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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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Molle. Hatte mein Gedächtnis das Bild nachträglich angepasst, weil Molle inzwischen mein Maßstab an Fürsorglichkeit geworden war? Oder hatte ich den dicken Wirt von Anfang an in mein Herz geschlossen, weil er mich unbewusst an Francesca erinnerte?
    Keine Ahnung. Ich war neun Jahre alt gewesen, als meine Mutter Francesca gegen eine hochnäsige und magersüchtige Diätköchin ausgetauscht hatte. Von da an waren nur noch Kohlsuppen-, Ananas- und Brigitte -Diät-Gerichte auf den Tisch gekommen.
    Danner kramte ein zweites Messer aus einer Schublade. Und siehe da: Bevor er angefangen hatte, sich bei Molle durchzuschnorren, musste er so ein Ding schon ein oder zwei Mal bedient haben.
    »Sollte Molle uns irgendwann mal die Koffer vor die Tür stellen, ist zum Glück geklärt, wer von uns das Kochen übernimmt.«
    »Schmeiß Zwiebeln und Speck in die Pfanne«, kommandierte Danner.
    Um kurz vor sechs brutzelten die Kartoffeln endlich im Fett, und für mich stand fest, dass ich mich nie wieder auf eine Kochwette einlassen würde. Ich hatte ja keine Ahnung gehabt, wie viel Arbeit ein paar simple Bratkartoffeln machten. Doch jetzt durchzog der Geruch von gebratenem Speck die Wohnung und ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    Danners Handy klingelte. Er zuckte zusammen und holte Luft, bevor er das Telefon aus der Tasche zog. Doch nach einem Blick aufs Display entspannte er sich wieder.
    »Lenny. Was willst du? – Doch, wir essen. – Nein, bei uns oben. – Ja, im Ernst.« Er verdrehte die Augen. »Bratkartoffeln.«
    Kopfschüttelnd ließ er das Gerät wieder in der Hosentasche seiner Jeans verschwinden. Er schlurfte zur Wohnungstür und öffnete Staschek, bevor der anklopfen konnte.
    Der Kriminalkommissar ließ Danner links liegen und küsste mich auf die Wange.
    »Komm rein, setz dich, willste mitessen?« Danner fragte nur der Form halber.
    Staschek ignorierte ihn. »Ich wusste gar nicht, dass du kochen kannst, Lila.«
    »Ich auch nicht«, antwortete ich.
    »Eigentlich solltest du allmählich drauf gekommen sein, dass deine Frau dir den vegetarischen Fraß nur vorsetzt, damit du endlich mal selbst die Pfanne bewegst.« Danner klopfte auf das Schulterpolster von Stascheks Mantel.
    Der Kriminalkommissar kickte seine Lederslipper unter die Garderobe. Gelbe Ringelsocken kamen zum Vorschein.
    Danner hielt Staschek die Küchentür auf. Dabei zog er schon wieder sein Handy aus der Tasche, drückte eine Taste und legte es auf die Fensterbank.
    Auf lautlos gestellt, darauf würde ich sogar eine Spargelwette annehmen.
    »Ihr solltet eure Nasen doch aus meinem Fall raushalten«, motzte Staschek, während Danner ihm Kartoffeln auf den Teller häufte.
    »Und du solltest keine Ringelsocken in Rindslederslippern tragen.«
    Staschek schnitt eine Grimasse. »Oran Mongabadhis Vater lässt meinem Mitarbeiter ohne Haare und seiner jungen, blonden Kollegin ausrichten, dass er von seinem Sohn vor zwei Monaten die letzte neue Handynummer erhalten hat. Er hat sie weitergegeben, sagt er.«
    Danner schnalzte mit der Zunge.
    »Und ihr habt Glück, dass Katrin Wegner schon Feierabend gemacht hatte und stattdessen Herta den Anruf entgegengenommen hat.«
    Ups.
    »Euer soziales Engagement in Ehren, aber wieso übernehmt ihr einen derart festgefahrenen Fall?« Staschek schob sich eine Gabel voll Kartoffeln in den Mund. Kauend sprach er weiter: »Wir haben Mongabadhis Blut an Schuhen, Kleidung und Körper eurer Mandantin gefunden. Ihre Fußabdrücke sind am Tatort, ihre Fingerabdrücke an der Leiche. Und sie ist abgehauen, statt Hilfe zu holen.«
    »Sag uns was Neues.« Danner aß seine Portion direkt aus der Pfanne.
    »Die ältere Dame, die ihn gefunden hat, ist unverdächtig. Sie war auf dem Weg zur Arbeit, sie putzt im Stadion. Ihr Dienstbeginn ist um sechs. Von ihr haben wir keinerlei Spuren im Umfeld der Leiche gefunden. Sie hat gar nicht gewagt, ihn anzufassen, sondern gleich die Polizei gerufen«, mampfte Staschek. »Und darauf, dass seine Eltern was mit seinem Tod zu tun haben, würde ich nicht mal meine Ringelsocken wetten. Der Vater ist Lehrer.«
    Siehste!, sollte Danners Achselzucken in meine Richtung bedeuten.
    »Übrigens haben wir der Presse vorhin mitgeteilt, dass Frau Schmidtmüller vorläufig festgenommen wurde«, fügte Staschek noch hinzu und duckte sich über seinen Teller, als wollte er sich vor einem aus dem Nichts herabstürzenden Klavier schützen.
    Danner gab der Hantel unter dem Tisch einen wütenden Tritt. »Na, dann

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