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Toedlicher Hinterhalt

Toedlicher Hinterhalt

Titel: Toedlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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abgerissen. Als wir zur Schule gingen, gab es da draußen schon nur noch Bäume.«
    »Ich hatte keine Ahnung«, musste Tom eingestehen.
    »Joe und Dad reden immer noch nicht darüber, aber sie waren letzte Woche bei einem Komitee, das die Feierlichkeiten organisiert«, verriet sie ihm. »Möchtest du was Verrücktes hö-
ren?«
    Er musste lachen. »Als wäre das alles nicht schon verrückt genug.«
    Kelly lächelte ebenfalls, wenn auch nur matt. »Vielleicht findest du es ja nicht merkwürdig, aber mir jedenfalls ging es so. Als die beiden letzte Woche von dem Treffen wiederkamen, haben sie sich fürchterlich gestritten. Und Joe läuft seitdem eingeschnappt herum.«
    » Joe? « Das konnte Tom nicht glauben. Sein Großonkel arbeitete seit nunmehr sechzig Jahren als Hausverwalter bei den Ashtons – seit die beiden Männer aus dem Krieg zurückgekehrt waren. Charles war Meister im Beleidigtsein und reagierte oft aufbrausend und starrsinnig. Einen guten Teil der letzten sechs Jahrzehnte hatte der Mann damit zugebracht, zu schmollen. Tom musste grinsen. Schmollen war ein gutes Wort dafür.
    »Ich saß am Computer«, berichtete Kelly ihm, »und hab Geschrei gehört. Also bin ich raus, um zu sehen, was da vor sich ging. Joe war wirklich aufgebracht. Ich hab nur ein bisschen was von dem gehört, was er sagte – irgendwas von wegen es bleibe keine Zeit mehr. Als er mich gesehen hat, wurde er jedoch sofort still. Mein Vater ist daraufhin ins Haus gestapft, und was ich auch versucht habe, ich konnte keinen von beiden dazu bewegen, mir zu erzählen, was los war.«
    Joe sollte eine ganze Woche lang böse gewesen sein? Tom konnte es nicht fassen. Sein Großonkel mochte zwar ebenso schnell loslachen wie losweinen und schämte sich nicht, seine Gefühle offen zu zeigen, doch er hatte es immer geschafft, sein Temperament im Zaum zu halten. Er war der König der Geduld, der Vernunft und des vorsichtigen, gemessenen Verhaltens. Gut so, denn er hatte den Großteil seines Lebens mit Charles Ashton zu tun gehabt, und dann auch noch mit dem jungen Tom.
    »Vielleicht bekomme ich ihn ja dazu, darüber zu reden«, sagte er, hatte da jedoch seine Zweifel. »Falls ich ihn überhaupt je finde.«
    »Tom! Tommy? Ist das deine Tasche da in meiner Küche?«
    Tom grinste Kelly an. »Sieht ganz so aus, als hätte er mich zuerst gefunden.«
    Sie erwiderte sein Lächeln. »Tom, wenn es tatsächlich möglich ist, dann bleib so lange du kannst. Wir alle könnten deine Gesellschaft gut gebrauchen.«
    Nie im Leben wäre er in der Lage, zu gehen, nicht jetzt, da er wusste, dass Charles im Sterben lag und Joe – ein Mann, der immer für ihn da gewesen war – vermutlich seine Unterstützung brauchte.
    Und nun, da Kelly Ashton lächelnd vor ihm stand, kam ihm der Gedanke, die nächsten dreißig Tage in Baldwin’s Bridge zu verbringen, gar nicht mehr so schrecklich vor.
    Was hätte er also anderes zu ihr sagen können, außer: »Ja, das werde ich.«
    Dennoch, als er zur Hintertür hinausging und auf Joe zulief, der in der Einfahrt stand, fragte er sich, was zur Hölle er sich da nun schon wieder eingebrockt hatte.

3
    Mallory Paoletti wanderte durch das kleine Wohnzimmer, während sie ihrer Mutter zuhörte, die über all den Mist meckerte, der derzeit in ihren Leben schieflief – kein Geld, ein weiterer mieser, erniedrigender Putzjob, dazu noch dieses nutzlose Kind, das im nächsten Jahr nicht einmal aufs College gehen würde.
    Bloß entschuldige, liebe Angela, würdest du bitte noch einmal zum ersten Beschwerdepunkt zurückspulen: kein Geld? Wenn sie noch nicht einmal genug Kohle hatten, um den Scheißwasserboiler zu ersetzen und die Stromrechnung zu bezahlen, wie zur Hölle sollte dann genug übrig bleiben, damit Mallory aufs College konnte?
    Tom, der Bruder ihrer Mutter, saß auf dem Sofa und hörte Angela scheinbar geduldig zu. Doch als Mallory zu ihnen herübersah, schaute er sie an und verdrehte für eine Sekunde die Augen. Gerade lange genug, um seiner Nichte zu signalisieren, dass er immer noch der Alte war. Er schien also nach wie vor ein cooler Typ zu sein, der auf ihrer Seite stand, obwohl ihm so langsam die Haare ausgingen – und zwar nicht zu knapp.
    Ihre Mutter kam endlich zum Ende. Zumindest machte sie den Fehler, einen Moment lang Luft zu holen. Und Tom, genauso clever wie cool, ergriff schnell das Wort.
    »Was ist mit der Navy?«, fragte er und sah Mal dabei direkt an.
    Angela lachte atemlos und zündete sich die nächste Zigarette an.

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