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Toedlicher Sumpf

Toedlicher Sumpf

Titel: Toedlicher Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Castro
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aufrichte, setzt ein elender, pochender Kopfschmerz ein. In meinem Magen rumort es. Langsam, langsam komme ich in Gang, ziehe Rock und T-Shirt von gestern Abend aus, werfe mir den Bademantel über, suche Kleidungsstücke für den Tag zusammen, gehe ins Bad.
    Das heiße Wasser und der Dampf in der Dusche hüllen mich ein wie ein milagro . Ich starre hinunter auf den Abfluss, um den sich ein kräftiger Strudel gebildet hat, und lasse das Wasser auf meinen Hinterkopf prasseln wie einen Strom Massageöl – es wärmt mich und lindert den Schmerz. Der Schnitt am Brustkorb brennt, aber die Haut drum herum ist weder geschwollen noch gerötet. Gut so.
    Bruchstückhaft tauchen Bilder des gestrigen Tages auf: ich allein am Küchentisch mit der Flasche Rum; die Begegnung im Park, die so übel ausgegangen ist; ich am Tresen des »Napoleon House«; die Recherchen zu den Langzeitfolgen von Vergewaltigungen. Puh. Ich drücke mir einen dicken weißen Shampoo-Wurm in die Handfläche und beginne mein Haar zu waschen und die Kopfhaut zu massieren. Batzen von weißem Schaum gleiten mir über Nacken und Rücken. Das Mittagessen im »Cubaney«, die netten Frauen dort und der Mojito. Ich beim Schreiben der Texte zum Jazz Fest. Die Nachricht von Bailey ... ¡Ay caramba!
    Ich springe aus der Dusche und renne auf glitschig-nassen Füßen in mein Zimmer. Die Uhr zeigt 9.37. Oh, verdammt. Gottverdammter Mist. Ich hätte um acht bei Bailey im Büro sein müssen.
    Was jetzt? Denk nach, Nola, denk nach. Aber mein Hirn ist noch bis in den letzten Winkel vernebelt.
    Okay, eins nach dem anderen. Schadensbegrenzung. In der Redaktion anrufen. Wofür ich mein Handy finden müsste, wofür ich meine Handtasche finden müsste ... Ich fange an, suchend durch die Wohnung zu tigern. Die Tasche hängt über der Lehne des Küchenstuhls, auf dem ich gesessen und getrunken habe. Ich wühle darin herum.
    »Scheiße, Nola!« Ich fahre herum. Uri ist entsetzt angesichts meiner Blöße. »Zieh dir doch bitte was an, ja?«
    »Entschuldige, entschuldige. Ich bin ein einziges Chaos ...«
    »Ja, aber das kannst du genauso gut in Klamotten sein.« Er starrt auf mein Haar, das aussehen muss wie ein schaumgekrönter matschiger Helm, und dann hebt er den Kopf und lauscht. »Läuft die Dusche noch?«
    »Oh, mein Gott, ja. Entschuldige.« Ich laufe ins Bad, drehe die Hähne zu, schlüpfe in meinen Bademantel und wickele mir ein Handtuch um den Kopf. Vielleicht kann Uri helfen.
    Zurück in der Küche, erzähle ich ihm alles, sogar von der nächtlichen Begegnung, aus der fast eine Vergewaltigung unter Einsatz eines Messers geworden wäre – wobei ich unerwähnt lasse, dass sich das Ganze im Park abgespielt hat, auf dem nackten Erdboden. Und schon gar nicht gestehe ich, dass das der Schauplatz fast all meiner Dates ist. Uri hört aufmerksam zu.
    »Okay«, sagt er am Ende. »Du machst jetzt Folgendes: Du rufst deinen Chef an. Du sagst, du hast eine Krise gehabt. Wenn du das Gefühl hast, dass er dir das nicht abnimmt, erzählst du ihm von der Fastvergewaltigung – aber nicht zu reißerisch. Da wird er nichts mehr sagen; das ist das Gleiche, wie wenn du was von Durchfall erzählst. Sag, dass du, als du nach Hause kamst, vor lauter Aufregung nicht einschlafen konntest unddeshalb ein Beruhigungsmittel genommen hast.« Er runzelt die Stirn. »Aber sag auf keinen Fall, dass dieses Beruhigungsmittel Schnaps war. Erzähl ihm, dass das Mittel unerwartet stark gewirkt hat und dass du deshalb eben erst aufgewacht bist, dass du aber auf jeden Fall in einer guten halben Stunde in der Redaktion sein wirst. – Klingt das gut?«
    Es klingt genial. »Du bist wunderbar, Uri.« Ich umarme ihn.
    »Ich erfinde Sachen. Das ist mein Job.«
    Ich nehme das Telefon mit in mein Zimmer und wähle die Nummer von Baileys Büro. Er ist nicht am Platz. Da niedere Chargen wie ich nicht im Besitz seiner Handynummer sind, hinterlasse ich mit ruhiger Stimme eine genaue, absolut professionell klingende Nachricht auf seinem Büro-Anrufbeantworter. Ich erkläre alles so, wie Uri es mir geraten hat, lege auf und atme tief durch. Damit habe ich mir eine gute halbe Stunde Zeit verschafft.
    Während ich noch unter der Dusche stehe und mich in Lichtgeschwindigkeit von Schaum und Seife befreie, klopft Uri an die Tür.
    »Komm rein.«
    Diskret erscheint eine Hand hinter dem Duschvorhang, öffnet sich und präsentiert mir zwei Aspirin. Ich schlucke sie mit Wasser aus der Dusche, und gleich darauf erscheint die Hand ein

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