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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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in den einschlägigen Kreisen zwischen Brauneberg und Pünderich bekannt. Er fuhr erst einmal langsam an dem Weingut vorbei. Die Bezeichnung »Weingut« hielt er für übertrieben. »Winzerei« wäre passender gewesen. Dagegen nahmen sich Susannes und Sauters Weingüter als Musterbetriebe aus.
    Hier lag das Gerümpel bereits in der Einfahrt zum Vorhof im Gestrüpp: rostige Drahtkörbe, verwitterte Fassdauben und alte Kunststoffschläuche. Ein Motorrad stand nirgends herum, stattdessen war das Hoftor offen, neben der Haustür hatte jemand in ungelenker Schrift »Tägl. Weinprobe – bitte klingeln« auf eine Schiefertafel geschrieben, welch herzliche Einladung. Als Georg den Wagen in einer Seitenstraße abgestellt hatte und zu Fuß zurückgekommen war, eine Schirmmütze tief ins Gesicht gezogen, sah er den Schaukasten neben der Haustür. Die Etiketten der beiden Flaschen waren ausgeblichen, die Preisliste mit Heftzwecken befestigt, und die Scheibe hatte unten einen Sprung. Man durfte vom Erscheinungsbild auf die Qualität der Weine schließen.
    Das Tor zum Hof war angelehnt, und wenn Georg ohne zu klingeln eintrat, wenn es denn eine Klingel gab, konnte er sich damit herausreden, nach dem Winzer gesucht zu haben. Im Hof stand weiteres Gerümpel, ein großer Kunststofftank mit einem Loch wie ein gefräßiges Maul verstärkte das negative Bild. Nur der Traktor machte einen gepflegten Eindruck. Manfred wäre besser Autoschlosser geworden. Wo sollte Georg in diesem Chaos nach der Säge suchen? Eine Werkstatt ließ sich bestimmt nicht finden. Das Rolltor zur Gärhalle war geschlossen, so, wie es aussah, würde es beim Aufschieben quietschen, die schmale Tür daneben ließ sich leise öffnen. Georg warf noch einen Blick auf die Haustür rechts, schaute zu den geschlossenen Fenstern empor, alles war still, die Bewohner waren außer Haus, und er trat ein.
    Im Halbdunkel brauchte er eine Weile, bis er sehen konnte,durch die blinden Scheiben an der Rückwand der Halle fiel wenig Licht. Ein derartiges Sammelsurium an unterschiedlichen Gärtanks hatte er nirgends gesehen: Holz, Stahl, Kunststoff – und das in sämtlichen Größen. Schläuche lagen herum, Wannen, eigentlich zum Anrühren von Mörtel, fanden sich im Halbdunkel, er stolperte auf der Suche nach der Werkstatt über eine Pumpe, taumelte vorwärts und hielt sich an einer Werkbank fest und starrte eine Wand mit Halterungen für Werkzeuge an. Die Stelle, wo sie hängen sollten, war mit den jeweiligen Umrissen für Zangen und Schraubenzieher konturiert. Die Stelle für den Kasten der Säge war leer, denn sie lag direkt vor ihm. Georg zog die mitgebrachten Handschuhe über, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen oder andere wegzuwischen.
    Er klappte den Kasten auf, da lag eine Säge, der Unordnung nach hätte Georg sich gewundert, wenn Manfred sie gereinigt hätte. Er war schneller fündig geworden als Wenzel und sein ganzer Apparat, obwohl er ihm doch die Adresse genannt hatte. Suchten sie nicht, oder wollten sie nichts finden? Allerdings hätte Wenzel ohne Beweise nie einen Hausdurchsuchungsbefehl bekommen. Als er noch darüber nachdachte und sich weiter umschaute, fuhr draußen ein Motorrad vor.
    Georg lief, ohne zu stolpern, zu dem von Spinnweben verhängten Fenster, seine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Jetzt blendete das Licht von draußen. Da stieg Manfred vom Motorrad, er erkannte ihn an der Jacke. An seine Maschine erinnerte er sich nicht. Doch unter dem Helm kam nicht Manfred zum Vorschein. Es war der Wikinger von der Terrasse, das Haar so wirr wie immer. War er hier mit Manfred verabredet?
    Der Rotschopf bewegte sich, als würde er sich auskennen. Er schob die Maschine in den offenen Vorhof, hinter den Stapel Paletten, und prüfte, ob man sie sah, dann steuerte er auf die Halle zu. Georg musste blitzschnell ein Versteck finden.Zwei eng aneinanderstehende Tanks boten sich an, alles andere wäre zu weit weg gewesen, denn die Tür ging bereits auf. Der Wikinger begab sich geradewegs zur Werkbank, warf die dort liegenden Werkzeuge durcheinander, hob sie hoch, als könne das Gesuchte darunterliegen, und leuchtete mit einer Taschenlampe sogar den Boden ab. Zuletzt kratzte er sich ratlos am Kopf, sah sich in der Halle um und zog ein Mobiltelefon aus der Brusttasche.
    »Hier ist nichts. Manni hat Mist erzählt. Der Kasten mit der Säge ist hier nicht. Kommt her, dann greifen wir ihn und ziehen ihm die Ohren lang, dann wird er uns schon sagen, was er mit

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