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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Wie ich Sie kenne, wird es nicht allzu lange dauern, bis Sie eine Lösung finden. Sind die Dokumente, die Sie mir überlassen haben, wirklich derart brisant?« Aus der Stimme des Anwalts sprach ehrliche Besorgnis.
    »Ziemlich. Ich habe die Konzeption des Konzerns kopiert, in der die Strategie für die nächsten Jahre festgeschrieben ist.«
    »Das weiß Mr Baxter?«
    »Er vermutet, dass es so ist, ja.«
    »Dann wird er Ihnen einen Deal vorschlagen. Anderesfolgt, falls Sie nicht darauf eingehen. Worum geht es in dem Papier?«
    »Im weitesten Sinne um Einflussnahme auf Regierungen und Politiker. Industriespionage ist ein weiterer Eckpfeiler, wodurch die USA die Führung in technologischen Bereichen wiedererlangen wollen. Es sind Dossiers zu einzelnen Persönlichkeiten angelegt worden, mit denen man sie unter Druck setzen kann, um sie für sich arbeiten zu lassen  – es sind klassische Spionageaufgaben. Die Weltmacht will die Führung nicht abgeben, dabei führen sie nur noch in militärischer Hinsicht. Es ist eine Frage, wie lange sie sich diesen Apparat bei ihrer Schuldensituation leisten können. Europa ist als Konkurrent erst einmal abgemeldet, durch die Finanzkrise geschwächt …«
    »Hören Sie auf, Herr Hellberger, das reicht mir. Ich nehme an, dass diese Dokumente in mehrfacher Ausfertigung an mehreren Stellen verteilt liegen?«
    »Davon dürfen Sie ausgehen. Kein Beteiligter weiß, wer noch welche hat … Übrigens, ich habe Ihnen einige Flaschen Wein mitgebracht, damit wir mal über erfreulichere Dinge reden.«
    »Sie schaffen sich da kräftig hinein, in den Wein?«
    »Voll und ganz. Es lenkt mich von den Sorgen ab, es macht irrsinnigen Spaß, ein hochkomplexes Thema, bei dem man die Hände in der Erde hat …«
    Über seine Mordermittlungen ließ er nicht ein Wort verlauten.

    Rose traf er wie verabredet im Haus ihrer besten Freundin. Auch deren Eltern waren eingeweiht, sie kannten die häusliche Situation, und sie kannten Georg von Elternabenden, zu denen Miriam nicht ging, da sie sich mit den »spießigen Kleinbürgern« nicht über Kinkerlitzchen hatte streiten wollen. »Du kannst ja gehen, wenn du dir was davon versprichst«, hatte sie erwidert, als er darauf gedrängt hatte,dass sie ging. In Wirklichkeit fand sie die Eltern der anderen Mädchen und Jungen in der Klasse langweilig, niemand war Mitglied in ihrem Tennisclub.
    Rose raste ihm entgegen, sie polterte die Treppe hinunter, er kannte ihren Schritt, er hörte, ob sie gute, schlechte oder gar keine Laune hatte, heute war sie bester Laune  – dann sprang sie ihm an den Hals –, und sie heulten beide auf der Treppe und wischten sich gegenseitig die Tränen aus dem Gesicht.
    »Ich kann dich nicht gleich mitnehmen.« Georg beschrieb ihr seine Lebensumstände, erzählte von Klaus, von Bischof, von Frau Wackernagel und Frau Ludwig, er schilderte die Kellerei und die Weinberge, außerdem zeigte er ihr die Fotos, die er mit seinem Mobiltelefon gemacht hatte. Von Kilian sagte er nichts. Rose war begeistert und wollte gleich mitkommen.
    »Wie stellst du dir das vor? Hier ist deine Schule, hier sind deine Freundinnen. Außerdem hast du eine Schwester.«
    »Auf die kann ich verzichten, die hält mich nur für bescheuert. Und ich weiß doch, dass sie dich nicht lieb hat. Wie sie mit dir redet, wie sie mit Mama über dich redet, wie sie in der Schule über dich redet. Ich schäme mich dafür.«
    »Und was sagt sie?« Georg fürchtete sich vor der Antwort.
    »Das sage ich dir nicht. Nur jetzt erzählt sie überall herum, dass du uns verlassen hast, weil du eine Freundin hast. Dabei weiß sie, dass es nicht stimmt. Du weißt ja, wie sie ist. Du bist doch noch gar nicht lange weg. Für sie ist alles Fuck , alles krass und alles uncool, alle sind Loser, nur sie nicht. Sie wird sitzen bleiben.«
    Ich bin schuld, sagte sich Georg, ich hätte verhindern müssen, dass es dazu kommt. Ich bin der Loser. Georg schien das Familienleben eine Ewigkeit her zu sein, bei der Fülle an Bildern, Geschmäckern, dem Geräusch des durch die Reben streichenden Windes und den Eindrücken von den Menschen, die neuerdings seine Netzhaut und sein Hirn beschäftigten.
    »Ich habe genau gehört, was Mama gesagt hat, bevor du den Koffer gepackt hast.«
    Georg strich Rose über das Haar und glaubte zu begreifen, dass seine Tochter die Kindheit hinter sich ließ. Er spürte ihren Ernst, sie begriff die Situation recht gut, sie war wach, sie war offen, möglicherweise war es hilfreich für

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