Toedlicher Hinterhalt
der Einfahrt zu manövrieren.
»Ganz okay«, antwortete Tom. »Ich hab zwar immer noch Kopfschmerzen, aber es geht. Es ist auszuhalten, vor allem, solange ich meine Sonnenbrille aufbehalte.« Er prostete ihr mit seiner Coladose zu und trank einen Schluck. »Ein bisschen Koffein im Blut hilft auch.«
Sie warf ihm erneut einen Blick zu. »Du siehst … gut aus.«
Okay … Was hatte denn das kurze Zögern vor dem Wort gut zu bedeuten? Gott, diese ganze Situation machte ihn fertig. Dabei war es alles seine Schuld. Er hatte sich an diesem Morgen dazu entschlossen, ihr höflich entgegenzutreten. Er hatte sich für Small Talk und taktvollen Abstand zwischen ihnen entschieden, statt auf Tuchfühlung zu gehen, sie eng an sich zu drücken und ihr einen intensiven Zungenkuss zu geben, der versprach: Zur Hölle mit diesem Termin, machen wir uns nackig.
Aber für seine Distanziertheit gab es einen guten Grund. Auch wenn sich Kelly nicht darum scherte, ob sie sich mit einem Mann einließ, der wirklich bekloppt war, ihn kümmerte es. Sie hatte es nicht verdient, sich auch noch einen Verrückten aufzuhalsen – selbst wenn es sich dabei um ihn handelte.
Und vielleicht hatte sie mittlerweile auch ihre Meinung geändert. Abgesehen von dem leichten Zögern vor dem Wort gut , benahm sie sich ebenfalls extrem höflich.
Doch dann schaute sie erneut zu ihm herüber. »Was haben Männer in Uniform nur an sich?«
Also gut, das konnte definitiv als Einladung zum Flirten gedeutet werden. Es war das Äquivalent zu einer gelben Flagge in der Schifffahrt, mit der sie ihr Interesse bekundete.
»Keine Ahnung«, meinte er. Komm schon, Paoletti, denk nach. Sag irgendetwas Smartes. »Ich habe Jahre zusammen mit Männern in Uniform verbracht, und bei mir hat das rein gar nichts ausgelöst.«
Wie lahm, aber Kelly lachte trotzdem. »Stimmt«, entgegnete sie. »Jetzt fällt’s mir wieder ein. Du stehst ja auch auf schwarze Dessous und Schlagsahne.«
Heiliger Strohsack! Das war nicht nur eine gelbe Flagge, es kam einem ganzen Team von Signalgebern gleich, die wie wild herumgestikulierten.
Tom wusste beim besten Willen nicht, was zur Hölle er darauf erwidern sollte.
Paradoxer- und faszinierenderweise zugleich bekam Kelly erstaunlich rote Wangen. Sie hatte sich selbst in Verlegenheit gebracht. Stell sich das mal einer vor.
An diesem Morgen sah sie mehr als gut aus. Sie trug ein ärmelloses Kleid, das einige wunderbare Zentimeter oberhalb ihrer wunderbaren Knie endete. Ihre gebräunten Beine waren nackt und wirklich umwerfend. Ihre Füße steckten in Sandalen, und ihre Nägel waren perfekt lackiert. Für ihre Frisur und ihr Make-up schien sie sich heute auch besonders viel Zeit genommen zu haben. Gott, sie sah einfach zum Anbeißen aus.
Und sie hatte ihm praktisch gerade gesagt … Oh Mann, er war sich nicht sicher, was sie ihm gerade gesagt hatte. Bei jeder anderen Frau außer Kelly hätte er die Andeutungen so verstanden, dass er an diesem Abend noch viel mehr als nur ihren Mund erforschen dürfte, wenn er sich nicht allzu dumm anstellte.
Allein bei dem Gedanken daran, wurde ihm schwindlig. Kelly und er. Heute Nacht …?
Konnte es wirklich sein, dass sie das wollte?
»Ich habe mit Gary telefoniert«, erzählte sie ihm, während sie durch die Stadt Richtung Highway 128 fuhr. Sie sprach mit diesem forschen, geschäftlichen Tonfall, den sie bereits in der vergangenen Nacht angeschlagen hatte, nachdem sie beide von Joe knutschend auf Toms Bett erwischt worden waren.
Tom hatte Joe an diesem Morgen nicht gesehen – dem lieben Gott musste man auch für solche kleinen Gefälligkeiten dankbar sein. Sein Onkel war schon vor ihm aufgestanden und aus dem Haus gegangen.
Er hatte keine Ahnung, was Joe dazu sagen würde, dass Tom Kelly Ashton geküsst hatte. Aber kommentieren würde er es auf jeden Fall, auch wenn es nur ein zurückhaltendes »Sei vorsichtig« wäre. So viel stand fest.
»Er hat ein paar Hebel in Bewegung gesetzt«, setzte Kelly hinzu. »Du kannst direkt zum CT gehen.«
Moment mal. Wer? »Gary …?«
»Dr. Gary Brooks. Das ist der Neurochirurg, von dem ich dir gestern Abend erzählt habe.«
Der Name kam ihm irgendwie bekannt vor. Hatte sie ihn tatsächlich letzte Nacht erwähnt? Tom war total abgelenkt gewesen – was für eine Untertreibung! – denn er konnte sich nicht mehr daran erinnern. Aber warum klingelte es bei ihm, wenn er den Namen dieses Arztes hörte?
»Nach dem CT , so gegen halb zwölf, treffen wir Gary in seinem
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