Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlicher Mittsommer

Tödlicher Mittsommer

Titel: Tödlicher Mittsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
Vom Netzwerk:
kaufen?«
    Auf Strindbergs Stirn zeigten sich Schweißtropfen.
    »Was in den Gaststättenbetrieben vor sich geht, entzieht sich meiner Kenntnis. Die machen letztlich doch, was sie wollen. Das geht mich nichts an.«
    Zum dritten Mal innerhalb von drei Minuten strich er sich über seine schütteren grauen Haare.
    »Was hat das mit Berggrens Tod zu tun? Sie haben doch gesagt, er ist ertrunken, war es nicht so?«
    Ein paar Schuppen rieselten aus seinem Haar und legten sich adrett auf seinen Jackenkragen.

[Menü]
Kapitel 38
Samstag, dritte Woche
Kapitel 38
    »Mach die Musik leiser«, rief Henrik aus dem Obergeschoss.
    »Was hast du gesagt?«, rief Nora zurück.
    »Ich sagte, mach die Musik leiser!«
    Nora lächelte in sich hinein. Bruce Springsteen röhrte durchs Haus. Wahrscheinlich klirrten bei den Nachbarn die Fensterscheiben. Eigentlich sollte man wohl in einer so dicht bebauten Siedlung wie Sandhamn nicht dermaßen laute Musik spielen, aber das war ihr heute egal.
    Die Segelregatta waren endlich vorbei, und am Abend sollte die Abschlussfeier sein. Zuerst die Preisverleihung, vorgenommen von Norwegens König Harald, der an den Wettkämpfen teilgenommen hatte, und anschließend ein festliches Abendessen im Klubhaus.
    Nora würde ein neues Kleid in verschiedenen Türkistönen anziehen und dazu hochhackige weiße Sandaletten. Nach den schrecklichen Ereignissen der letzten Tage konnte sie es kaum erwarten, sich schön zu machen und schick auszugehen. Sie freute sich auf einen Abend mit ihrem Mann, der die Familie in der letzten Zeit nicht gerade mit seiner Anwesenheit verwöhnt hatte. Sie sehnte sich danach, fröhlich und beschwipst zu sein und alles zu vergessen, was geschehen war.
    Sie hatte lange darüber nachgedacht, ob es passend war, trotz der Mordfälle auf ein Fest zu gehen. Das hatten die Veranstalter offenbar auch, denn es ging das Gerücht, man habe erwogen, die Abschlussfeier ausfallen zu lassen. Aber schließlich hatte man sich entschieden, die ursprüngliche Planung einzuhalten. Es handelte sich ja um eine internationale Segelmeisterschaft, deren Teilnehmer aus der ganzen Welt angereist waren. Mit ein bisschen Glück waren die ganze Aufregungen auf der Insel an den meisten ausländischen Teilnehmern vorbeigegangen, da sie wohl kaum die Lokalzeitungen lasen und auch kein schwedisches Fernsehen sahen.
    Und Nora selbst wollte wirklich einmal wieder an etwas anderes denken.
    Nachdem der erste Schock, Jonny gefunden zu haben, sich gelegthatte, versuchte sie, ihre Gedanken mit allem Möglichen zu füllen, um das Bild seines toten Körpers zu vertreiben. Sie hatte fast zwölf Stunden am Stück geschlafen und sich danach viel besser gefühlt. Ein langer Spaziergang durch den Wald hatte auch geholfen, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Aber die beste Medizin war doch das Monopolyspiel mit den Jungs gewesen. Es war die reinste Therapie, mit Simon auf dem Schoß vor dem Brett zu sitzen und zu überlegen, ob man den Opernplatz kaufen sollte oder nicht.
    Thomas hatte sorgfältig darauf geachtet, dass ihr Name nicht an die Medien herausgegeben wurde, deswegen wussten nur wenige Leute, dass es Nora gewesen war, die den Toten entdeckt und an Land gezogen hatte.
    Sie war dankbar für sein Feingefühl und dass er so viel Umsicht besaß, bei der ganzen Aufregung an so etwas zu denken.
    Nora ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank, um sich ein Glas Wein einzuschenken, bevor sie sich umzog. Die Jungs übernachteten bei den Großeltern, also gehörte dieser Abend ganz allein ihr und Henrik.
    Schon seit sie ein kleines Mädchen war, das die Eltern sonntags zum Essen dorthin begleiten durfte, liebte sie das alte Klubhaus des KSSS , dessen Wände übersät waren mit Zeugnissen der langen Regatta-Tradition. Wunderbare alte Fotos zeigten elegante Damen in knöchellangen Kleidern, die mit aufgespannten Sonnenschirmen promenierten und die schönen Holzboote bewunderten, die zu jener Zeit als Windhunde der Meere galten.
    Der Unterschied zu den modernen Rennseglern, die nicht einmal so viele Kojen wie Besatzungsmitglieder hatten, da ohnehin schichtweise geschlafen wurde, war beinahe grotesk.
    Früher ging es beim Regattasegeln um elegante Boote, die Schnelligkeit mit Schönheit vereinten. Heute waren die großen Regatten komplizierte und kommerzielle Angelegenheiten, die zu gleichen Teilen von der Technik wie von den Sponsoren lebten.
    Aber das Klubhaus des KSSS atmete den Geist vergangener Zeiten, und es war nicht schwer,

Weitere Kostenlose Bücher