Tödlicher Steilhang
Bericht mit der noch immer lächelnden Vera auf dem Arm. Er erzählte auch das, was er dem Anwalt verschwiegen hatte, dass er sich um zwei ungeklärte Todesfälle kümmerte. Zu Pepe hatte er absolutes Vertrauen. Doch obwohl er ihn für den besten Motorradfahrer hielt, den er kannte, hatte er sich auch bei ihm nie auf den Sozius gesetzt.
»Um zwei Tote gleich? Könnten es nicht drei sein oder vier?«
»Zwei reichen mir.«
»Wir sollen also den Campingplatz in Dingsbums, in diesem Kaff, aufmischen, in Pünder-was-weiß-ich?«
»Um Himmels willen, nein! Du hast mich komplett falsch verstanden«, entgegnete Georg entsetzt. »Nicht aufmischen …«
»Ich verstehe dich schon richtig, Schorsch.« Nur Pepe nannte ihn so. »Wir sollen uns unter die Kollegen mit denschwarzen Jacken mischen und schauen, was die treiben. Aber, Freundchen, ich bin kein Denunziant, das weißt du.«
»Klar. Du sollst auch niemanden denunzieren. Ich will nur wissen, was die treiben, besonders ein junger Typ, der Manfred Speck heißt. Dann muss ich wissen, was mit dem Besitzer von dem Campingplatz los ist, ich will das wissen, nur ich, damit ich rauskriege, wer den Winzer zusammengeschlagen hat.«
»Warum machen das die Bullen nicht?«
»Weil dieser Manfred vielleicht einer von ihnen ist, ein V-Mann, den sie in die Bürgerinitiative eingeschleust haben. Und über die Schläger will ich an die Mörder kommen. Sie hatten dem Winzer eine härtere Tour angedroht, wenn er die Bürgerinitiative nicht sein ließe. Es kann ja sein, dass ihn jemand über die Klippe gestoßen hat.«
»Das ist nicht klar?«
»Beides ist möglich, Mord oder Unfall. Ich habe einen Fehler gemacht, ich hätte mir den Tatort gleich genauer ansehen müssen, jetzt ist alles zertrampelt. Und an die forensische Untersuchung komme ich nicht ran.«
»Was ist mit Spesen – für mich und die Jungs? Und mit Wein?«
»Spesen übernehme ich. An wie viele hast du gedacht?«
»Flaschen oder Jungs? So, wie du das beschrieben hast, reichen zwei, also mit mir sind das drei. Keule und der Irokese. Das müsste für ein Rodeo reichen.«
»Ich will keinen Ärger.«
»Wir auch nicht – wenn die anderen keinen Ärger machen. Was ist mit Leibwache für dich?«
»Ich passe auf mich selbst auf.«
»Sei nicht so großkotzig, das Ding scheint dicker, als du denkst. Wenn die Bullen und wenn Politik drinstecken, wird’s schwierig. Wenn andere drinstecken, wird’s hart.«
»Es gibt da einen Jungen, auf dem Weingut, wo ich arbeite, auf den müsste man vielleicht aufpassen, der prescht vor,ehrlich, aber ungestüm, ich habe ihn dummerweise auf diesen Manfred angesetzt. Und Klaus macht, wie es aussieht, das Detektivspielen Spaß.«
»Wie alt ist er?«
»Neunzehn.«
»Das ist Kinderarbeit!«
»Du hast mit neunzehn ganz andere Dinger gewuppt.«
»Das waren andere Zeiten. Außerdem kam da ein Engel namens Georg und hat mich vor der Hölle errettet. Mir macht das Detektivspielen eben auch Spaß, und dir auch, sonst würdest du das lassen.«
»Ich bin da reingeraten, ich habe mir das nicht ausgesucht.«
»Du redest dich schon wieder raus, ich kenne die Masche, Schorsch, bei dir sind immer die anderen schuld.«
Georg wollte das Thema nicht vertiefen, er war zufrieden, dass er mal nicht daran denken musste. »Wann kannst du kommen?«
»Ich muss mit den Jungs sprechen. Ne Woche musst du uns schon geben … fährst du heute zurück an diesen Fluss?«
»Ich dachte, ich könnte hier übernachten, auf deinem Sofa.«
»Die Kleine schreit alle paar Stunden – na gut, und jetzt hol endlich den Wein aus dem Auto, ich muss mal wieder was anderes in die Hand nehmen als aufgewärmte Milch. Dann geht’s ab auf dem Highway to Hell.« Die Scheibe von AC/DC hatte er bereitliegen, ziemlich zerkratzt inzwischen. »Ich wusste ja, dass du kommst.«
Bevor Georg den Weinkarton aus dem Kofferraum nahm, rief er Klaus an und verdonnerte ihn dazu, nichts weiter zu unternehmen.
»Wann kommen Sie zurück? Heute stand der kleine Kilian vor der Tür, ich musste in der Kellerei was holen. Er wollte wissen, ob Sie wirklich wiederkommen. Was hat er?«
Wahrscheinlich ein Trauma, weil er den Vater verloren hat, dachte Georg, aber er sagte Klaus nichts davon.
15
Erst nach Feierabend waren sie ungestört, Bischof war den Nachmittag über um Georg und Klaus herumgeschlichen, er fühlte sich ausgeschlossen und missachtet.
Den Vormittag hatte Georg im Büro verbracht, Anrufe und Bestellungen entgegengenommen,
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