Toedlicher Hinterhalt
Vorstellung. Schärfer. Bissiger. Bodenständiger . Miss Titten … Gott … Und trotzdem musste er auf Distanz bleiben, denn er wollte sie unter keinen Umständen verletzen.
»Allerdings, unsere Verabredung steht noch«, erwiderte sie offensichtlich erfreut darüber, dass er es nicht vergessen hatte, und schenkte ihm ein Lächeln, bei dem er am liebsten alle Bedenken in den Wind geschossen hätte. »Wobei … Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir uns etwas bestellen und auf der Veranda essen? Ich hatte nicht damit gerechnet, heute so lange unterwegs zu sein und –«
»Kein Problem«, gab er zurück. »Das klingt großartig. Ich meine, vorausgesetzt natürlich, der gute alte Gary hat nicht das Bedürfnis, seine monatliche Quote zu erfüllen und mich sofort zu operieren.«
Kelly lachte. »Gute Mediziner haben keine Quoten . Und er ist ein guter Arzt, das verspreche ich dir.«
»Ich vertraue dir«, erklärte Tom. »So scheußlich das jetzt auch klingen mag, ich lege mein Hirn in deine Hände.«
Wie erhofft musste Kelly erneut lachen. Doch dann griff sie plötzlich nach seiner Hand.
»Ich finde es schön, dass du mir so vertraust«, sagte sie. »Ich habe dir auch immer vertraut, weißt du.«
Tom sah hinunter auf ihrer beider Finger, die locker miteinander verschränkt waren, und ihm wurde schwer ums Herz.
Sie vertraute ihm. Doch im Moment sollte sie das besser nicht tun. Denn er hatte selbst kein Vertrauen mehr in sich.
Am selben Tag – dem Tag, als Andre Lague getötet wurde –, kam Cybele abends in sein Zimmer.
Man konnte es noch nicht einmal so nennen, es handelte sich eher um eine Abstellkammer mit einem Fenster, aber es war ein Rückzugsort, und sein Schlafsack passte hinein. Und solange es nachts draußen kühl genug blieb, konnte Charles bei geschlossener Tür schlafen.
Der Mond schien in dieser Nacht. Das silbrig-helle Licht fiel durch das Fenster zu ihnen herein. Er erinnerte sich daran, wie er mit hinter dem Kopf verschränkten Armen dagelegen und auf die Rückseite der Treppen über sich gestarrt hatte, als sie durch die Tür geschlüpft war.
Sie klopfte nicht an, sondern kam einfach herein.
Er trug nur eine Unterhose, und zum Glück hatte er überhaupt so viel an.
Ruckartig setzte er sich auf, um sich seine Hose anzuziehen, wäre dabei jedoch fast k. o. gegangen, als er mit dem Kopf gegen das Holz über sich schlug.
Es war zwar nicht der allerpeinlichste Moment seines Lebens, kam diesem jedoch schon recht nah.
»Mist!«, zischte er, als er zurück auf seinen Schlafsack sank – ein Wort, das man in fast jeder Sprache verstand.
»Oh Charles, es tut mir so leid.« Sie kniete sich neben ihn und tastete mit ihren kalten Fingern seinen Kopf ab, um sicherzugehen, dass er keine offene Wunde hatte.
Doch das hatte er nicht. Es fühlte sich nur so an.
Sie trug nur ihr Nachthemd aus dünnem Baumwollstoff, und im silbrigen Mondlicht und mit ihren offenen Haaren, die ihr über die Schultern fielen, sah sie darin aus wie ein Engel.
Vorsichtig setzte sich Charles erneut auf und rutschte so weit wie möglich nach hinten, was sich angesichts der Größe der Abstellkammer allerdings als schwierig herausstellte. Wo zur Hölle war bloß seine Hose?
»Was ist los?«, fragte er sie in seinem grauenhaften Französisch. Hatte es irgendeine Mission gegeben, von der er nichts wusste? Waren Joe und die anderen Männer losgezogen, um etwas zu erledigen? Etwas, das schiefgegangen war? »Wo ist Guiseppe? Was ist passiert?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nichts ist passiert. Guiseppe ist oben, er schläft vermutlich.«
Oh …
Oh, verdammt !
Als Charles ihr in die Augen blickte, sah er es und wusste, warum sie gekommen war.
»Ich möchte nicht allein sein«, wisperte sie. »Ich habe es so satt, allein zu sein. Bitte, Charles, würdest du –«
»Cybele, bitte mich nicht –«
»Heute Nacht mit mir schlafen?«
Nein, nein, nein! Es war das, was er mehr als alles andere auf der Welt wollte. Es war das eine, das er nicht haben konnte, obwohl sie sich in greifbarer Nähe direkt vor ihm befand. Er brauchte noch nicht einmal die Hand nach ihr auszustrecken. Sondern nur die Arme ausbreiten und …
»Es ist an der Zeit, sich etwas einzugestehen«, sagte sie so ehrlich und direkt, wie es ihre Art war. »Ich will dich und ich weiß, dass du mich auch willst.«
Ihm war zum Weinen zumute. »Du weißt aber auch, dass ich verheiratet bin.« Er sagte er sowohl auf Englisch als auch auf Französisch.
Sie rührte sich
Weitere Kostenlose Bücher