Tödlicher Ruhm
stimmt’s?«
»Hä?«, entfuhr es Hooper.
Trisha wusste, wer Banquos Geist war. Sie hatte einen Abschluss als Englischlehrerin und sogar drei Monate ihres Referendariates absolviert, bis sie beschloss, wenn sie ihr Leben schon mit jugendlichen Straftätern verbringen sollte, dann doch lieber mit dem Recht, sie einzusperren. »Was hat denn Banquos Geist damit zu tun, Sir?«, fragte sie.
Aber Coleridge ging nicht auf ihre Frage ein und gab ihr stattdessen eine Einkaufsliste. »Seien Sie so nett, und kaufen Sie das«, sagte er.
Trisha überflog die Liste. »Perücken, Sir?«
»Eine, die meiner Beschreibung auf der Liste entspricht. Ich denke, es wäre das Beste, einen Kostümverleih im Branchenbuch zu suchen. Da ich bezweifle, dass die Zivilisten in der Buchhaltung meinen Wünschen wohlwollend gegenüberstehen, werde ich sie vorerst selbst finanzieren. Kann ich Ihnen einen Blankoscheck anvertrauen?«
63. Tag 18:30 Uhr
Wenn Woggles Berechnungen stimmten, befand er sich unmittelbar unter dem Haus. Der Ort stimmte, der Zeitpunkt stimmte, und er hatte den schweren Leinenbeutel bei sich, den er im letzten Stadium seines Tunnelbaus hinter sich hergezogen hatte.
Während er in seinem finsteren Tunnel kauerte, war sich Woggle der Tatsache bewusst, dass nur wenige Meter über ihm die drei verbliebenen Bewohner — wer immer sie auch sein mochten — der letzten Abstimmung entgegensahen. Nun, er würde ihnen und Peeping Tom eine Nacht der Entscheidung inszenieren, die sie nicht vergessen sollten.
63. Tag 21:30 Uhr
Und so kam es zum Endspiel.
Die letzte Gelegenheit des Mörders zu morden und Coleridges letzte Gelegenheit, den Mörder zu fassen, bevor das Projekt Hausarrest zu Ende ging und in alle Winde verstreut wurde. Sämtliche Instinkte sagten Coleridge, dass ihm der Mörder, wenn er ihn nicht an diesem Abend fasste, für alle Zeit entkommen würde.
Aber wie sollte er eine Verhaftung vornehmen? Er hatte keinen Beweis. Jedenfalls noch nicht.
Nicht nur Coleridge war frustriert. Den Zuschauern vor den Fernsehgeräten ging es nicht anders. Die letzte Sendung war beinahe vorüber, und noch immer war nichts passiert. Die größte Fernsehgemeinde, die sich je versammelt hatte, sah sich etwas an, das zum größten Nicht-Ereignis in der Geschichte des Fernsehens zu werden schien.
Nicht, dass Peeping Tom sich nicht alle Mühe gegeben hätte. Sämtliche Zutaten für ein Fernsehspektakel waren vorhanden: Es gab ein Feuerwerk, Suchscheinwerfer, Rockbands, drei verschiedene Hebebühnen. Die Weltpresse war da, ebenso die jubelnde Menge. Die wundervollen Brüste von Chloe, der Moderatorin, waren da und fast zur Gänze zu bewundern, da sie mit aller Macht aus dem Gefängnis ihres pinkfarbenen Lederbüstenhalters auszubrechen versuchten.
Am interessantesten war vielleicht, dass sich auch fünf der sechs ehemaligen Kandidaten dort eingefunden hatten. Die Verdächtigen waren allesamt an den Tatort zurückgekehrt.
In Wahrheit waren die Ex-Bewohner vertraglich verpflichtet, zur Abschlussparty zu erscheinen, aber wahrscheinlich wären sie auch so gekommen. Der Lockruf des Ruhms war so verführerisch wie eh und je, und mit Ausnahme von Woggle, der trotz Kaution verschwunden war, hatte Peeping Tom sie alle versammelt. Selbst Layla hatte sich hübsch gemacht, ebenso David, Hamish, Sally (die beim Hereinkommen von lautstarkem Jubel empfangen wurde. Sie ging noch sehr langsam, befand sich aber auf dem Weg der Besserung) und Moon.
Nach der Vorspannmusik, die bei diesem speziellen Anlass von der angesagtesten Boygroup des Monats live auf einem fliegenden Luftschiff über der Menge gespielt wurde, schwenkte die Regie zu den letzten drei Kandidaten im Haus. Die Erwartungshaltung des Publikums war riesengroß. Der geheimnisvolle Mörder hatte ihnen versichert, dass einer von den dreien, die sie auf dem gigantisch großen Bildschirm sahen, sterben würde.
Aber es passierte nicht. Die Band spielte, die Leute johlten, Kellys alter Schulchor sang ihr zu Ehren John Lennons »Imagine«, und einer nach dem anderen wurden die letzten drei abgewählt, aber es wurde niemand ermordet.
Zuerst kam Garry. »Yeah, alles klar! Super! Voll cool! Respekt!«
Dann Dervla. »Ich bin bloß froh, dass es vorbei ist und ich nicht tot bin.«
Und schließlich Jazz. »Geil!«
Jazz war zum allgemeinen Liebling avanciert, seit er auf so dramatische Weise eingegriffen hatte, um Sally im Beichtstuhl das Leben zu retten. Dervlas Kickbox-Attacke auf Garry hatte ihr
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