Tödlicher Vatertag
wirkten wie kleine Messer, als sie sich in meiner Kleidung festhakten, um mich über den Boden schleifen zu können.
Die Lampe hatte ich verloren. Sie lag im Gang und brannte weiter, so daß wir beide nur mehr Schatten waren, die sich bekämpften. Wieder kam es mir in den Sinn, daß ich große Gegner schon besiegt hatte. Durch List und Tücke, manchmal auch durch wilde Entschlossenheit. Bei ihm hier bekam ich Schwierigkeiten, denn der Zombie wehrte sich wie ein Mensch.
Er ließ mich einfach nicht dazu kommen, die Waffe zu ziehen. Wieder fiel er auf mich.
Er wirkte wie ein dunkles Gebirge, in dem das Gesicht einem bleichen Schneefeld glich. Die Arme hielt er ausgestreckt. Werfen wollte er mich, bis kein Leben mehr in mir steckte.
Wir krachten zusammen.
Ich riß die Arme hoch, traf ihn mit den Ellenbogen, stieß noch einmal nach und hatte endlich Glück, daß diese verfluchte Horrorgestalt nach hinten gestoßen wurde und mit dem Rücken gegen die Innenwand der Pferdebox krachte.
Eine hölzerne Abtrennung wäre sicherlich zusammengebrochen, die Mauer aber hielt, und der andere federte wieder nach vorn. Gleichzeitig fuhr sein Arm schräg nach unten. Er wollte an seinen Gürtel, weil dort ein Messer steckte. Hätte er es gezogen, als ich mich noch im Gang befand, wäre ich wohl kaum mit dem Leben davongekommen. So aber ließ er mir die Zeit, nach meiner Beretta zu greifen. Ich war schnell, mein Gegner ebenfalls. Er war sogar noch um eine Idee trickreicher, da er in den Boden trat und mir allerlei Schmutz entgegenschleuderte. Dadurch wurde ich abgelenkt. Ich riß die Arme vors Gesicht, das kostete wertvolle Zeit, und der Zombie holte bereits aus.
Es war eine blanke Klinge, die in der Bewegung fahl wie ein Komet leuchtete, und er schleuderte sie mit einer immensen Wucht. Ich hechtete quer durch die Box, es war ein wahrer Supersprung. Und das im wirklich letzten Augenblick. Abbremsen konnte ich nicht mehr, voll schlug ich gegen die Boxwand, spürte den stechenden Schmerz an Schulter und Brust, knickte zusammen und drehte mich um. Die Beretta hielt, und der Zombie war da. Als Schatten wuchs er vor mir auf. Ich schoß zweimal.
Für einen winzigen Moment wurde die Box vom Schein des Mündungsfeuers erhellt. Das Echo des Schusses wetterte durch den Pferdestall.
Der Schatten wankte.
Wie ein Pendel schwang er von einer Seite zur anderen. Ungeschickt hob er die Arme, als wollte er irgendwo Halt finden, um einen Sturz zu vermeiden. Das schaffte er nicht mehr.
Mir fiel er entgegen, so daß ich zurückweichen mußte, um von ihm nicht erwischt zu werden. Sein Aufschlag auf dem Boden hörte sich irgendwie endgültig an.
Das war es auch.
Es gab keine drei lebende Leichen mehr. Das geweihte Silber in meiner Waffe hatte den ersten vernichtet. Wer es war, konnte ich im Dunkel nicht sehen, es spielte auch keine große Rolle. Ich stellte jedenfalls fest, daß auch meine Knie zitterten. Ich mußte mich zunächst einmal ausruhen und wieder zu Atem kommen.
Da meine Stablampe im Gang lag und ich die Gestalt dennoch identifizieren wollte, holte ich mein Feuerzeug hervor und ließ die Flamme über sein Gesicht tanzen.
Von den Bildern her kannte ich den etwas eckigen Schädel mit dem harten Männergesicht.
Er war Erich Buchholz, den meine Kugel endgültig erlöst hatte! Sein Gesichtsausdruck hatte sich nicht verändert. Auch als endgültig Toter starrte er mich aus leblosen Augen an, als wollte er mich für meine Tat irgendwie anklagen.
Ich war eigentlich froh, daß ich ihn hier erwischt hatte. So war seiner Frau der Anblick erspart geblieben. Ich richtete mich wieder auf und dachte daran, daß noch zwei weitere Zombies frei herumliefen, und auch die konnten eine Hölle entfesseln.
Über die Brüstung kletterte ich und machte mich an eine schnelle Durchsuchung des Stalls. Der Blutgeruch des getöteten Pferdes hing noch immer in der Luft. Ich atmete so flach wie möglich, schaute in andere Boxen und sah nur den dünnen, hellen Finger meiner Taschenlampe, ein anderes Ziel entdeckte ich nicht. Weder einen Zombie noch ein Pferd.
So ging ich wieder zurück. Ich spürte selbst, daß der Kampf mich geschlaucht hatte, aber meine Energie kehrte auch wieder zurück, und als ich die Tür aufzog, freute ich mich über den kühlen Luftstrom, der mein erhitztes Gesicht traf.
Zwei Schritte kam ich weit, als mein Optimismus jäh zusammenbrach, denn es waren Schreie der Angst, die mir entgegengellten. Innerhalb einer Sekunde wurde mir alles klar.
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