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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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daraus finanzieren sich die Parteien wieder.«
    »Also geht es wie immer ums Geld«, sagte Georg kopfschüttelnd, »es geht immer um Geld.«
    »Das sehen Sie vielleicht zu eng.« Menges erklärte, weshalb. »Der Brückenbau musste international ausgeschrieben werden, und das französische Konsortium beziehungsweise die hannoversche Firma Eiffel Deutschland Stahltechnologie hat den Zuschlag bekommen.«
    »Baufirmen sprechen sich untereinander ab«, sagte Georg, »besonders in dieser Branche, damit jeder im Reigen mal an einen Auftrag kommt. Die Angebote werden aufeinander abgestimmt. Man hat Vertraute in den Behörden, die Informationen weitergeben, und die geben ihrer Partei die nötigen Hinweise.«
    Menges gab zu bedenken, die Gutachter nicht zu vergessen. »Nach welchen Kriterien sie angefordert werden, von welchen Leuten bei den Behörden Aufträge an wen vergeben werden, ist unklar. Vergessen Sie nicht die politischen Stiftungen. Dieses Feld ist gar nicht untersucht worden. Der französische Konzern Eiffage arbeitet mit der Firma PORR zusammen; deren österreichischer Ableger ist dort in eine Schmiergeldaffäre um den Exfinanzminister Grasser verwickelt.«
    »Der steckt in fast jeder Schmiergeldaffäre, wenn man die Wirtschaftszeitungen liest.«
    Klaus hörte mit offenem Munde zu, während der Winzer Georg nachdenklich anblickte. »Wieso macht jemand mit Ihrem Wissen nicht bei uns mit?«
    »Weil ich nicht hier lebe, weil die Brücke Ihre Angelegenheit ist, Herr Menges, sie ist Sache der Moselaner. Die sind betroffen.« Damit wischte Georg die Frage vom Tisch. »Und für die ökologischen Proteste haben Sie schließlich die Grünen.«
    Klaus lachte laut auf, der Winzer grinste, beide sahen sich wissend an, und Georg ärgerte sich.
    »Habe ich was Falsches gesagt?«, fragte er gereizt.
    »Nein, nein, von außen betrachtet kann es so wirken.« Der Winzer bemerkte seinen Fauxpas. »Das können Sie nicht wissen. Bis zu den letzten Wahlen haben wir ähnlich gedacht. Da haben die Grünen erheblich gegen die Brücke polemisiert, in Berlin traf sich die Crème der internationalen Weinwelt mit Joschka Fischer und Frau Künast zum Protest. Ich war dabei. Die Künast hat gegen die Brücke vom Leder gezogen und zeigte sich bestens informiert. Aber nach den Wahlen, in den Koalitionsverhandlungen mit der SPD, um die Landesregierung zu bilden, sind sie umgefallen. Kurt Beck hat nicht einmal drohen müssen, die Koalitionsgespräche platzen zu lassen. Es gebe wichtigere Themen als die Hochmoselbrücke, und da wolle man sich die Einflussmöglichkeitenals Koalitionspartner nicht nehmen, hat es dann von grüner Seite geheißen. Jobs, Herr Hellberger, es geht um Jobs, und zwar nachhaltig. Ein Abgeordneter verdient sechstausenddreihundert Euro im Monat, Fahrtkosten extra.«
    »Möchten Sie tauschen?« Georg meinte die Frage ernst.
    »Niemals. Außerdem habe ich mir nicht auf die Fahne geschrieben, der Bundesrepublik treu zu dienen, sondern nur, schöne Weine zu machen. Die Wahlen auf meinem Hof finden täglich statt, wenn Kunden kommen. Mit Bluff ist da nicht viel zu holen.«
    Klaus trat bei ihrem Gespräch von einem Bein aufs andere, er wartete auf eine Gelegenheit zum Einstieg, jetzt sah er seine Chance gekommen.
    »Sie wollen also Herrn Menges nicht helfen? Ist das Ihr letztes Wort?« Er bemühte sich dabei, seiner Stimme einen vorwurfsvollen Klang zu geben.
    Menges nahm Georg die Antwort ab. »Ich finde es nicht richtig, Klaus, dass du Herrn Hellberger unter Druck setzt. Unsere Bürgerinitiative arbeitet auf freiwilliger Basis …«
    »Aber die Typen laufen frei rum …«
    »Was genau ist passiert?«, fragte Georg, wenn auch nicht anders gestimmt, so doch zumindest neugierig geworden.
    Menges erzählte, wie er vor einem Monat angegriffen worden sei, wenige Meter von hier, mitten auf der Straße, als er gegen Mitternacht mit dem Wagen nach Hause gekommen sei. Einer der Angreifer habe sich zum Wagenfenster heruntergebeugt, als wolle er nach dem Weg fragen, habe sofort zugeschlagen, und die beiden anderen hätten ihn aus dem Auto gezerrt und mitgemacht.
    »Ich wusste bis dahin nicht, dass wir wieder bei SA-Methoden angekommen sind. Wollen Sie für mich nach den Männern suchen? Mich macht der Gedanke verrückt, dass die Kerle wiederkommen, sich was Schlimmeres einfallen lassen oder andere Mitglieder der Bürgerinitiative überfallen.« Er ließ seinen Blick durch den Hof schweifen, wo ausder Informationsveranstaltung längst ein Fest

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