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Toedlicher Hinterhalt

Toedlicher Hinterhalt

Titel: Toedlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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selten an Orte wie Auschwitz verfrachtet haben, oder? Zum Teufel mit den Genfer Konventionen.«
    Joe schüttelte den Kopf. »Sie wollen das nicht hören. Ich will das nicht hören.«
    »Was denkst du denn, wonach dich dieser Hoffmann fragen wird?«, erkundigte Charles sich. »Es wird bestimmt nicht darum gehen, wie du deine Rosen vor dem ersten Frost schützt.«
    »Dad«, ging Kelly dazwischen. »Ihr seid beide so aufgebracht. Vielleicht sollten wir –«
    »Die Résistance fand ihn, versteckte ihn und pflegte ihn wieder gesund«, unterbrach Charles sie. »Und während er Zeit verbrachte mit –«
    »Tu das nicht«, sagte Joe mit scharfem Tonfall.
    » Ihnen «, fuhr Charles fort und betonte das Wort besonders, »den Freiheitskämpfern, fand er heraus, dass seine Französisch- und Italienischkenntnisse ihm zusammen mit gefälschten Papieren und seinen New Yorker cojones den Vorteil verschafften, den er brauchte, um durch die französische Landschaft zu wandern und deutsche Militärstützpunkte für Air-Force-Bombenangriffe ins Visier zu nehmen. Das war viel effektiver als die Luftaufklärung, zu deren Einheit er ursprünglich gehört hatte. Genau genommen war seine Arbeit so wertvoll, dass man ihm schließlich anbot, für die restliche Zeit des Krieges im besetzten Frankreich zu bleiben – und dabei zu helfen, Informationen für die geplante Invasion der Alliierten bereitzustellen.« Charles nahm einen tiefen Zug aus seinem Sauerstofftank. »Joe begann seine Militärlaufbahn zwar in der Air Force, aber zum Ende des Krieges war er beim Office of Strategic Services.«
    Tom sah seinen Onkel an. Das OSS … Er hatte ihn immer bewundert und respektiert, besonders für die Güte und den Respekt, die ihm von ihm entgegengebracht worden waren, als niemand sonst, seine Mutter eingeschlossen, etwas mit ihm zu tun haben wollte. Aber Joes Liebe für seinen Garten hatte ihn immer ein wenig amüsiert, und er war stets davon ausgegangen, sein Großonkel habe im Krieg als Rezeptionist oder Koch oder so gearbeitet … in jeder erdenklichen Position, nur nicht als Mitglied beim OSS .
    »Mein Gott, Joe«, sagte Kelly sanft. »Du warst zwei Jahre lang ein Spion im von den Nazis besetzten Frankreich?«
    Tom hatte selbst ein paar schwierige Einsätze hinter sich, einige extrem gefährliche und geheime Missionen, bei denen es notwendig gewesen war, undercover zu arbeiten und sich unter den Feind zu mischen. Er hatte mit Männern und Frauen in Cafés gesessen und zu Abend gegessen, die ihm eine Kugel in den Kopf gejagt hätten, wenn ihnen bewusst gewesen wäre, wen und was sie da gerade vor sich hatten.
    Aber so etwas über zwei verdammte Jahre zu tun …
    Das erforderte cojones , allerdings.
    »Es ist vorbei«, meinte Joe. »Es ist abgeschlossen.«
    »Aber du würdest es wieder tun, wenn es erforderlich wäre«, meinte Charles hustend.
    Joe fixierte seinen Freund grimmig. »Genauso wie du.«
    Die beiden alten Männer starrten einander an. Keiner von beiden blinzelte, keiner zuckte auch nur mit der Wimper, bis Charles einen Hustenanfall bekam.
    »Du wirst dieses Interview wirklich durchziehen, oder?«, keuchte er.
    »Ich denke schon.«
    Charles bedeckte sein Gesicht wütend mit der Maske und sog so viel Sauerstoff ein, wie er nur konnte. »Es spielt ohnehin keine Rolle mehr«, brachte er dann hustend hervor. »Wie du schon sagtest – es ist vorbei. Es ist abgeschlossen. Welchen Sinn hat es also noch?« Er musste so heftig husten, dass ihm Tränen in die Augen stiegen und über die Wangen liefen. Auf seinen Lippen waren Blutspritzer.
    Kelly sah Tom an. »Ich glaube, ich bringe ihn besser rein. Wärst du so nett …?«
    »Gute Idee.« Tom hob Charles hoch und versicherte sich, dass Kelly sich den Sauerstofftank unter den Arm geklemmt hatte, bevor er auf das Haus zuging.
    Doch Charles war noch nicht fertig mit Joe. Er hob den Kopf, um über Toms Schulter zu schauen und deutete mit zitternder Hand anschuldigend auf seinen ältesten Freund. »Du hasst mich, seit wir uns zum ersten Mal begegnet sind!«
    Joe stand mit schwerem Herzen in der Auffahrt und sah zu, wie Kelly und Tom Charles ins Haupthaus trugen.
    Als er Charles vor fast sechs Jahrzehnten zum ersten Mal getroffen hatte, war er auch getragen worden.
    Schon komisch. Von all den Menschen, denen Joe in seinem langen Leben begegnet war, hasste es Charles Ashton wahrlich am meisten, hilflos zu sein.
    Nichtsdestotrotz, da war er gewesen, verwundet und hilflos, und von Henri und Jean-Claude

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