Toedlicher Hinterhalt
gegen das Holz gelehnt, lauschte sie, während sie den Arztkoffer an ihre Brust drückte.
Sie hörte genau das, was sie befürchtet hatte. Erstickte Schluchzer. Stockendes Atmen.
Tom weinte.
Oh Gott! Oh Gott! Was sollte sie bloß tun? Sie musste hineingehen, um sicherzugehen, dass er keine physischen Schmerzen hatte. Die Ärztin in ihr konnte nicht einfach wieder gehen.
Aber die Frau in ihr wusste, dass sie ihn weinen sah, war das Letzte, was Tom wollte.
Doch sie hatte sich über Kopfverletzungen informiert. Und obwohl sein CT unauffällig gewesen war, bestand die Möglichkeit, dass ein Blutgefäß in seinem Gehirn durch die Verletzung oder die Operation geschädigt worden war. Sie musste mit ihm reden, ihm in die Augen sehen und seinen Blutdruck messen. Sicherstellen, dass sein Leben nicht in Gefahr war.
Das hatte Priorität und war ihr wichtiger als sein Bedürfnis, dass sie ihn nicht weinen sah.
Also klopfte sie an die Tür.
Im Zimmer herrschte Totenstille.
Sie versuchte es erneut. »Tom?«
»Komm nicht rein.« Sein Tonfall klang rüde.
Sie hatte Mühe, nicht selbst loszuheulen. »Ich muss aber.«
»Geh einfach nach Hause.«
»Das kann ich nicht.« Sie drehte den Knauf, die Tür war nicht abgeschlossen.
Trotz der Dunkelheit, die im Zimmer herrschte, konnte sie ihn auf dem Bett sitzen sehen. Als er bemerkte, dass sie zu ihm hereinkam, stand er auf und wischte sich über das Gesicht. »Himmel! Was denkst du dir eigentlich? Raus hier!«
Ihre Stimme zitterte. »Du kannst mich nicht anrufen und um Hilfe bitten und dann erwarten, dass ich es ignoriere.«
»Ich habe dich nicht um Hilfe gebeten!«
»Warum hast du dann angerufen?«
»Kelly, bitte, geh einfach.«
Sie trat weiter in das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
»Oh, Herrgott noch einmal!«
»Tom, ich muss sichergehen, dass es dir gut geht.« Sie stellte ihren Arztkoffer am Fußende des Betts ab. »Ist dir schwindlig? Ist –«
»Es geht hier nicht um meinen Kopf. Es geht um mein verschissenes Leben, okay? Ich habe so hart gearbeitet – und morgen wird das alles den Bach runtergehen! Aber ich habe keine Wahl!« Seine Stimme überschlug sich. »Ich habe verdammt noch mal keine Wahl.«
Dann sackte er in sich zusammen, und Kelly brach es fast das Herz. Sie zog ihn in ihre Arme und hielt ihn fest.
»Es tut mir leid«, schluchzte er. »Oh Gott, es tut mir so leid.«
»Oh Tom.« Auch sie weinte nun. »Ich wünschte, ich könnte alles wieder in Ordnung bringen.«
Mallory wachte allein in Davids Bett auf.
Es regnete immer noch. Sie konnte hören, wie die Tropfen auf das Dach direkt über sie prasselten.
Die Lampe in der Ecke neben Davids Zeichentisch brannte. Und genau dort saß ihr Freund auch über seine Arbeit gebeugt und hielt sich mit der linken Hand das Haar aus dem Gesicht.
Er hatte Boxershorts angezogen, mehr aber auch nicht. Die Muskeln an seinen Schultern und am Rücken traten im Lichtschein hervor.
Mallory spürte ihr Herz. Es fühlte sich an, als würde es ihre Brust mit einer angenehmen Wärme erfüllen, während es gleichzeitig das Blut durch ihre Adern pumpte. Sie verspürte Verlangen und inneren Frieden. Wie war es möglich, dass ein Mensch gleichzeitig beide Gefühle in ihr auslöste?
Angela hatte es nicht verstanden. Nach einem gemeinsamen Kennenlernen waren nur zwei Bemerkungen von ihr gekommen. Mallorys Babys würden Schlitzaugen haben. Und zumindest werde der – womit sie David meinte – sie nicht verlassen, was bedeuten sollte, dass ihre Mutter David für einen Loser hielt.
Es war nicht ganz die Art von Zustimmung, die sich Mallory wünschte, aber zumindest hatte ihre Mutter mit dem Witz über die Schlitzaugen gewartet, bis David im Bad verschwunden war. Irgendwann würde ihm Angelas Dummheit auffallen, aber noch nicht jetzt.
Und was die andere Äußerung ihrer Mutter anging, so hoffte Mal von ganzem Herzen, dass sie recht behalten und David sie niemals verlassen würde.
Angela schaute ihn an und sah einen Typen mit einem schlechten Haarschnitt, der sich in seinem eigenen Körper unwohl und unbeholfen fühlte. Mallory hingegen sah in ihm einen schönen Mann, der sie liebte.
Obwohl sie glaubte, sich nicht bewegt zu haben, blickte er von seiner Zeichnung auf. »Entschuldige bitte, stört dich das Licht?«
»Nein.« Mallory stand auf und wickelte die Decke um sich. Bei dem Gedanken, so ungeniert wie David halb nackt herumzulaufen, fühlte sie sich immer noch unwohl. »Was machst du?«
Er lehnte sich zurück,
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