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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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Dad zufällig auch, also glaub mir: Ich fühle mit dir, was dieses schreckliche Vorurteil angeht, mit dem du leben musst.«
    »Eine Ansicht, die Ihnen hoch anzurechnen ist«, fuhr Coleridge fort. »Besonders nachdem Mediziner allgemein die Ansicht vertreten, dass ein Kind aus einer Beziehung, in der beide Eltern unter schwerer mentaler Instabilität leiden, zu sechsunddreißig Prozent Gefahr läuft, deren Behinderung zu erben.«
    Es gefiel Geraldine nicht sonderlich, dass ihre Familienwäsche derart öffentlich gewaschen wurde, aber bei zwei Millionen Dollar pro Minute würde sie wahrscheinlich damit leben können.
    Coleridge wandte sich wieder den Verdächtigen zu. »Also, Sally, ich hoffe, Sie können aus diesem schrecklichen Erlebnis lernen, dass Sie die Bürde Ihrer Vergangenheit nicht zu fürchten brauchen. Sie haben Kelly Simpson nicht ermordet, aber Sie wurden beinahe selbst ermordet, wie ich gleich aufzeigen werde.«
    Das Publikum quittierte diese Ankündigung mit lautem Stöhnen.
    »Aber was ist mit den anderen? Hat Moon Kelly ermordet? Haben Sie, Moon? Sie sind eine üble Lügnerin. Das wissen wir von den Videos. Die Zuschauer konnten nie sehen, wie Sie diese Missbrauchsgeschichte erfunden haben, um billig gegen Sally zu punkten, aber ich habe es gesehen, und ich habe darüber nachgedacht, dass eine Frau, die sich derart groteske und unsensible Täuschungen ausdenken kann, vielleicht auch bei allem anderen lügen könnte, selbst wenn es um Mord geht.«
    Die Kameras schwenkten zu Moon.
    »Nahaufnahme!«, rief Bob Fogarty aus der Kontrollbox.
    Moon schwitzte. »Scheiße, jetzt halten Sie aber mal...«
    »Bitte, vielleicht könnten wir versuchen, uns in unserer Ausdrucksweise zu mäßigen«, tadelte Coleridge. »Schließlich sind wir live im Fernsehen. Regen Sie sich nicht auf, Moon. Gäbe es auf dieser Welt ebenso viele Mörder wie Lügner, wären wir inzwischen alle tot. Sie haben Kelly nicht ermordet.«
    »Das weiß ich«, sagte Moon.
    »Niemand weiß bei diesem Fall irgendetwas, Moon. Gott im Himmel, selbst Layla stand unter Verdacht.«
    Die Kameras schwenkten zu der schockierten Layla.
    »Was?«
    »Oh, ja. Dieser Mord war völlig undurchschaubar, und deshalb schien es sogar uns bisweilen vorstellbar, dass Sie in jener düsteren Nacht durch einen Belüftungsschacht hereingeweht sind. Schließlich haben alle gesehen, wie Kelly Sie in der ersten Woche nominiert und dann zum Abschied umarmt und geküsst hat. Das muss eine stolze Frau wie Sie doch sehr verletzt haben.«
    »Das hat es«, sagte Layla, »und ich schäme mich, zugeben zu müssen, dass ich mich einen Moment gefreut habe, als ich von dem Mord an Kelly gehört habe. Ist das nicht schrecklich? Aber ich habe einen Therapeuten gefunden, der mir hilft.«
    »Schön für Sie«, sagte Coleridge. »Denn offen gesagt: Es gibt wohl niemanden auf unserer großen Welt, dem beratender Beistand nicht nützen würde. Sie waren schlicht und einfach selbstsüchtig, Layla, mehr nicht, aber bestimmt werden Sie irgendwo jemanden finden, der Ihnen sagt, dass Sie alles Recht dazu hatten.« Coleridge war zutiefst sarkastisch, doch die Menge begriff es nicht und applaudierte, da man — ebenso wie Layla — annahm, Coleridge wolle ihr wie Oprah Winfrey liebevoll Trost zusprechen.
    »Layla war schon lange weg, als Kelly starb«, fuhr Coleridge fort, »aber Garry nicht, habe ich Recht, Gazzer? Was ist also mit Ihnen? Haben Sie Kelly ermordet? Zweifellos hätten Sie sie gern ermordet. Nachdem das ganze Land miterleben durfte, wie sie Ihnen ein paar schlichte Wahrheiten über die Verantwortung der Vaterschaft unter die Nase gerieben hat, hatten Sie ganz sicher ein Motiv. Verletzter Stolz war in der Vergangenheit oft genug schon Grund für einen Mord, aber Ihnen liegt vermutlich nichts so sehr am Herzen, als dass Sie dafür ein so großes Risiko eingehen würden wie der Mörder. Aber was ist mit Ihnen, Hamish? Sie allein wussten, was zwischen Ihnen und Kelly vorgefallen ist, als Sie betrunken in die kleine Hütte getorkelt sind. Vielleicht hatte Kelly eine Geschichte zu erzählen, aber wenn ja, haben Sie Glück, denn wir werden Sie nicht zu hören bekommen. Wollten Sie sie zum Schweigen bringen, als Sie mit ihr in diesem schrecklichen Schwitzkasten saßen? Haben Sie die Hand ausgestreckt, um ihr den Mund zuzuhalten?«
    Hamish antwortete nicht, sondern starrte Coleridge nur durchdringend an und biss sich auf die Unterlippe.
    »Vielleicht ja, aber Sie haben sie nicht ermordet.

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