Tödlicher Puppenzauber
Haarsträhnen, die nach vorn gekämmt waren und feucht glänzten.
In den kleinen Augen lauerte das Böse. Ein tiefes Meer von Haß, der Wille zum Töten. Suko fiel ein, daß er diese Puppe im Laden nicht gesehen hatte.
Sollte sie von Mr. Bing geschickt worden sein, mußte sie woanders gelauert haben.
Bevor Suko noch seine Beretta ziehen konnte, sprang die Puppe auf ihn zu.
Wieder zielte sie mit dem Messer nach ihm. Diesmal wollte sie ihm die Spitze unter dem Adamsapfel in den Hals stoßen, aber Suko war schneller. Er nahm den Kopf rechtzeitig genug zur Seite, die kleine Klinge wischte vorbei, er packte zu und bekam die Puppe zwischen die Finger seiner rechten Hand.
Bevor sie noch mit dem Messer zustechen konnte, hämmerte er sie auf die Gehsteigkante.
Ein splitterndes Geräusch erklang. Das Kunststoff-Material zerbrach in zahlreiche Teile. Der Kopf war nicht nur zersplittert, von ihm fehlte auch die Hälfte.
Suko hämmerte noch einmal zu.
Jetzt zerbrach auch der Rest. Er hielt einen Torso, einen kopflosen Körper, in der Hand und schaute in das Loch hinein, das beim Zerbrechen des Kopfes hinterlassen worden war.
Nichts befand sich im Innern der Puppe. Nur ein Hohlraum. Keine Sägespähne und auch kein anderes Füllmaterial. Suko schleuderte den Torso zu Boden und zertrat auch noch den Rest. Mehr wollte er von diesem verdammten Ding nicht sehen.
Dann stand er auf. Er ging einmal um den Wagen herum, leuchtete mit seiner schmalen Pampe und stellte fest, daß keine weitere Puppe mehr in der Nähe lauerte.
Er dachte wieder an die beiden Halbwüchsigen, die am Ende der Treppe lagen und die in ärztliche Behandlung mußten. Man hatte ihn nicht telefonieren lassen. Das holte Suko rasch nach.
Erwählte das nächste Revieran, schilderte den Fall in zwei Sätzen und bat um die Alarmierung eines Krankenwagens. Die Kollegen versprachen, sich sofort darum zu kümmern.
Suko aber wollte sich um einen anderen kümmern. Auf seiner Eiste stand Mr. Bing, der Puppenmacher.
Bis zum Laden waren es nur wenige Schritte. Einige Passanten schauten ihn verwundert an, als er sie passierte und vordem Geschäft stehenblieb. Noch brannte Licht, demnach mußte Bing da sein. Doch Suko hatte Pech. Als er die Tür aufstoßen wollte, war sie abgeschlossen. Fluchen half nichts, eintreten konnte er sie auch nicht, aber das Schloß sah aus, als wäre es zu knacken. Hier lag ein Notfall vor, vier Tote hatte es bereits gegeben, so plagten den Inspektor auch keine Gewissensbisse, als er mit seinem Spezialwerkzeug daranging, das Schloß zu öffnen.
Er ärgerte sich, weil es ihm doch mehr Widerstand entgegensetzte, als er gedacht hatte.
Schließlich hörte er das Schnacken, drückte die Klinke, die Tür war offen.
Suko nahm keine Rücksicht mehr. Er stürmte in den Laden, hörte aber hinter sich eine schrille Frauenstimme. Jemand mußte sein unkonventionelles Eindringen beobachtet haben, denn die Frau keifte:
»Haltet den Einbrecher!«
Suko kümmerte sich nicht darum, er stand schon am Vorhang, riß ihn zur Seite und sah sich in einem Büro um. Zuerst fiel ihm der große Panzerschrank auf, dessen Tür offenstand.
Zwei der drei Fächer waren leer. Nur in dem mittleren sah er etwas liegen. Es war die Puppe ohne Bein, die er schon gesehen hatte. Als Suko sie berühren wollte, hob sie plötzlich den Kopf und öffnete den
›Mund‹.
»Verdammt, du also auch!« keuchte Suko, nahm die Peitsche, schlug einen Kreis über den Boden und schlug zu, als die drei Riemen aus der Röhre gerutscht waren.
Der Treffer fegte die Puppe bis in die hinterste Ecke, wo sie liegenblieb, den Mund weiterhin offen behielt, aus dessen kleiner Öffnung jetzt dunkelgrüne Rauchschwaden hervorkrochen, die sich in dem Panzerschrank zu Wolken verteilten. Das Gesicht konnte Suko noch erkennen. Die dünne Masse aus Zelluloid zog sich zusammen, es bildeten sich Tropfen, als die Masse nicht zu Staub zerfiel, sondern schmolz und wie ein klebriger Sirup liegenblieb.
Bei der Silberkugel war die Puppe zu Staub zerfallen, durch die Berührung mit der Dämonenpeitsche war sie nur zerschmolzen. Welche Reaktionen sie auch gezeigt hatte, Suko mußte einfach davon ausgehen, daß die Puppen ein schwarzmagisches Leben in sich bargen. Um Mr. Bing?
Ihm war der Kerl schon von Beginn an nicht geheuer vorgekommen. Nun aber hatte er sich klammheimlich verdrückt, möglicherweise unter Mitnahme seiner verfluchten Killerpuppen, was dem Inspektor überhaupt nicht in den Kram paßte.
Durch
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