Toedlicher Hinterhalt
sagen.
Das Einzige, was sie jedoch mit Sicherheit wusste, war, dass dies ein Sommer werden würde, an den sie sich ihr ganzes Leben lang erinnern dürfte.
4
Tom duschte und schaltete in einem Versuch, seine unablässigen Kopfschmerzen loszuwerden, den Sportsender ESPN ein. Er griff gerade nach einem Bier im Kühlschrank, als er draußen in der Einfahrt Stimmen hörte.
Joe und Charles waren zurück.
Früher, als Tom es erwartet hatte. Damals waren ihre Kartenspiele berüchtigt dafür gewesen, bis spät in die Nacht anzudauern.
Aber damals hatte Charles natürlich auch noch keine tödliche Krebserkrankung gehabt.
»Habe ich dich je um etwas gebeten?«, sagte dieser gerade wütend, und seine nasale, dünne Stimme hallte durch die nächtliche Stille. »Habe ich das?«
Joes Tonfall war weicher, aber nicht weniger heftig. »Ja! All die Jahre habe ich dichtgehalten … Glaubst du, ich wollte diese Medaille, die oben auf dem Dachboden liegt? Glaubst du, ich müsste nicht jedes Mal an sie denken, wenn ich an der Tür zum Speicher vorbeigehe?«
Heilige Scheiße! Charles und Joe stritten sich. Joe, der sonst kaum je mehr als ein einsilbiges Wort herausbrachte, der nie die Beherrschung verlor, war fuchsteufelswild und gab ganze Absätze von sich.
Tom stellte sein Bier auf dem Küchentresen ab, stieß die Fliegengittertür auf und trat hinaus auf die hintere Treppe. Draußen war es wegen der hohen Luftfeuchtigkeit drückend, und er musste sich am Geländer festhalten, als ihn ein Schwindelgefühl überkam. Verdammt, wann würde das endlich nachlassen?
Die beiden alten Männer saßen in Joes Wagen, doch die Fenster waren heruntergelassen, und so konnte Tom die Stimmen der zwei auch weiterhin hören.
»Vielleicht glaubst du, ich wäre wie du – dass ich es vergessen hätte«, fuhr Joe hitzig fort. »Aber das habe ich nicht! Ich mache nicht einen Atemzug, ohne mich daran zu erinnern!«
Charles schien rasend vor Wut zu sein. Sein Gesicht war rot angelaufen, und er zitterte. »Wie kannst du es wagen, mir zu unterstellen, dass ich –«
»Es ist an der Zeit«, unterbrach ihn Joe schreiend. »Jenny ist weg – die Wahrheit kann sie nicht mehr verletzen. Aber du bist derjenige, der Angst vor der Realität hat, nicht wahr? Mit deiner Frau hatte das nie etwas zu tun.«
Charles begann zu husten. Es war ein trockenes, quälendes Bellen, das seinen ganzen Körper durchschüttelte. »Verdammter Mistkerl!«, krächzte er zwischendrin. »Du gottverdammter Mistkerl! Ich will, dass du von hier verschwindest! Du bist gefeuert, du Hurensohn!«
»Hey, hey, Jungs …« Als Tom auf das Fahrzeug zuging, bemerkte er, dass auch Kelly aus dem Haupthaus gekommen war. Sie näherte sich dem Wagen von der anderen Seite aus und zog eine Art Tank hinter sich her – Sauerstoff.
»Hört auf!«, sagte sie in scharfem Tonfall. »Sofort! Alle beide!«
Joe stieg aus dem Auto und knallte die Tür hinter sich zu. »Du kannst mich nicht feuern, du aufgeblasener, egoistischer Schweinehund, denn ich kündige !«
»Whow«, meinte Tom und stellte sich Joe auf dem Weg zum Cottage in den Weg. »Alle atmen jetzt einmal tief durch und zählen bis zehn. Spulen wir den letzten Teil zurück. Ich weiß, dass ihr beide nichts davon so gemeint habt. Beruhigen wir uns also ein bisschen, okay?«
Kelly gab ihrem Vater irgendeine Art von Inhalator. Nachdem er sich eine Dosis von der Medizin verabreicht hatte, half seine Tochter ihm, eine Maske aufzusetzen und stellte die Sauerstoffflasche ein, um dem alten Mann das Atmen zu erleichtern. Als er weniger angestrengt nach Luft rang, sah sie über das Dach des Wagens hinweg mit großen Augen zu Tom herüber und schüttelte leicht den Kopf. Das Ganze war ihr genauso ein Rätsel.
Sie machte noch größere Augen, als sie bemerkte, dass er – oh verdammt – nur Boxershorts trug.
Auch sie hatte sich umgezogen und sich Laufshorts, einen Sport- BH sowie Turnschuhe angezogen. Dem leichten Glänzen auf ihrer Haut nach zu urteilen, war sie gerade mitten bei einem Work-out gewesen.
Er bemühte sich, nicht ihren schlanken, geschmeidigen Körper zu mustern, doch so viel zarte Haut erwies sich als höllisch ablenkend. Aber er musste natürlich gerade reden, so halb nackt, wie er vor ihr stand. Doch da Charles gerade so etwas wie einen Anfall hatte und Joe vor Wut zitterte, war momentan wohl nicht der beste Zeitpunkt, um hineinzugehen und sich eine Hose und ein T-Shirt zu holen.
»Worum geht’s hier eigentlich?«, fragte er und
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