Toedlicher Hinterhalt
es Vorsehung«, sagte Brandon gerade zu Mallory.
Da war es: Ich habe so etwas noch nie zuvor erlebt. David konnte es sich nicht verkneifen, zu ihnen herüberzuschauen, während er wie wild seinen Bleistift anspitzte. Bran hielt sie noch immer locker in den Armen. Sie hätte sich von ihm lösen können – wenn sie es denn wollte. Doch ganz offensichtlich war das nicht der Fall.
»Ich habe so etwas noch nie zuvor erlebt«, meinte Bran ganz ernst.
Abgesehen von den vierhundertsiebenundsechzig anderen Malen … Komm schon, Nightshade, nutze deine Superfähigkeiten, um diesen Mistkerl zu durchschauen.
Dabei mochte David Brandon, wirklich. Sie waren miteinander befreundet, solange er denken konnte. Aber die Vorstellung, dass Bran Mallory heute mit zu sich nach Hause nehmen würde und sie in Brans Wohnung gleich unterhalb von Davids miteinander schliefen, war zu viel für ihn.
Er wusste, er brauchte seinem Kumpel bloß vier Worte ins Ohr zu flüstern, um das alles zu verhindern – Ich mag dieses Mädchen . Vier Worte, und Brandon würde sich zurückziehen – aber was hätte David davon, wenn das Mädchen lieber mit Brandon zusammen wäre?
»Geh heute Abend mit mir aus«, murmelte Brandon. »Hast du Hunger? Wir könnten was essen gehen.«
David begann, eine grobe Skizze von Nightshade nach der anderen zu zeichnen – laufend, springend, fliegend, gegen das Böse kämpfend, im Zustand der Unbesiegbarkeit –, und versuchte, nicht zuzuhören, sondern sich gleichgültig zu geben, bis Mallory schließlich etwas sagte.
»Ich fühle mich irgendwie eklig, so voller Babyöl.«
»Sul meinte doch, dass es ihm nichts ausmachen würde, wenn du hier duschst.« Brandon schob sich in Richtung des Bads, als wäre bereits klar, dass sie mit ihm ausgehen wollte. »Ich beeil mich und dusche schnell bei mir – ich wohne gleich unten.«
Sie zögerte und blickte zu David herüber. »Ich bin nicht sicher –«
»Hey, wir können doch zu dem Jahrmarkt gehen, uns einen Burger holen und eine Runde Riesenrad fahren.«
Als sich ihr Gesicht plötzlich aufhellte, wusste David, dass die Sache gelaufen war. Aber wem hatte er denn auch etwas vormachen wollen? Ihm war doch schon klar gewesen, dass sie den Abend mit seinem Freund verbringen würde, bevor er sie überhaupt gebeten hatte, für ihn zu posieren.
»Der ist doch noch nicht vorbei, oder?«, fragte Brandon. »Du weißt schon, dieser Jahrmarkt auf dem Parkplatz bei der Kirche.«
»Der geht noch bis Sonntag«, teilte Mallory ihm mit.
»Super. Komm schon, was sagst du?«
David hielt den Blick auf seine Nightshade-Skizzen geheftet. »Okay«, erwiderte sie schließlich.
»Gut, okay.« Bran ging auf die Wohnungstür zu. »Bin in zehn Minuten wieder da – entglitscht sozusagen. Bis später, Kumpel!«, rief er David zu und zog lautstark die Tür hinter sich zu.
David merkte, wie Mallory zögerte, schaute jedoch immer noch nicht hoch, sondern zeichnete einfach weiter. Dann hörte er, wie die Badezimmertür geschlossen und verriegelt und kurz darauf die Dusche angestellt wurde, woraufhin er seinen Bleistift beiseite legte.
Neben der Wohnungstür hing ein kleiner Spiegel. Er rutschte von seinem Hocker, ging hinüber und sah hinein.
Nach dem einstündigen Fotoshooting standen seine Haare in alle Richtungen ab. Er sah aus, als hätte er in eine Steckdose gefasst. Als er versuchte, es glatt zu streichen, wurde es nur noch schlimmer. Und seine Brille … Das Klebeband und die Sicherheitsnadel machten die Tatsache, dass das Gestell schon seit fünfzehn Jahren aus der Mode war, auch nicht gerade besser. Die Gläser sahen riesig, dick und verdammt schwer aus, ein himmelweiter Unterschied zu den schmalen, ovalen Brillengestellen, die im Moment alle trugen. Ihm war dieser neue Trend gar nicht aufgefallen, bis ihn Bran tags zuvor darauf aufmerksam gemacht hatte. David war gerade dabei gewesen, ein paar Entwürfe von Julian in normalen Klamotten und mit einer Brille auf der Nase zu zeichnen, und Bran hatte ihn darauf hingewiesen, dass jemand mit einem Aussehen wie Julian, nie im Leben eine Streberbrille, wie sie von ihm gezeichnet worden war, tragen würde.
Streberbrille …
Sie hatte genau wie Davids ausgesehen.
Es kam ihm lächerlich vor. Die Brille war doch bloß ein Nutzgegenstand, der ihm zu besserem Sehen verhalf. Was spielte es da für eine Rolle, wie sie aussah?
Was spielte es für eine Rolle, wie er aussah?
Er nahm die Brille ab, beugte sich weiter vor und blinzelte sein eigenes
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