Tödlicher Puppenzauber
überlegen müssen, wie wir vorgehen. Bisher haben wir noch immer einen Dreh gefunden.«
Bissig sagte der pomadig wirkende Knabe mit Vollstudium und zwei akademischen Titeln: »Dann wünsche ich Ihnen, daß Sie sich nicht im Kreis drehen.«
»Keine Sorge, Mr. Fulham.«
»Eines steht auch fest«, sagte Suko. »Wer immer hinter dem Fall stecken mag, er muß beste Beziehungen zum Innenministerium besitzen. Der hat sich die Opfer nicht ohne Grund ausgesucht.«
Der Minister nickte. Sein Assistent regte sich wieder auf. »Meinen Sie etwa, daß es bei uns einen Verräter gibt, einen Maulwurf?«
»Nicht nur einen«, erwiderte Suko lässig. »Ich bin davon überzeugt, daß fremde Geheimdienste ihre Augen hier im Ministerium sitzen haben. Vielleicht gehören Sie sogar dazu.«
O je, da hatte Suko was gesagt. Fulham drohte zu platzen. Sein schmales Gesicht war hochrot angelaufen. Es hätte mich nicht gewundert, wenn sich die Strähnen seiner streng gescheitelten braunen Haare aufgerichtet hätten. Die blassen Lippen zuckten, hinter den Brillengläsern bewegten sich die Augen. Die Erwiderung drang stotternd aus seinem Mund. »Da… dafür werden Sie sich offiziell entschuldigen müssen, Inspektor.« Er nickte wieder, stand auf und verließ den Raum.
»Jetzt haben Sie ihn aber erwischt«, sagte der Minister. Suko hob nur die Schultern.
Ich fragte: »Wie lange kennen Sie ihn schon?«
»Drei Jahre.«
»Dann bewundere ich Sie, Sir.«
»Wieso?«
»Daß Sie es drei Jahre, entschuldigen Sie, mit so einer Arschgeige aushalten.«
»John, es reicht!« Sir James fuhr mir in die Parade.
»Ich habe mich ja entschuldigt.«
Der Minister nahm es nicht so krumm. Suko und ich hatten bei ihm einen großen Bonus. »Es gibt Leute, die mit Mitteln Karriere machen wollen, die mir nicht gefallen. Im Prinzip ist er ein tüchtiger Mitarbeiter. Ihm fehlt eben nur die Erfahrung mit der Menschenführung.«
»Das merkt man«, sagte ich.
Da der Minister zur Uhr schaute, erhoben wir uns. Wir wußten, was sich gehörte.
»Kannst du noch mal bei mir bleiben, James? Ich habe da noch andere Dinge zu bereden.«
»Natürlich.«
Wir bekamen einen Händedruck und alle guten Wünsche mit auf den Weg. Letzteres konnten wir gebrauchen.
Im Wagen fragte Suko mich: »Dem Assi haben wir es aber gegeben. Der dreht noch durch.«
»Hoffentlich.«
»Wie meinst du das?«
»Ach.« Ich winkte ab, weil ich mit meinen Gedanken woanders war und keine korrekte Antwort wußte. »Nur so…«
***
Am Nachmittag trafen wir wieder im Büro ein. Glenda Perkins, unsere Sekretärin, bekam große Augen, als sie uns sah. Sie verabschiedete sich von einer Bekannten, mit der sie telefonierte. »Ihr seid schon zurück? Ist der Job beendet?«
»Ja«, sagte Suko.
»Und was ist los?«
»Sir Harold ist tot. Man hat ihn umgebracht.«
Glenda staunte und stand auf. »Obwohl ihr dabei gewesen seid?« hauchte sie.
»So ist es.«
»Mann, das ist ein starkes Stück.« Sie rieb die Hände an ihrer violetten Marlene-Dietrich-Hose ab, die ihr gut stand, weil sie lange Beine hatte. Zur Hose trug sie eine gelbe Jacke. »Wie konnte das denn geschehen?«
Ich trat auf sie zu, weil ich in ihrem Haar einen gelben Schmetterling entdeckt hatte. Ich klopfte mit dem Nagel gegen das Horn. »Eigentlich durch ihn.«
»Wie bitte?«
»Ein Schmetterling spielte eine Rolle. Und eine Puppe.«
»Nein!«
»Wenn du einen Kaffee kochst, erzählen wir dir etwas.«
»Gut, okay.«
Suko und ich gingen in unser Büro und warfen uns auf die Schreibtischstühle. »Wie sieht es aus?«
Ich legte die Beine hoch. »Beschissen, Alter. Magie, Mord, vielleicht Terrorismus? Oder alles zusammen?«
»Das ist mehr als brisant.«
»Meine ich auch.« Ich schaute ihn nachdenklich an. »Kennst du einen Puppenmacher in London?«
»Nein.«
»Ich auch nicht.«
»Wie ich mal gelesen habe, gibt es sogenannte Puppenkliniken, in der die kleinen Dinger regelrecht operiert werden. Wir müßten sie uns heraussuchen. Möglicherweise können uns die Leute weiterhelfen. Das sind doch Experten.«
»Die Idee ist nicht schlecht.«
Suko holte Adreß- und Telefonbücher. Zusammen mit Glenda kam er ins Büro zurück. Sie trug das Tablett, auf dem der frisch gekochte Kaffee in einer Glaskanne schimmerte. Um sie herum verteilten sich drei Tassen.
»Tee habe ich im Moment nicht mehr«, sagte sie zu Suko. »Ich muß erst wieder welchen besorgen.«
»Okay. Ist genügend Geld in der Kasse.«
»Ja, du hast immer pünktlich bezahlt.
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