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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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auf, und Klaus lachte mit.
    »Den Wahrheitsgehalt überprüft, das heißt ›verifiziert‹. Genau das meinte ich eben. Wenn du jemanden verdächtigst, schließe niemals andere Täter aus.«
    Der Hubschrauber drehte ab. »Der fliegt jetzt zum Auftanken«, meinte Klaus. »Sie experimentieren mit Drohnen, das soll ungefährlicher sein. Immer wieder sterben Piloten.«
    »Deshalb sind die Tests in Afghanistan so wichtig, da sterben nur die Taliban – und andere Menschen.«
    »Wie sind Sie denn drauf?«, fragte Klaus verwirrt.
    »Ganz schräg, wenn es um Waffentests an Menschen geht«, antwortete Georg böse und dachte an Baxter.
    »Die Polizei hat viel mehr abgesperrt als neulich.« Klaus war vorsichtig geworden und wollte das Thema wechseln.
    Georg ging darauf ein. »Sehr gut, du hast gelernt. Wolltest du Unfall oder Mord sagen?«
    Klaus sah ihn an, als wollte er ihm den Mittelfinger zeigen, und fuhr mit hochgerissenem Vorderrad an. Sein Ungestüm gefiel Georg. Aus dem Bengel würde was werden, auf jeden Fall kein Spießer.
    Das rot-weiße Absperrband reichte großräumig von der Stelle, wo Menges’ Auto gestanden hatte, über die Klippe mit den abgesägten Rebstöcken bis dorthin, wo man die Leiche gefunden hatte. In herbstlichem Gelb leuchteten die vertrockneten Blätter, und jetzt wurde Georg auch gewahr, wie eng die Rebstöcke standen. Hier hatte niemand in Erwägung gezogen, die Rebzeilen zu verbreitern, um Maschinen einzusetzen. Die Steigung war zu extrem.
    »Wir kommen nirgends mehr ran.« Klaus war enttäuscht, bis Georg das Fernglas aus dem Wagen holte und es ihm hinhielt.
    »Sie haben wohl für alles eine Lösung«, meinte er anerkennend.
    »Das scheint nur so«, sagte Georg, und Klaus verstand mal wieder nicht, wie es gemeint war.
    »Die nehmen Bodenproben«, sagte er und gab das Fernglas zurück. »Weshalb das?«
    »Wenn sich der Winzer beim Abrutschen festgehalten hat, sind vielleicht Anhaftungen an den Händen, Erde vom Weinberg und Reste von Pflanzen, die nur an der Klippe wachsen, weder oben noch unten, wo er aufgeprallt ist. Wenn er gestoßen wurde, ist das kaum möglich, da wird er in einem anderen Bogen gefallen sein.«
    »Aber er kann doch so gefallen sein.« Klaus riss die Arme hoch und tat, als fiele er hintenüber.
    »Wie fällt man, wenn man ausrutscht beziehungsweise ins Rutschen kommt?«
    »Das kommt auf den Untergrund an.« Klaus schaute nach unten, sie standen selbst auf einem ähnlich steilen Stück. »Ach, jetzt weiß ich, was Sie meinen. Wenn man hier ausrutscht, wenn die Schieferbrocken wegrutschen, fällt man nach vorn. Wird einer gestoßen, reißt er die Arme hoch …«, Klaus tat es, »… und fällt nach hinten …«
    »… oder zur Seite, da kann er sich auch nicht mehr festhalten«, ergänzte Georg. »Aber wenn er auf dem Bauch rutscht, schliddert er sozusagen über die Felskante und versucht, sich festzuhalten. Dann können Abschürfungen an den Händen sein.« Er zeigte seine offenen Handflächen. So war er selbst gefallen.
    Währenddessen hatte sich Wenzel genähert, statt im weißen Overall wie die Spurensicherung in einer erdfarbenen Kordhose und einer Weste mit der Aufschrift »POLIZEI«.
    »Was hampeln Sie hier herum?«, fragte er stirnrunzelnd, unentschieden zwischen Ärger und Neugier.
    »Wir versuchen, das Drama nachzuspielen, Herr Kommissar, das sich hier ereignet hat. Wir können uns leider nicht einigen, wer Täter und wer Opfer ist.« Georg lächelte zuvorkommend und hätte gern gewusst, was Wenzel jetzt dachte. Georg wies auf die Absperrung. »Wie es aussieht, haben Sie schon Ergebnisse?«
    »Ich habe Anweisungen, mich nicht mit Ihnen … keine Auskünfte zu erteilen. Das macht unsere Pressestelle.«
    »Haben Sie sich informiert? Bei meinem früheren Arbeitgeber?«
    Klaus stand zwischen den Männern und versuchte, den Sinn des Gesprächs zu begreifen. »In Hannover?«
    »Ganz richtig, er hat sich informiert und ich mich auch. Man hat so seine Quellen, ist es nicht so, Herr Wenzel?«
    Der Kommissar sah ihn böse an. »Sie haben hier nichts verloren.«
    »Nein, nur Herr Menges sein Leben. Wie Sie sehen, halten wir uns außerhalb Ihrer erweiterten Demarkationslinie auf.«
    »Und wozu der Feldstecher?«
    Georg hielt ihn auf dem Rücken. »Es ist ein Opernglas. Ich wollte mich davon überzeugen, dass Sie meinen Rat befolgen. Wie ich sehe, ist das geschehen. Und wenn ich mehr erfahre, sind Sie der Erste, der es weiß. Übrigens – haben Sie mal den Durchmesser der

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