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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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lange dauern, bis er sich dazu äußern könnte, darüber war sich Georg im Klaren, bis er es wagen würde, seine Meinung laut zu sagen. Aber Menges’ Riesling schmeckte ihm auch, und er nahm noch einen Schluck. Er meinte sogar, dass er die Rebsorte wiedererkannt hätte. Seit Tagen trank er nichts anderes als Riesling.
    »Schön, dass er Ihnen gefällt«, meinte der Winzer, der das Gespräch belustigt verfolgt hatte. »Sie könnten möglicherweise etwas für mich tun, Herr Hellberger. Es kommt darauf an, ob Sie wollen, ob Sie Zeit haben und wie hoch Ihr Honorar ist.«
    »Ich sagte doch, ich bin kein Ermittler, ich habe das zwar gelernt, eine Lizenz als Privatdetektiv habe ich, doch meine ich …« Georg fand, dass er zuerst in seinem eigenen Leben ermitteln musste, das er immer weniger durchschaute. Dann musste er sich um Albers kümmern und sich vor COS in Sicherheit bringen – und jetzt sollte er irgendeinen obskuren Auftrag annehmen? Sicher ging es um einen säumigen Kunden.
    »Wenn das so ist, dann …« Menges machte enttäuscht einen Rückzieher, er sprach den Satz nicht zu Ende und sah Klaus an, als verstünde er die Reaktion nicht.
    »Sie müssen ihm sagen, was passiert ist, Herr Menges.« Kaum hörbar flüsterte er ihm zu, dass er Herrn Hellberger für einen Sturkopf halte, und an ihn gewandt fuhr er fort: »Herr Menges ist vor vier Wochen nachts von Unbekannten verprügelt worden. Das Einzige, was die Männer gesagt haben,war, dass die Brücke doch gebaut wird. Wenn er sich ihnen weiter in den Weg stellt, schlagen sie ihm die Nase ein, dann kann er nicht mehr an seinen Weinen riechen. War es nicht so? Sie würden sich von Ihnen ihre Jobs nicht wegnehmen lassen.«
    Dem Jungen lag offensichtlich viel daran, Menges und Hellberger zusammenzubringen.
    Georg wich seinem Blick aus, schaute über die im Hof versammelte Schar und erinnerte sich, wie er aus dem Restaurant gekommen war und die Beobachter von COS entdeckt hatte. Vor einer solchen Begegnung fürchtete er sich nicht. Er war ziemlich fit, außerdem förderte die Arbeit im Weinberg seine Kondition. Ihn konnte man nur mit seinen Kindern unter Druck setzen. So dämlich, wie Miriam war, würde sie die Gefahr nicht sehen, in die sie ihre Töchter brachte. COS benutzte sie nur, auch wenn sie das Gegenteil glaubte.
    Er hatte genug am Hals, er konnte sich nicht um verprügelte Winzer kümmern. Und wenn man selbst einen Sack voller Probleme herumschleppte, kommt irgendwer mit irgendeiner moralischen Scheiße, die man dann auch noch am Hals hat und mit der man sich nichts als Ärger einhandelt, dachte er. Der Winzer vor ihm war so ein Fall, bei dem man, wenn nicht als Charakterschwein, so doch als Neinsager dastand, wenn man sich sperrte.
    »Ist es nicht Aufgabe der Polizei, die Täter zu ermitteln?«, sagte er ausweichend.
    Menges pflichtete ihm nur zum Teil bei. »Unsereins wird nach den Ereignissen in letzter Zeit vorsichtig. Die SPD ist für die Brücke, die Ministerpräsidentin ebenfalls, und sie ist in der SPD, genau wie der Polizeichef. Der wird nicht gegen die Brücke sein, geschweige denn gegen diejenigen, die ihn ernannt haben. Sie verstehen, was ich vermute?«
    »Dass nicht mit dem nötigen Nachdruck ermittelt wird?« Georg hielt nichts von voreiligen Schlüssen, obwohl erMenges’ Logik folgen konnte. »Ob Ihre Befürchtungen berechtigt sind, sei dahingestellt.«
    Das klang wachsweich. Doch die Moselaner sollten ihre Scharmützel unter sich ausmachen. Er wollte sich mit Wein befassen und nicht in fremder Leute Leben rumschnüffeln, wo nicht einmal sein eigenes einen erträglichen Geruch verströmte. Außerdem hatte er von seiner bisherigen Arbeit die Nase mehr als gestrichen voll. Aber die verdammte Brücke hatte auch mit Wein zu tun. Also: »Bei all den einleuchtenden Gegenargumenten, die hier angeführt wurden, weshalb will dann die Regierung unbedingt die Brücke bauen, Herr Menges?«
    »Es gibt zwei Gründe, eigentlich drei – nein, vier! Einmal geht es um den geregelten Mittelabfluss, nachdem das Geld einmal bewilligt wurde. Zweitens sind es keine Landes-, sondern Bundesmittel, alle Deutschen zahlen diesen Unfug. Dann geht es ums Prinzip. Die Politik will sich die Blamage eines weiteren geplatzten Großprojekts ersparen, und schließlich geht es um die Honorare für die Gutachter. Das ist ein undurchschaubares Geflecht von Beziehungen zwischen Politik, Behörden, Stiftungen der Parteien, Instituten und einzelnen Experten, ein Dschungel. Und

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