Tödlicher Steilhang
dem Ding gemacht hat.« Der Rothaarige machte ein Gesicht, als würde er angestrengt zuhören. »Nein, nicht zu hart, sonst kriegen wir Ärger mit seinem Alten – das muss nicht sein … bei den Bullen? Niemals … er hängt selbst drin … was? Nein, der ist nicht lebensmüde. Ich bin in der Kneipe, ja, wo die Straße endet.«
Er steckte sein Mobiltelefon weg.
Erleichtert atmete Georg auf. Wenn der Wikinger verschwand, konnte auch er sich verdrücken. Aber in der Tür ließ ihn der fremde Klingelton erstarren.
»Gut … und stell deine Maschine weit weg, Manni kennt deinen Hobel«, war alles, was der Wikinger sagte, und dann kam er zurück.
19
Georg durfte es nicht auf ein Entdecktwerden ankommen lassen, außer er konnte den Mann überraschen. Mit ihm allein würde er fertig, er musste so schnell sein, dass dem Wikinger keine Zeit blieb, ihn zu erkennen. Ihn von hinten niederschlagen? Das wäre schwerste Körperverletzung. Wenn er ihn angriff, lag der Fall anders. Also blieb er in seinem Versteck und sah sich um.
Hier zwischen den leeren Tanks würde niemand die Säge suchen. Trotzdem war ihm nicht wohl dabei. Sicherheitshalber gab er lautlos per SMS an Klaus seinen Standort durch. Meistens missachtete Klaus Bischofs Anweisung, während der Arbeitszeit das Handy im Spind zu lassen. Georg hockte sich auf den kalten Boden und lehnte sich an die Wand, in der Hoffnung, dass sich eine Prügelei vermeiden ließ. Für Schusswaffen waren Tilles Freunde nicht hart genug.
Der Wikinger zündete sich eine Zigarette an. Zwanzig Minuten später traf der Kollege ein, der mit ihm auf der Terrasse gewesen war. Ihren Worten entnahm Georg, dass sie sich über die Dummheit eines Kumpels unterhielten, der sich bei einem Bruch hatte erwischen lassen. Dann ließ ein Motorengeräusch die beiden aufhorchen.
»Manni kommt! Stell dich hinter die Tür«, sagte der zweite Mann, »wir machen ihm ein bisschen Angst.«
»Das Arschloch bildet sich sowieso zu viel ein, was aufs Maul schadet dem gar nicht.«
»Lass das besser, sonst wird Tille sauer. Der lässt auf seinen Sohn nichts kommen, auch wenn er ein Bastard ist.«
»Weiß seine Alte das eigentlich?«
»Nee … jetzt halt’s Maul.«
Manfred war Tilles Sohn? Das war für Georg eine ganz neue Wendung, und es erklärte vielleicht Manfreds Sonderstellung.
Draußen erstarb der Motor. Georg starrte zum Rolltor, Manfred schob es zur Seite und blieb wie gelähmt stehen. Der Wikinger packte ihn am Kragen und zerrte ihn nach innen, sein Kumpel zog das Rolltor wieder herunter.
»Wo ist die Säge, Mann? Hier jedenfalls nicht.«
»Sie muss da liegen, ich hab sie auf die Werkbank gelegt«, entgegnete Manfred patzig. »Mensch, nimm die Finger weg, was soll der Quatsch?« Vergeblich zerrte er an der Hand des Wikingers, der ihn mit Leichtigkeit festhielt.
»Ich will die Säge haben, wo ist sie?«
Manfred wies mit ausgestrecktem Arm in Richtung Werkbank. »Heute Morgen war sie noch da.«
»Und wenn sie da nicht ist, wo ist sie dann?«
»Sie muss da sein. Vorhin war sie noch da … oder jemand hat sie geholt, wahrscheinlich der Winzer.«
»Das hoffe ich für dich.« Der Wikinger ließ ihn los. »Geh und hole sie.«
Manfred kam kurz darauf zurück und meinte, dass sein Chef nicht da sei, seine Frau auch nicht, dass er nicht ins Haus komme.
»Vielleicht hat er die Säge mitgenommen.«
Dann sah er in Georgs Richtung, der sich, um dem Gespräch zu lauschen, weit vorgewagt hatte. Manfred musste eine Bewegung bemerkt haben, es konnte lediglich ein Schatten gewesen sein, aber auch das war zu viel. Verdammt, es wurde brenzlig.
»Da ist was, hinter euch.«
»Hältst du uns für Idioten, was? Den Spruch hört man in jedem Krimi. Also, wo …«
»Da ist wirklich einer!« Manfred zeigte auf den Spalt zwischen den Tanks.
»Ja, ein Irrer, aber hier oben drin«, bei diesen Worten stieß der Wikinger zwei Finger heftig gegen Manfreds Stirn. »Verarschen kann ich mich allein«, knurrte er böse. »Du willst abhauen? Bis heute Abend habe ich die Säge, sonst kannst du dein Testament machen. Ist das klar?«
»Das wagst du nie.« Manfred gab nicht klein bei, oder war er dumm? »Du spielst dich auf, nur weil Tille nicht da ist.«
Aus dem Stand schlug der Wikinger zu und traf Manfred am Kinn. Er taumelte zurück, die Augen entsetzt aufgerissen. Georg atmete erleichtert auf, er hatte verdammtes Glück gehabt.
»Das war der Schlag für Kinder«, knurrte der Bärtige weiter. »Bei dem für Erwachsene
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