Tödlicher Kick
damit wir es bequem haben, während wir bei ihrer Befragung zuhören«, vermutete ich.
Mein Kosename für Stascheks unsympathischste Kommissarin ließ ein Grübchen zwischen Danners Bartstoppeln auftauchen. »Dann müssen wir jetzt wohl eine Pause machen.«
»Sollten wir nicht mal im Krankenhaus vorbeifahren?«, erkundigte ich mich, obwohl ich ahnte, dass Danner die Frage nicht hören wollte.
Prompt verschwand das Grübchen.
»Die melden sich schon, wenn es was Neues gibt.«
Also pausierten wir auf einem Stück Wiese hinter dem Hiltroper Bolzplatz.
Ich lag auf dem Bauch im Gras und vertrieb mir die Zeit, indem ich mein Smartphone mit Suchwörtern zu unserem Fall fütterte. Danner lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken.
Dass Sophie Meister dem alles in allem fähigen VfL -Trainer die Schuld an Orans Verhalten zuweisen wollte, hatte mich neugierig gemacht. Und tatsächlich lieferte Google eine ganze Flutwelle an Informationen zum Stichwort ›Goldi‹. Samt Bildern.
Simon Goldstein hatte kupferrotes, kurzes Haar und dunkelgraue Augen. Sein Gesicht war männlich markant und glatt rasiert, darunter hatte er den dunklen Bundestrainerschal lässig über die Schulter geworfen.
Kein Freund von Traurigkeit: Trainer-Neuentdeckung Simon Goldstein feiert die erfolgreiche Saison beim Zweitligisten Paderborn mit seiner Mannschaft.
»Schöne Frauen motivieren mich«, verrät der Trainer.
Solche Machosprüche brachten Goldstein bei der jungen Torhüterin vermutlich keine Pluspunkte ein. Doch der Artikel war über ein Jahr alt.
Dass Simon Goldstein den unschuldigen kleinen Oran Mongabadhi hinterhältig ins Bordell gelockt hatte, konnte ich aus seiner Vorliebe für schöne Frauen nicht unbedingt schließen.
Auch wenn Sophie Meister das gern so hätte.
Großartiger Trainer und ausgezeichneter Networker, titelte der nächste Bericht.
Unter der Leitung des neuen Trainers Simon Goldstein (41) gewinnt der VfL Bochum die ersten drei Spiele der Saison. Außerdem hat der Coach dem Verein neue Sponsoren beschert. »Die dringend benötigte neue Videoleinwand kann realisiert werden«, gab der Vorstand heute bekannt. Goldstein, der nach einem knappen Jahr als Cheftrainer in Paderborn noch als Neuling in der Zweiten Bundesliga bezeichnet werden kann, scheint sich als echter Glücksgriff zu entpuppen.
Hm.
»Die durchgeknallte Exfreundin gibt eine brauchbarere Mordverdächtige ab.« Danner hatte die Tatenlosigkeit nicht lange ausgehalten, sondern mir über die Schulter gesehen.
»Das glaubst du doch selbst nicht.« Mir gelang es immer noch nicht, mir auszumalen, wie Sophie Meister Ali Baba erschoss.
Danner streckte sich wieder aus und verschränkte die Arme im Genick. »Ich hoffe es sogar, denn sonst bleibt unsere Klientin weiterhin die Alleinverdächtige in diesem Fall. Jedenfalls tickt die Meister nicht richtig.«
»Wo soll eine siebzehnjährige Schülerin denn eine Waffe herhaben?«
»Schwarzmarkt? Ausland?«
»Klar, sie hat zwar noch keinen Führerschein, aber vielleicht hat sie sich ja mit dem Schönes-Wochenende-Ticket auf den Weg zur polnischen Grenze gemacht«, spottete ich. »Und die großkalibrige Wumme hat sie auf der Rückfahrt zwischen den Schulbüchern in ihrem Rucksack versteckt, oder was?«
»Es gibt den Führerschein mit siebzehn, und einen Kumpel über die Grenze zu schicken, ist auch kein Thema. Kein Schwein kontrolliert heute noch den Kofferraum.«
Ich schüttelte den Kopf: »Und unter ihrem Bett hat sie ein paar Atomsprengköpfe liegen?«
»Sie ist eine Psychopathin, sie hat versucht, sich das Leben zu nehmen.«
»Die hat sich nicht vor die S-Bahn geworfen, sondern nur ein paar Pillen geschluckt«, widersprach ich. »Noch dazu harmlose Pillen.«
Ups. In dem Moment, in dem mir die Worte rausrutschten, erkannte ich meinen Fehler.
Zu spät.
Danner rollte sich auf den Bauch, sodass er mein Gesicht sehen konnte: »Woher wusstest du das eigentlich?«
Diesen Gesichtsausdruck kannte ich. Er gaukelte mir vor, dass er mich durchschauen konnte, dass er sowieso schon alles wusste und ich es genauso gut zugeben konnte.
Darauf fiel ich schon lange nicht mehr herein.
»Ich gebe dir bei Gelegenheit mal Nachhilfe in Medikamentenkunde«, versprach ich. »Vorher sollten wir uns endlich Mongabadhis Eltern ansehen. Immerhin sind die davon ausgegangen, dass ihr Sohn als Jungfrau in die Ehe geht, während der sich im Bordell vergnügt hat. Das kann schon mal an der muslimischen Familienehre kratzen, oder?«
»Nur,
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