Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedlicher Hinterhalt

Toedlicher Hinterhalt

Titel: Toedlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
Vom Netzwerk:
unten am Jachthafen? Die, auf der alle Männer aus dem Ort stehen, die im Zweiten Weltkrieg gefallen sind?«
    Tom kannte das Denkmal ziemlich gut. Er hatte viele Male auf die lange Liste der Männernamen gestarrt und gedacht, dass der Steinmetz es ziemlich vermasselt haben musste, weil er das e und das n bei dem Wort Held vergessen hatte. Er war davon ausgegangen, dass es »Die Helden von Baldwin’s Bridge« hätte heißen sollen.
    Er spürte, dass Kelly ihn ansah, und zwang sich, gerader zu stehen.
    Charles hatte kurz innegehalten, um sich die Sauerstoffmaske auf das Gesicht zu drücken, er inhalierte einmal tief, bevor er weitersprach. »Geh dort hin und guck dir genau das Gesicht an. Die Statue besitzt Joes Gesichtszüge. Er hat sie nicht seinen Namen darunterschreiben lassen, aber er ist es. Damals in Frankreich, ein paar Wochen nach der Invasion in der Normandie, hat er Informationen über einen deutschen Gegenangriff geliefert, bei dem Tausende von Männern aus der Fünfundfünfzigsten Division abgeschlachtet worden wären. Dank Joe konnten sie sich jedoch darauf vorbereiten.«
    Der Held von Baldwin’s Bridge … Vollkommen unerwartet war der stille Joe Paoletti, der seine Blumen so liebte, dieser verdammte Held von Baldwin’s Bridge.
    »Du meine Güte«, entfuhr es Tom, der sich nun zu seinem Onkel umwandte. »Wieso hast du mir das nie erzählt? So etwas zu wissen wäre damals in der Highschool, als ich zum gefühlt fünfzehnten Mal zum Direktor musste, vielleicht ganz praktisch gewesen.«
    Das war nur halb als Scherz gemeint. Gott, es hätte ihm nicht nur in Bezug auf den Direktor geholfen, zu wissen, dass ein Paoletti, ein verfluchter Paoletti , nicht nur als Held, sondern als » der Held« bezeichnet wurde, sondern auch hinsichtlich seines verdammt geringen Selbstwertgefühls als Teenager.
    Joe schnaubte nur. Doch er sah Tom dabei nicht in die Augen.
    »Die Nazis kannten sich gut auf dem Terrain aus und wollten dies auch ausnutzen, um einen Teil der Fünfundfünfzigsten vom Rest der Truppe abzuschneiden«, fuhr Charles fort, »sie versuchten, die Männer von den übrigen Alliierten Kräften zu isolieren. Es wurde erbittert gekämpft – es hätte also keine Gefangenen gegeben.« Er sah hoch zu Kelly und Tom. »Dank dem, was Joe getan hat, bekamen Tausende Männer aus der Fünfundfünfzigsten eine Chance, zu kämpfen.«
    »Dank dem, was ich getan habe«, spottete Joe. »So war es nicht, und das weißt du ganz genau. Ich war verwundet – ich konnte noch nicht mal mehr laufen. Ohne dich und –«
    »Ich bin bloß dabei gewesen, das weißt du«, gab Charles hitzig zurück und begann wieder zu husten.
    »Atme den Sauerstoff ein«, forderte ihn Kelly ernst auf, »oder ich bringe dich ins Krankenhaus.«
    Charles hatte sich die Maske über Mund und Nase geklemmt, machte jedoch Anstalten, sie wieder abzunehmen, als Joe konterte: »Du warst nie einfach nur dabei. Du wolltest, dass die Leute denken, du wärst –«
    »Okay …« Tom hielt eine Hand hoch. So langsam kam er sich vor wie eine schlechte Mischung aus einem Verkehrspolizisten und einem Schiedsrichter. Das Gefühl, alles um ihn herum würde sich drehen, ließ jedoch allmählich nach, sodass er nur noch mit dem hämmernden Schmerz in seinem Schädel klarkommen musste. »Warte mal eine Minute. Ich bin immer noch verwirrt.« Er fixierte Joe mit dem strengsten Blick, den er als kommandierender Offizier draufhatte. »Mal abgesehen von dieser Heldengeschichte, die mir komplett neu ist, habe ich vor ein paar Stunden erst erfahren – von Kelly übrigens –, dass du 1942 über Frankreich abgeschossen wurdest. Aber die Invasion der Alliierten hat doch erst im Sommer 1944 stattgefunden. Was hast du also 42 hinter feindlichen Linien zu suchen gehabt? Bist du zweimal abgeschossen worden? Oder hatte Kelly das falsche Datum im Kopf?«
    »Nein.« Wie es aussah, verfiel Joe gerade wieder in seine übliche einsilbige Sprechweise.
    »Ja. Siehst du?«, meinte Charles. »Du bist bereit, Geschichten über mich zu erzählen, aber wenn es um dich geht …« Er starrte Tom an. »Er wurde 42 abgeschossen und war schwer verwundet – wie es wohl oft der Fall ist, wenn dein Flugzeug wie ein Ziegelstein vom Himmel fällt. Zu seinem Glück wurde er von der französischen Résistance gefunden und nicht von den Nazis. So brachte man ihn in ein sicheres Haus, statt in ein Konzentrationslager – ihr habt doch bestimmt davon gehört, dass die Nazis amerikanische Kriegsgefangene nicht

Weitere Kostenlose Bücher