Toedlicher Hinterhalt
verlagerte das Gewicht ein wenig nach links, sodass Joe nicht an ihm vorbei ins Haus gehen konnte.
Charles riss sich die Maske vom Gesicht. »Sieben, acht, neun, zehn«, krächzte er. »Du bist immer noch gefeuert!«
»Dad!«, mischte sich Kelly verärgert ein, als er erneut anfing zu husten. Sie setzte ihm die Maske wieder auf und warf Tom einen Blick zu, bei dem sie die Augen verdrehte.
Der wandte sich nun zu seinem Onkel um und musste sich am Auto abstützen, da ihm abermals schwindelig wurde. Scheiße! Das Letzte, was diese Zirkusvorstellung jetzt noch brauchte, war, dass er der Länge nach umkippte. »Was läuft hier jetzt?«
Charles zog erneut die Maske ab. »Du willst wissen, was hier vor sich geht? Ich sag’s dir. Dieser Judas dort hat sich dazu bereit erklärt, irgendeinem hirnverbrannten Trottel ein Interview zu geben, der so ein dämliches Buch über die Fighting Fifty-Fifth schreibt.« Er begann wieder zu husten, und als Kelly nach seiner Maske griff, entzog er sie ihr mit einem Blick, der keinen Widerspruch duldete, und setzte sie sich selbst zurück auf Mund und Nase.
»Sein Name ist Kurt Hoffmann«, entgegnete Joe barsch und ging dabei hinten um den Kombi herum, damit er Charles direkt ansehen konnte, statt durch das Wageninnere hindurchstarren zu müssen. »Und er ist Geschichtsprofessor am Boston College, also trifft hirnverbrannt und dämlich wahrscheinlich nicht zu, weder auf ihn noch auf sein Buch.«
Charles zog die Maske herunter. »Und es kommt noch besser – er ist ein Kraut. Was gibt ihm das Recht –?«
»Sein Großvater hat an deiner Seite in der Fünfundfünfzigsten gedient«, klärte Joe ihn auf. »Er ist im Kampf gegen die Nazis in der Heckenlandschaft der Normandie gefallen. Er hat jedes Recht dazu.«
Charles setzte mit einem Hmpf die Maske wieder auf und gab den Punkt damit nur höchst widerwillig an Joe.
Tom stakste langsam hinter diesem her, wobei er sich mit einer Hand am Auto abstützte wie ein Baby, das nur dann zu laufen vermochte, wenn es sich an den Möbeln entlanghangelte.
Soweit er sich erinnern konnte, war Joe noch nie zuvor so wütend gewesen. Die paar Male, bei denen sein Großonkel die Beherrschung verloren hatte, waren ihm wie schnelle Explosionen vorgekommen – kurze Augenblicke, schon wieder vorbei, ehe sie richtig begonnen hatten. Nichts im Vergleich zu diesem tief empfundenen, erschütternden Zorn.
»Wenn er über die Fünfundfünfzigste schreibt«, wollte Tom wissen und rieb sich die Stirn, als er plötzlich einen stechenden Schmerz hinter seinem linken Auge verspürte, »warum möchte er dann mit dir reden? Ich habe das Foto von dir und Großvater gesehen, das Mom von euch besaß, aus der Zeit, als ihr euch gerade verpflichtet hattet. Ihr habt darauf beide Air-Force-Uniformen getragen.«
Kelly hockte noch immer neben ihrem Vater, doch sie schaute zu ihm auf und runzelte leicht die Stirn. »Tom, geht’s dir gut?«
Na, großartig! Er sah vermutlich genauso übel aus, wie er sich gerade fühlte.
Abgesehen von der Tatsache, dass er dreißig Tage hatte, um dieses beschissene Schwindelgefühl und diese verdammten Kopfschmerzen ein für alle Mal loszuwerden, abgesehen von der Tatsache, dass seine Karriere auf dem Spiel stand und der einzige Verwandte, den er immer für einen Fels in der Brandung gehalten hatte, gerade an seinem eigenen Schmerz und der Unsicherheit zerbrach, abgesehen von der Tatsache, dass er Kelly nur anzusehen brauchte und sie dummerweise sofort genauso sehr wollte wie vor vielen Jahren, abgesehen von der Tatsache, dass ihr Vater starb – ein Mann, für den er zwar nie besonders viel Respekt oder Bewunderung empfunden hatte, um den er sich aber dennoch sorgte …
Abgesehen von all dem ging es ihm gut, ja.
»Ich bin müde und habe Kopfschmerzen. Ich stehe hier in Unterhose und bin total verwirrt«, gab Tom seine Verzweiflung preis. »Ich möchte jetzt verdammt noch mal wissen, was hier vor sich geht. Warum will dieser Autor mit einem Air-Force-Veteranen über die Fünfundfünfzigste sprechen?«
Joe sah von Tom zu Charles und schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid«, sagte er steif. »Aber das ist eine Privatangelegenheit –«
»Von wegen!«, blaffte Charles. »Du bist derjenige, der mit diesem Hoffmann reden will. Wie privat ist das also bitte noch?« Er starrte Tom an. »Der Kerl möchte ein Interview mit Joe, weil er der ›Held der Fünfundfünfzigsten‹ ist – ›Der Held von Baldwin’s Bridge‹. Du kennst doch die Statue
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