert. Seine einzige Zuhälterqualifikation bestand darin, dass er seine Körperkraft gern in Prügeleien zur Geltung brachte, und wenn ein Mädchen sich von ihrem bisherigen Sponsor absetzen wollte oder Ärger mit einem Kunden hatte, der zu große Besitzansprüche stellte, konnte es geschehen, dass es sich unter Thomas’ Schirmherrschaft flüchtete und bei ihm einzog.
    Er kümmerte sich dann, eigentlich eher widerwillig, um solche Mädchen, und wenn sie hin und wieder ein paar Bucks anschafften und Putzarbeiten im Haus verrichteten oder auch mal eine Mahlzeit kochten, war das in Ordnung. Wenn sie es nicht taten, war es auch in Ordnung. Die Mädchen neigten dazu, von selbst wieder zu verschwinden, wenn sie entdeckten, dass Darrell sich
tatsächlich
nichts aus ihnen machte.
    Wirklich nicht. Eigentlich machte er sich aus nichts was.
    Außer aus Autos.
    Darrell war, wenn man ihm denn eine Berufsbezeichnung zuerkennen wollte, ein autobesessener professioneller Hausmann.
    »Ich glaube nicht daran, dass man ihm einen Job in Edina angeboten hat«, sagte Lucas, als sie in die Einfahrt zu Thomas’ Haus einbogen. Sie benutzten einen Dienstwagen, einen verbeulten Dodge, und alle drei starrten durch die Windschutzscheibe auf das Haus. Es war weiß gestrichen, zweistöckig und breit, und der Eingang war von je zwei Säulen aus falschem Marmor flankiert. »Ich frage mich, was die Nachbarn denken, wenn hier dauernd Nutten ein und aus gehen.«
    »Vielleicht halten sie die Mädchen einfach nur für besonders farbenfrohe Bekannte von Darrell«, meinte Del.
    Sie stiegen aus, und Lucas schaute sich um. Keinerlei Bewegung in der Nachbarschaft. Eine Straße in einer typischen »Schlafvorstadt« von Minneapolis …
    Als Lucas zu Del und Marshall aufschloss, hatten die beiden die Haustür erreicht und starrten auf einen riesigen Türklopfer aus Gusseisen. »Sie sollten besser klingeln, Del«, warnte Marshall, »Sie schlagen die Tür ein, wenn Sie mit diesem Ding dagegen bumsen.«
    »Wie wär’s mit einem netten Witz, bei dem es auch ums Bumsen geht?«, fragte Del.
    »Hier wird weder so noch so gebumst«, entschied Lucas. Del drückte auf die Klingel, und nach drei langen Summtönen streckte eine Frau in einem blassblauen Quilt-Hausmantel den Krauskopf durch die zu einem Spalt geöffnete Tür, starrte die drei Männer an und schnarrte: »Ja?«
    »Zeit zum Aufstehen, Schlafmützchen«, sagte Del und hielt ihr seine Dienstmarke vors Gesicht. »Wir sind Freunde von DDT. Ist er zu Hause?«
    »Ja, aber er sitzt gerade im Whirlpool«, antwortete sie.
    »Na, so was wollen wir uns doch nicht entgehen lassen«, sagte Del. Er trat einen Schritt vor, die Frau wich einen Schritt zurück, was die Männer als ausreichende Einladungsgeste betrachteten, und hintereinander marschierten sie ins Haus.
    »Draußen auf der Veranda«, sagte die Frau und deutete auf eine Terrassentür am Ende des Wohnzimmers.
    Del rümpfte die Nase. »Hier riecht’s nach Hundescheiße«, sagte er.
    »Wir haben ein neues Hündchen«, erklärte die Frau. Als sie, den Männern voraus, am Couchtisch vorbeikam, griff sie nach einer angebrochenen Weinflasche und drehte den Korken heraus. »Wir arbeiten noch daran, das Kerlchen stubenrein zu kriegen. Wie wär’s mit ’nem Schluck Wein?«
    Lucas lehnte dankend ab, doch die Frau blieb stehen und nahm einen Schluck aus der

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