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Tödlicher Mittsommer

Tödlicher Mittsommer

Titel: Tödlicher Mittsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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sich die Einweihung im Jahr 1897 unter der Schirmherrschaft König Oscars II . vorzustellen, mit bartgeschmückten noblen Herren und Segelbooten aus poliertem Mahagoni.
    Noras und Henriks Gruppe sollte auf der östlichen Veranda sitzen, von wo man freie Aussicht aufs Meer hatte. An klaren Tagen konnteman sogar das Leuchtfeuer Almagrund sehen, ungefähr zehn Seemeilen südöstlich von Sandhamn.
    Sie machte aus purer Freude ein paar Tanzschritte.
    Es war Ewigkeiten her, dass sie und Henrik zum Tanzen ausgegangen waren. Mittlerweile fanden die meisten Partys bei anderen Familien mit kleinen Kindern statt, wo die Unterhaltung sich um den Nachwuchs drehte, darum, wie müde alle ständig waren und wie schwer es fiel, den Alltag auf die Reihe zu bekommen. Wenn schließlich allgemeiner Konsens darüber herrschte, war es auch schon wieder Zeit, nach Hause zu gehen.
    Sie nahm ihr Weinglas und ging die Treppe hinauf. Henrik lag auf dem Bett und schaute träge die Sportsendung.
    »Musst du dich nicht bald umziehen?«, fragte Nora.
    Henrik strahlte sie an und zwinkerte ihr zu.
    »Ich habe eine bessere Idee. Komm her!«
    Nora setzte sich zu ihm auf die Bettkante.
    »Was kann das wohl sein?«, fragte sie neckisch.
    »Wie wär’s mit der Erfüllung unserer ehelichen Pflichten?«
    »Haben wir dazu noch Zeit?«
    Automatisch sah sie auf die Uhr. Typische Risikoabwehr einer Mutter. Es war wirklich so – kleine Kinder sorgten dafür, dass nicht noch mehr kleine Kinder kamen.
    »Na klar haben wir Zeit …«
    Er zog sie mit sanftem Griff hinunter aufs Bett.
    »Als Eltern von Kleinkindern muss man jede Gelegenheit nutzen!«
    Seine Hand schob sich unter ihren Pulli.
    Nora stellte das Weinglas ab und schmiegte sich an ihn. Vorsichtig küsste sie die Grube unter seinem Schlüsselbein und sog seinen vertrauten Duft ein. Er hatte fast keine Haare auf der Brust, nie welche gehabt. Sie liebte es, ihn damit aufzuziehen, er sei wie David Beckham minus Rasierer.
    Es wird sicher alles gut, dachte sie. Ganz gleich, was aus dem neuen Job wird.

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Kapitel 39
    Als sie am Clubhaus ankamen, war der ganze Kai voller Menschen in Feierstimmung. Die Flaggenketten, die man an den großen Fahnenstangen gehisst hatte, knatterten im Wind. Kellner trugen geschickt Tabletts mit gefüllten Champagnergläsern durch die Menge. Alle waren festlich gekleidet, und eine erwartungsvolle Stimmung lag in der Luft.
    Mehrere der Regattateilnehmer trugen Segleruniform, einen altmodischen Festanzug, der Nora an die Dreißigerjahre erinnerte. Einmal hatte Henrik halb im Spaß gesagt, dass er überlege, sich auch einen zu kaufen. Doch Noras spitzer Kommentar über Zirkusuniformen hatte ihn davon abgebracht.
    Nostalgie in allen Ehren, aber irgendwo musste die romantische Verklärung alter Zeiten ihre Grenzen haben. Außerdem fand sie, dass es ein bisschen viel des Guten wurde, was den KSSS und all die Seglertraditionen betraf. Aber das behielt sie für sich.
    Für Henrik, der in einer Seglerfamilie aufgewachsen war und dessen Vater zu den prominenten Persönlichkeiten im KSSS gehört hatte, waren Wangenküsse und die Wahrung der Tradition eine Selbstverständlichkeit. Nora dagegen hatte sich in dieser Welt nie so richtig zu Hause gefühlt.
    Zwar hatte sie seit ihrer Geburt jeden Sommer auf der Insel verbracht, aber ihr Bild von Sandhamn war ein völlig anderes.
    Für Nora war Sandhamn gleichbedeutend mit äußerem Schärengarten und Nähe zum Meer, mit ausgedehnter Stille, durchbrochen von den Schreien der Möwen. Man fischte seinen eigenen Fisch und pflückte Blaubeeren im Kiefernwäldchen. An schönen Tagen machte man Picknick am Strand. Abends wurde am Bootssteg der Grill angezündet. Es war das einfache Leben, das Nora liebte, die Ruhe und der Frieden. Die Kinder konnten frei herumlaufen, ohne dass man sich Sorgen wegen des Straßenverkehrs machen musste. Jeder kannte jeden. Eine Bullerbü-Atmosphäre, wie sie sonst fast nirgends mehr zu finden war.
    Insgeheim war sie ein bisschen traurig über die Entwicklung, die aus der Insel ein Symbol für teure Rennsegelboote gemacht hatte und für die Schickeria, die in ihrem Kielwasser schwamm.
    Gleichzeitig trug das dazu bei, die Insel am Leben zu erhalten. Allzu viele Schären waren bereits entvölkert, und es war nicht leicht, so weit draußen im Schärengarten Arbeit zu finden. Regatten und Veranstaltungen sorgten dafür, dass Sandhamn in aller Munde blieb und die Bewohner das ganze Jahr über Arbeit hatten.
    Es hatte eben

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