Tödlicher Puppenzauber
gib auf dich acht und paß auf! Laß nicht viele Wochen verstreichen.«
Sie umarmte mich, preßte sich hart an mich, so daß ich ihren wunderbar weichen Körper spüren konnte. Sie bewegte sich langsam, aufreizend, hob den Kopf an und hatte die Lippen halb geöffnet, so daß ich einfach nicht widerstehen konnte.
Ich küßte sie.
Jessica Long war wie ein Vulkan. Ihr Mund öffnete sich weiter, sie saugte sich an meinen Lippen fest. Ich hörte ihr Stöhnen tief in der Kehle und spürte die weiche, lockende Spitze der Zunge in meinem Mund. Vor kurzem noch hatte sie davon gesprochen, daß ihr der Boden unter den Füßen manchmal weggezogen worden war. So ähnlich erging es mir jetzt. Diese Frau war zu einer Tigerin geworden. So sanft, wie sie zuvor gewirkt hatte, so stark war sie jetzt, als sie mit diversen Tricks mich zu ›überreden‹ versuchte.
Mit beiden Händen hielt sie meinen Kopf fest, damit ich ihr nicht entwischen konnte. Manchmal lösten sich ihre Lippen, damit sie meinen Namen flüstern konnte, und auch ich ließ die Hände wandern. Sie glitten über ihren Kücken, wo ich genau spürte, daß sie keinen BH trug. Sie aber versteifte sich unter meinen streichelnden Fingerkuppen, denn diese Stellen waren hochsensibel.
Jessica schaffte es tatsächlich, meinen Widerstand abzubauen. Dabei heißt es immer, das weibliche Geschlecht wäre das schwache. Hier jedenfalls nicht.
Meine Finger fuhren durch die rotblonde Haarpracht, wühlten sie auf, bis sie plötzlich den Kopf zurücklegte, die Haare schüttelte, mich am Ellenbogen festhielt und leise sagte: »Komm.«
Genau in dem Augenblick schellte es.
Die Klingel besaß einen warmen Klang, überhaupt nicht schrill, doch in diesem Moment kam sie mir vor wie eine Sirene.
Jessica erstarrte, auch ich rührte mich nicht und fragte nur: »Erwartest du Besuch?«
»Nein. Ich wüßte nicht, wen.«
»Frag mal, wer da ist.«
»Von wegen. Wir ignorieren das Klingeln einfach.«
»Das kannst du nicht machen. Möglicherweise ist es auch für mich.«
»Weiß man denn, wohin du gefahren bist?«
»Natürlich.«
Inzwischen hatte es schon dreimal geklingelt. Beim vierten Mal schritt Jessica bereits auf die Tür zu. Ihr Gesicht war längst nicht mehr so bleich. Es zeigte sogar eine leichte Rötung. Auf der hohen Stirn schimmerten kleine Schweißperlen.
Vor der Für blieb sie stehen. Ich griff zu meinen Zigaretten und klemmte mir das Stäbchen zwischen die Lippen.
»Wer ist da?«
»Madam, ich habe ein Telegramm für Sie. Es ist wichtig. Sie müssen quittieren.«
»Ja, Moment.« Sie drehte sich zu mir um. Ihr Gesicht zeigte Sorgenfalten. »Ich wüßte nicht, wer mir ein Telegramm schicken sollte?«
»Soll ich öffnen?«
»Das wäre nicht schlecht.«
»Okay.« Ich ließ den Glimmstengel wieder verschwinden und ging zur Tür. Es versteht sich, daß ich vorsichtig war, aber Jessica lenkte mich ab, als ihre Zeigefingerspitze beim Vorbeigehen über meine Wange strich und sie dabei lächelte.
Ich drückte die Klinke nach unten, wollte die Tür aufziehen, als es geschah.
Der Schlag traf mich mit elementarer Wucht. Ob von der Tür selbst oder einer Faust, das wußte ich nicht zu sagen. Jedenfalls schleuderte mich die Kraft durch den halben Raum und fegte mich von den Beinen. Rücklings landete ich auf dem Boden, schlug noch mit dem Hinterkopf auf, wollte mich erheben, hörte Jessica schreien, dann dumpf gurgeln, als eine Faust ihre Lippen verschloß.
Ich spürte etwas Hartes, Kaltes an meinen kippen. Es war die Mündung einer Waffe…
***
Manche Menschen hassen Lederjacken, weil sie böse Erinnerungen bei ihnen wecken.
Suko aber war froh, eine dicke Lederjacke zu tragen, denn sie nahm der Messerklinge etwas von ihrer Stoßkraft, so daß die nicht die Haut erreichte. Dieser übriggebliebene Druck wirkte bei ihm wie eine Initialzündung. Er explodierte förmlich aus der Hocke heraus, schlug nach hinten, um die verdammte Puppe zu erwischen. Mit der Handfläche gelang es ihm, unter die kleinen Füße zu stoßen. Noch ein härterer Ruck, und die Puppe flog, bevor sie abermals zustoßen konnte, über seine Schulter hinweg, prallte mit dem Kopf zuerst auf den Boden, kippte nach hinten und richtete sich gedankenschnell wieder auf, wobei sie Suko mit dem Messer bedrohte.
Er schaute in ein kleines, wenn auch abgrundtief böses Gesicht. Der breite Mund fiel besonders auf, so daß der untere Teil des Gesichts Ähnlichkeit mit einer Clownsmaske bekam.
Auf dem Schädel klebten rote
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