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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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erheblich geholfen, auch wenn es in den Augen der Leute ein nicht wieder gutzumachender Fehler gewesen war zu schummeln. Und so stand Jazz am Ende als der klare Sieger da. Garry, der die ganze Woche über immer mehr an Boden verloren hatte, war weit abgeschlagen.
    Und das war es dann gewesen. Sie waren alle draußen vor dem Haus, sicher und wohlbehalten, und so sehr es sich die Zuschauer auch wünschen mochten, war es doch eher unwahrscheinlich, dass sich einer der drei Finalisten, die vor seliger Erleichterung breit grinsten und sich an ihre Schecks klammerten, auf einen der anderen stürzen und ihn ermorden würde.
    Die ganze Sache kam zügig zum Ende. Es hatte einen klebrig-süßlichen Tribut in Worten und Musik an Kelly gegeben, der den Eindruck vermittelt hatte, sie sei eine Mischung aus Mutter Teresa und Prinzessin Diana gewesen. Elton John hatte die Musik dazu beigesteuert, was den Eindruck noch verstärkte. Und jetzt sprach Chloe ihre abschließenden Worte, meinte, wie krass und geil doch alles sei, und versuchte, nicht allzu enttäuscht auszusehen, dass sich nichts Aufregenderes ereignet hatte.
    Inspector Coleridge stand neben Geraldine im Studio. Er gab sich alle Mühe, nachsichtig und entspannt zu wirken, warf aber ständig Blicke über seine Schulter zu der großen Tür hinten im Studio. Er wartete darauf, dass Hooper und Patricia dort erschienen, aber bisher war von den beiden nichts zu sehen. Wenn sie nicht bald kämen und ihm den Beweis brachten, den er brauchte, würde der Mörder entkommen.
    »Tja, Sie hatten Recht«, sagte Geraldine zähneknirschend. »Niemand wurde ermordet. Wissen Sie, ich dachte, der Scheißkerl würde es echt schaffen. Wahrscheinlich war es dumm, aber er hatte seine Sache beim ersten Mal so unglaublich gut gemacht. Wie dem auch sei, für mich macht es keinen Unterschied. Die Show wurde schließlich im Voraus verkauft.« Sie sah auf ihre Uhr. »Dreiundfünfzig Minuten bisher, das macht hundertsechs Millionen Dollar. Sehr hübsch, wirklich sehr hübsch.«
    Geraldine wandte sich über ihre Gegensprechanlage an Bob Fogarty in der Kontrollbox: »Bob, geben Sie Chloe, der kleinen Nutte, Anweisung, sie soll so langsam wie möglich zum Ende kommen. Einsilbige Worte, bitte. Wenn sie fertig ist, spielen Sie noch mal den Tribut an Kelly ab, dann hängen Sie den langen Abspann dran, jede Sekunde ist Cash.«
    Coleridge sah zur Tür. Nach wie vor weit und breit keine Spur von ihnen. Bald würde ihm die Sache entgleiten. Es musste das Ende der Sendung irgendwie hinauszögern. Banquos Geist würde nur auf Sendung seine Wirkung zeigen. Er musste ein Bankett geben. Macbeths Verblüffung wäre bedeutungslos, wenn all das nicht in aller Öffentlichkeit stattgefunden hätte.
    »Einen Moment, Miss Hennessy«, sagte er leise. »Ich glaube, ich kann noch ein paar Millionen Dollar mehr für Sie verdienen.«
    Geraldine wusste, wann jemand es ernst meinte. »Lasst die Kameras laufen!«, bellte sie in ihre Gegensprechanlage, »und sagt meinem Fahrer, er soll warten. Was haben Sie vor, Inspector?«
    »Ich werde den Peeping-Tom-Killer für Sie fassen.«
    »Leck mich am Arsch.«
    Selbst Geraldine war überrascht, als Inspector Stanley Spencer Coleridge fragte, ob es möglich sei, ihm ein Mikrofon zu geben.
    Eilig drückte man ihm ein kabelloses Mikro in die Hand, ehe Coleridge zur allgemeinen Überraschung auf die Bühne trat und sich zu Chloe gesellte. Auf der ganzen Welt und in jeder Sprache unter der Sonne wurde dieselbe Frage laut: »Wer ist denn dieser alte Mann da?«
    »Bitte, verzeihen Sie, Chloe... Leider weiß ich Ihren Nachnamen nicht«, sagte Coleridge, »und ich hoffe, die Zuschauer werden es mir ebenso verzeihen, wenn ich einen Augenblick ihrer Zeit mit Beschlag belege.«
    Hektisch sah sich Chloe um und fragte sich, wo die Security blieb, nachdem offenbar ein Rentner die Bühne gestürmt hatte.
    »Mach weiter, Chloe«, flüsterte der Aufnahmeleiter ihr durch den Ohrhörer zu. »Geraldine sagt, er ist koscher.«
    »Aha, ja. Geil«, sagte Chloe wenig überzeugt.
    Alle starrten Coleridge an. Nie im Leben hatte er sich so sehr wie ein Idiot gefühlt, aber ihm blieb keine Wahl. Noch immer gab es von Hooper und Patricia keine Spur. Er musste sie hinhalten. Er sah auf das Meer erwartungsvoller und doch leicht feindseliger Mienen und versuchte, nicht an die mehreren hundert Millionen zu denken, die er nicht sehen konnte, von denen er aber wusste, dass sie zusahen. Er kämpfte seine Furcht

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