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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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denn nach und nachverschwanden die Dinge seiner Vergangenheit wie von selbst, als sollte alles auf den totalen Neuanfang hinauslaufen. Nur ich bleibe der Alte?, fragte er sich, aber er tat ja nichts auf Geheiß oder den Rat irgendeines anderen, außer dass er auf Umstände reagierte. War bereits das der Ausdruck von Unselbstständigkeit oder von Freiheit?
    »Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit.« Die Parole hatte er irgendwo in Hannover auf einer Hauswand gelesen. Aber was war notwendig?

    Als notwendig erachtete Georg den Besuch auf dem Weingut eines gewissen Herrn Weissgräber in Brauneberg. Leider hatte er jetzt ein Transportproblem. Mit dem Flitzer durfte er sich nirgends zeigen, er war sein Fluchtfahrzeug. Auf Klaus’ Sozius musste er verzichten, wenn er den Jungen raushalten wollte. Bischof brauchte den Wagen selbst, Frau Ludwig war längst zu Hause, und Frau Wackernagel musste die Kinder vom Kindergarten abholen. Blieb nur noch das Taxi  – oder Susanne Berthold. Da hätte er einen Vorwand, sie zu sehen.
    Nachdem er das Wrack besichtigt hatte, rief er Kommissar Wenzel an, um mögliche Spuren sichern zu lassen.
    »Wenn ich von Ihnen höre, hat es bestimmt wieder eine Katastrophe gegeben!«
    Anschließend ging er zum grünen Tor. Susanne Berthold sprach im Hof mit einem Mitarbeiter. Nach zwei Minuten nahm sie Georg beiseite.
    Er fragte, ob sie ihm einen Wagen leihen könnte. Sie wusste, weshalb, sie hatte längst von dem Anschlag gehört.
    »Einiges spricht sich hier sofort herum, anderes bleibt immer ein Geheimnis.«
    »Mit wem haben Sie es sich jetzt verscherzt? Hat das mit Helmuts Tod zu tun?«
    Hoffentlich sah Susanne Berthold ihn nicht als notorischen Querulanten.
    »Ich bin mir nicht sicher. Nein, es geht um Albers, gestern gab es Ärger in der ›Goldenen Gans‹. Kennen Sie das Haus?«
    »Selbstverständlich. Und dann schlägt man Ihr Auto kurz und klein? Da hat es sich bestimmt um mehr als ein unbezahltes Mittagessen gehandelt, wie ein Zechpreller sehen Sie nicht aus.«
    Sie sah gut aus, wenn sie lächelte, das tat sie leider zu selten. Meistens blickte sie ernst drein. Georg fühlte sich zu einer Stellungnahme genötigt.
    »Drei Mann haben Streit angefangen, zuerst mit den Gästen, dann mit der Kellnerin und Frau Albers, zuletzt mit dem Sohn. Das konnte ich nicht zulassen.«
    »Es sieht so aus«, sie betrachtete ihn von oben bis unten, »als hätten Sie nichts abbekommen. Da hat man sich an Ihrem Auto schadlos gehalten. Nun gut, nehmen Sie meinen Wagen, wenn Sie sich nicht wieder auf eine Wirtshausschlägerei einlassen.«
    »Ist das so bei Ihnen angekommen, als Wirtshausschlägerei?« Georg war entsetzt. Würde man Sauter den Vorfall mit ähnlichen Worten beibringen? Dann würde er wohl auch in Zeltingen seine Zelte abbrechen müssen. Wohin dann?
    Ich bin an allem selbst schuld, ich fabriziere ein Fiasko nach dem anderen, dachte Georg verzweifelt, als er mit Susanne Bertholds Wagen vom Hof und an der Mosel aufwärts in Richtung Brauneberg fuhr.
    Wozu mache ich das? Was will ich da? Weshalb mische ich mich wieder ein?, fragte er sich, als er Bernkastel hinter sich gelassen hatte. Es geht mich alles einen Dreck an, sagte er sich, als er den Supermarkt vor Mülheim sah und sich erinnerte, dass ihm hier ein Weingut empfohlen worden war. Er versuchte, seine Gedanken zu sortieren. Weissgräber hat nichts mit Menges zu tun. Bei ihm geht es um Albers, er war mit ihm auf der Versammlung, er steht rot unterstrichen auf der Liste. Hat er ihn ertränkt?
    Von seiner Statur her ist er dazu in der Lage, war Georgserster Gedanke, als er dem großen, kräftigen Mann gegenübertrat. Patrick hatte erzählt, dass er die Versammlung kurz nach seinem Vater verlassen habe und wegen des Nebels nur im Schritt nach Hause gefahren sei.
    Der Winzer empfing Georg in einem antiquierten altdeutschen Esszimmer. Es war der Probierraum. Weissgräber machte den Eindruck, als sei er über die Störung verärgert, dabei saßen bereits drei andere Herren erwartungsvoll vor ihren Gläsern und sahen Georg entgegen, als brächte er die Erleuchtung darüber, was da in den Gläsern funkelte. Es sollte ein Riesling sein, ein QbA, ein Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete, wie Bischof erklärt hatte, bei dem das Mostgewicht zweiundsiebzig Grad Öchsle erreichte und der auch mit Zucker angereichert werden durfte. So schmeckte der Wein auch.
    Es war kein Wunder, dass man mit so einem Wein seine Kunden verlor. Niemand am Tisch war

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