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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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»Ja?«
    »Randy ist in der Stadt, aber ich kann ihn nicht finden.« Es war Del. »Man sagt, er sei in L. A. in irgendeine Scheiße geraten. Wahrscheinlich aufgrund seiner sprichwörtlichen Dummheit.«
    »Wahrscheinlich«, sagte Lucas. Er gähnte. »Von wem hast du das gehört?«
    »Von den Toehy-Schwestern. Sie sagten, er habe bis vor ein paar Wochen eine Nutte namens Charmin für sich anschaffen lassen, aber …«
    »Charmin wie diese Toilettenpapierfirma?«
    »Ja. Wie auch immer, er ist in einen Kokain-Blizzard abgedriftet, und das Mädchen hat sich zu unserem Freund DDT abgesetzt, bei dem sie sich immer noch aufhält. Das Problem ist, dass ich DDT im Moment ebenfalls nicht finden kann. Ich habe ein paar Leute darauf angesetzt, ihn und auch Randy aufzustöbern.«
    »DDT, aha …«
    »Ja. Ich dachte, es würd dich interessieren.«
    »Ja, das ist interessant«, bestätigte Lucas. »Hat Marshall sich an deine Fersen gehängt?«
    »Ja, so läuft das nun mal«, sagte Del. Seltsame Antwort.
    »Aha, verstehe – er ist im Moment in deiner Nähe, oder?«
    »So ist es«, sagte Del.
    »Sei vorsichtig mit ihm. Ich habe im Prinzip nichts dagegen, dass er bei uns mitmacht, aber wenn er dir auf den Keks geht, schaffen wir seinen Arsch zurück nach Wisconsin.«
    »Wir werden uns was einfallen lassen«, sagte Del. »Im Moment ist alles okay.«
    »Willst du, dass ich mitkomme, wenn du DDT aufgetrieben hast?«
    »Wenn’s dir in den Kram passt … Er verdankt dir einiges, und mir verdankt er einen Scheißdreck.«
    »Ruf mich an«, sagte Lucas.
    Er rasierte sich und verbrachte zehn Minuten unter der Dusche, arbeitete an dem Song »The Ride« von David Allen Coe, versuchte, aus dem Wort »moan« drei Silben herauszuquetschen. Er stellte zufrieden fest, dass seine Stimme an diesem Morgen besonders gut klang, zog sich an, sah aus dem Fenster – blaue Streifen am Himmel, trockene Straßen – und machte sich in seinem Porsche auf den Weg zum Rathaus.
    Fröhlich pfeifend und mit einem roten Apfel in der Hand marschierte er ins Büro. Marcy telefonierte gerade, hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und ringelte eine ihrer dunklen Haarsträhnen um den Zeigefinger. Sie unterbrach das Haarspielchen für einen Moment, um Lucas mit erhobener Hand zu begrüßen, machte dann weiter. Lucas blieb stehen und sah sie prüfend an. Marcy neigte dazu, stets ein wenig zu angespannt zu agieren, und wenn der Stress dann plötzlich nachließ, sah man ihr das sofort an.
    Sie spürte seinen prüfenden Blick und drehte sich von ihm weg. Lucas ging in sein Büro. Er war sauer: Dieser verdammte Kidd war Marcy ans Höschen gegangen … Er kannte Marcys Verhalten in einer solchen Situation nur zu gut, da war kein Irrtum möglich. Aber die beiden kannten sich doch kaum, dachte Lucas, und Kidd war sehr viel älter als Marcy. Na ja, nicht
zu
alt – Kidd war wahrscheinlich ein oder zwei Jahre jünger als Lucas, und demnach konnte er nicht
zu
alt sein, denn Lucas hatte ja selbst einmal …
    »Verdammt«, sagte er laut vor sich hin. Er warf den Apfel gegen die Wand, fing ihn wieder auf; ein kleiner roter Fleck blieb an der Wand zurück. Wenn Kidd und Marcy … Er wollte sich das gar nicht vorstellen. Aber ganz sicher würde diese Sache Marcys dienstliche Effizienz in einem kritischen Stadium der Ermittlungen beeinträchtigen, und …
    »Ich möchte kein verdammtes privates Wort von dir hören.« Marcy stand in der Verbindungstür.
    »Ich möchte nur …«
    »Kein einziges verdammtes Wort«, sagte sie und hob warnend den Zeigefinger. Als er den Mund öffnete, um dennoch etwas zu sagen, fauchte sie: »Nein! Platz! Still! Böses Hundchen!«
    Lucas ließ sich auf seinen Stuhl fallen, sah sie nicht an, sagte schnell: »Du kennst ihn doch noch nicht gut genug.«
    »Halt die Klappe, Mister Bumsen-wir-doch-mal-mit-Marcy-Sherrill-auf-dem-Büroteppich.«
    »Wir beide
haben
uns gekannt«, protestierte er. »Eine lange Zeit. Und das mit dem Teppich war eine
spontane
Sache.«
    »Das war’s gestern Nacht auch«, sagte Marcy. »Und ich will dir was sagen: Er ist gut.«
    »Du warst die Nacht über bei ihm?«
    »Er war die Nacht über bei mir. In meiner Wohnung. Wir kamen vom Dinner zurück, und da ist es passiert.«
    »Hatte er seine Zahnbürste dabei?«
    »Nein, hatte er nicht«, sagte sie. »So, und mehr erzähle ich dir nicht.«
    »Womit hat er sich dann die Zähne geputzt?«
    »Mit dem Zeigefinger.«
    »Sehr unhygienisch«, knurrte Lucas.
    Marcy legte die Hände seitlich

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