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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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weggelegt, hätten wir reden können. Jetzt kriegen dich die Bullen. Wahrscheinlich ist das immer noch gesünder, als wenn deine Freunde dich hätten.« Georg sah sich suchend um.
    Klaus hielt ihm grinsend eine Rolle knallrotes Packband hin, »Vorsicht zerbrechlich!« stand darauf. Jetzt erst sah ihn Manfred und beschimpfte ihn als Verräter und Spion und drohte ihm, dass er sein Fett kriegen würde.
    Gelangweilt winkte Georg ab. »Manchmal kommst du gerade rechtzeitig, Klaus. Eigentlich wollte ich dir ja einen Rüffel erteilen, aber das kann unser Freund hier besser«, sagte er, riss Manfred an der Schulter herum und drehte ihm die Arme auf den Rücken. Klaus wickelte das Klebeband um dessen Handgelenke, und zu zweit setzten sie ihn auf die Werkbank.
    »Willst du reden? Es könnte sich positiv auswirken.«
    »Leck mich! Tille holt mich sowieso wieder raus.«
    »Wenn du dich da mal nicht täuschst. Schwere Körperverletzung kommt auch dazu. Die Polizei wird klären, ob du dabei warst, als Menges verprügelt wurde. Die Namen der Schläger sind bekannt. Und bei einer Mordanklage packen alle aus, alle.«
    Es dauerte eine Dreiviertelstunde, bis Wenzel und zwei seiner Kollegen den Dummkopf abholten, als solchen sah ihn Georg – aber mehr noch als einen armen Teufel.

    Auf der Treppe vor seinem Apartment stand ein großer Teller, ein hoher Deckel war darübergestülpt, daneben eine Riesling Spätlese vom Weingut Berthold. Georg hob den Deckel – darunter war ein Salat, Lollo rosso, Rucola, Radicchio mit Hähnchenstreifen, angemacht mit einem Honig-Balsamico-Dressing. Er war ein wenig stolz, dass er die Mischung gleich erkannte, seine Nase machte Fortschritte, auch dank der Küche von Frau Ludwig.
    Wann zuletzt hatte ihm jemand ein Abendbrot hingestellt?Immer war es Rose gewesen, die dafür gesorgt hatte, dass man ihm etwas aufhob, wenn er spät nach Hause kam. Miriam hatte die Angewohnheit, alle Reste wegzuwerfen. Sie hielt es für vornehm.
    Der Wein fühlte sich ein wenig zu warm an, er schob ihn ins Eisfach, was Bischof als Sünde ansah, Wein sollte langsam gekühlt werden, aber so würde er später verfahren, später, wenn er einen schnell gekühlten Wein von einem langsam gekühlten unterscheiden konnte. Er wollte trinken, er wollte den Irrsinn um sich herum vergessen. Zu allem Übel war ein Anruf von Baxter auf der alten Mailbox. Georg sollte ihn anrufen, auch spätabends, er habe ein Angebot zu machen.
    Um jetzt noch mit Baxter zu streiten, war Georg viel zu aufgewühlt. Kommissar Wenzel hatte seine Ausführungen stichwortartig notiert und ihn für den nächsten Vormittag als Zeugen nach Wittlich bestellt. Manfred war wegen Fluchtgefahr vorläufig festgenommen worden, über seinen weiteren Aufenthalt entschied ein Untersuchungsrichter.
    Georg hatte erwogen, zum Campingplatz zu fahren, den Gedanken dann aber verworfen. Er sollte so wenig wie möglich in Erscheinung treten, obwohl ihn brennend interessierte, was dort abging und ob sich irgendwo der Rest vom Schnellbinder fand. Manfreds Freunde zu finden und ihre Fingerabdrücke mit denen auf der Säge zu vergleichen war Wenzels Aufgabe, wenn er das Absägen der Weinstöcke mit dem Mord in Verbindung brachte.
    Je tiefer Georg in die Angelegenheit hineingezogen wurde, desto mehr glaubte auch er an Mord – nicht in voller Absicht begangen, eher ein Unfall, eine Folge unglücklich verketteter Umstände. Dann war es Totschlag mit Todesfolge, bestenfalls fahrlässige Tötung, aber das war gleichgültig für das Opfer.
    Dass Weissgräber damit zu tun hatte, glaubte er nicht. Der Mann war zweifellos ein Choleriker, eine Prügelei hätte erihm zugetraut. Ein Gewaltverbrechen in Auftrag zu geben, dafür war er nicht dumm oder skrupellos genug. Oder war der Hass so stark, dass man alles andere vergaß? Sich in die Psyche eines Mörders zu versetzen, so zu denken wie er, hielt Georg für unmöglich, möglich war aber, dessen Denken und die daraus entstehenden Handlungen zu analysieren.
    Jetzt wollte er nichts analysieren, sich keine Gedanken über mögliche und vermeintliche Mörder machen, er wollte essen, trinken und schlafen und an Susanne denken. Es imponierte ihm, wie die Frau um ihr Weingut kämpfte – wenn sie nichts änderte, auf verlorenem Posten. Er würde ihr helfen. Wenn er ehrlich war, nicht ganz uneigennützig. Eine Frau, die anpackte, hatte er sich insgeheim immer gewünscht. Er ging zum Fenster und blickte in ihren Hof. Jetzt war dort alles dunkel. Auf der

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