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Toedlicher Hinterhalt

Toedlicher Hinterhalt

Titel: Toedlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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zu stellen.
    Tom versuchte, ihr nicht auf den Hintern zu starren, aber verdammt, da war er – perfekter denn je. Als sie sich zu ihm umdrehte, schaffte er es gerade noch rechtzeitig, wegzugucken und scheinbar fasziniert auf die Uhr an der Mikrowelle auf der anderen Seite des Raums zu starren. Dann sah er zu ihr auf und nahm mit einem Lächeln das Glas entgegen, wobei er so tat, als hätte er gerade erst bemerkt, dass sie sich überhaupt im Raum befand. Ich glotze deinen Körper nicht an.
    Sie lächelte ebenfalls. Zweifellos war ihr immer noch nicht bewusst, welche Wirkung sie auf ihn hatte. Er erinnerte sich daran, wie sie durch die Gänge der Schule gelaufen war und überhaupt nicht bemerkt hatte, dass sich alle nach ihr umdrehten, wenn sie vorbeiging. Selbst mit zweiunddreißig strahlte sie immer noch diese erfrischende Unbekümmertheit aus, etwas Niedliches, das in ihm das Bedürfnis weckte, sie vor der Welt zu beschützen – und vor ihm selbst.
    Hauptsächlich vor ihm selbst.
    »Wie geht’s deiner Mutter?«, erkundigte er sich.
    »Gut. Sie hat wieder geheiratet und lebt in der Nähe von Baltimore.«
    »Meine ist nun in Florida. Seit wann wohnst du denn wieder in Baldwin’s Bridge?«, fragte er, als sie sich ihm gegenüber an den Tisch setzte. »Oder bist du nur zu Besuch hier?«
    »Ich lebe halb hier und halb in Boston, wobei sich meine Zeit dort meistens nur auf eine Nacht in der Woche beschränkt. Mein Vater möchte nicht, dass ich eine Krankenschwester einstelle, also fahre ich fast jeden Abend hier raus. Gott sei Dank ist Joe auch noch da. Er rief mich an – ungefähr eine Woche nachdem sie herausgefunden hatten, dass es Krebs ist. Wenn es nach meinem Vater ginge, wüsste ich es wahrscheinlich noch nicht einmal.«
    »Wie lange hat er noch?«, fragte Tom und fügte schnell hinzu: »Falls es dich nicht stört, dass ich so direkt frage.«
    Kelly schüttelte den Kopf. »Nein, ist schon gut«, antwortete sie. »Wirklich. Die meisten Leute vermeiden das Thema.« Sie holte tief Luft, als wollte sie sich selbst wappnen. »Ihm bleibt vielleicht noch ein Monat, dann wird er einen Morphintropf brauchen und wahrscheinlich so schwach werden, dass er nicht mehr aus dem Bett kommt. Im Moment nimmt er Tabletten gegen die Schmerzen. Er hat gute und schlechte Tage. An guten Tagen ist er ziemlich mobil, auch wenn ihm seine Hüfte Probleme bereitet – aber das ist ein Kapitel für sich . Eine Alterserscheinung, die nichts mit dem Krebs zu tun hat. Ich habe ihm einen Rollator besorgt und ihn in sein Zimmer gestellt. Ich hoffe nur, dass er ihn auch benutzen wird. Nach dem Vorfall heute stehen die Chancen nicht schlecht …«
    Für einige lange Sekunden verstummte sie, starrte vor sich hin und ließ die Schultern hängen, sodass sie total erschöpft aussah. Doch obwohl sie müde und mittlerweile sechzehn Jahre älter geworden war, besaß sie immer noch diese makellos schöne Haut. Sicher, sie hatte ein paar Fältchen bekommen – Lachfalten um die Augen und den Mund –, doch Tom fand, das machte
sie nur noch attraktiver. Auf diese Weise wirkte sie weniger wie eine Porzellanpuppe und mehr wie eine echte, lebendige, atmende Frau. Ihr Gesicht war herzförmig – vielleicht ein wenig voller als damals und mit stärker hervortretenden Wangenknochen.
    Ihr blondes Haar schien dunkler zu sein und reichte ihr bis kurz über die Schultern. Doch wie früher schon trug sie es aus dem Gesicht gekämmt und zu einem glatten, perfekten Pferdeschwanz zusammengebunden. Er hatte einmal versucht, sie dazu zu bringen, ihm zu zeigen, wie sie das schaffte – ihm selbst war es früher nie gelungen, sich einen Zopf zu machen, ohne dass Beulen entstanden.
    Mit einer Hand fuhr er sich über sein extrem kurzes Haar, und ihm wurde bewusst, wie anders er für Kelly nach all den Jahren aussehen musste.
    Sie sah noch ganz genauso aus wie früher, mit diesen ozeanblauen Augen, in denen man schier versinken konnte. Und mit diesem anmutig geformten, natürlich roten Mund – diesen weichen Lippen, die zu küssen er sich unzählige Male vorgestellt hatte. Doch bei den Träumen war es geblieben, gekostet hatte er sie nie.
    Nicht ein einziges Mal.
    Bis zu dieser einen verrückten Nacht, in der er vollkommen den Verstand verloren hatte.
    Erinnerte sie sich überhaupt noch daran?
    Einen Augenblick lang, als er draußen in der Einfahrt um die Ecke gebogen war und ihr zum ersten Mal seit Jahren gegenübergestanden hatte, hätte er schwören können, wie in jener

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