Tödlicher Vatertag
Thomas neben ihrem Tisch. »Darf ich Ihnen noch etwas bringen?« fragte er höflich.
Die drei Frauen lehnten ab. »Aber wir hätten einen anderen Wunsch«, sagte Evelyn.
»Und welchen? Ich bemühe mich, Ihnen jeden von den Augen abzulesen und zu erfüllen.«
Evelyn lachte über die zweideutigen Worte. »Das kann ich mir denken. Sagen Sie uns lieber, wie unsere Männer vor einem Jahr ums Leben gekommen sind. Das ist mehr wert.«
»Ich war nicht dabei.« Thomas hob die Schultern und breitete gleichtzeitig bedauernd die Arme aus.
»Das wissen wir.«
»Dann ist ja alles klar.« Er verbeugte sich wieder und ging. Die Freundinnen schauten ihm nach.
»Der ist mir einfach zu glatt und auch zu undurchsichtig«, erklärte Silvie Woeber. »Man kann ihn nicht packen, das ist es.«
»Leider«, fügte Evelyn hinzu.
»Bleibt uns nur mehr John Sinclair«, meinte Brigitte.
»Und der ist fremd für Thomas.«
»Evelyn, du siehst das irgendwie zu schwarz. Ich für meinen Teil vertraue ihm. Der Mann hat Erfahrung, der weiß, wo es langgeht. Und der kommt schon mit den anderen zurecht, glaub es mir. Vorhin, da hatte ich Angst, als das Gesicht an der Scheibe erschien…«
»Und jetzt nicht mehr?«
»Nein, Evelyn. Ich bin plötzlich nur mehr neugierig geworden. Neugierig auf die Lösung. Daß es eine gibt, steht für mich hundertprozentig fest.«
»Da… da…!« Es war Silvies Stottern, das den Redefluß der Brigitte Buchwald unterbrach.
Frau Woeber hatte sich auf ihrem Stuhl gedreht, damit sie gegen die breite Scheibe schauen konnte.
Diesmal war es kein Gesicht, das sich dort abmalte, sondern die Kontur einer ganzen Gestalt.
Sie ging seltsam schwankend, lief sogar parallel zur Scheibe, geriet auch mal in den Lichtschein einer Lampe, und jede der Frauen konnte erkennen, daß sich die Gestalt der Tür nähern wollte. Es war einer der Zombies!
Die Frauen zeigten sich so entsetzt und überrascht, daß sie überhaupt nichts mehr sagten. Aber jede von ihnen hatte die lebende Leiche erkannt.
Es war Jerome Woeber!
Silvie, die es besonders anging, saß da, war grau im Gesicht geworden und zerknüllte mit einer Hand den Rand der weißen Tischdecke. »Das kann nicht sein!« hauchte sie. »Das ist doch…«
»Ja, er ist es!« flüsterte Evelyn, denn die Gestalt hatte die Tür erreicht und drehte ihnen die Frontseite zu.
Der Bart war deutlich zu sehen. Das verfilzte Haar und er bildeten fast eine Einheit. Woeber trug nicht mehr sein Leichenhemd. Er war in andere Sachen geschlüpft. Zwar war ihm die Hose zu kurz und die Jacke zu lang, dennoch machte er keinen lächerlichen Eindruck. Im Gegenteil, er war gefährlich, denn in der Hand hielt er einen schweren Revolver, und im Gürtel steckte noch eine Waffe. Den rechten Arm stieß er vor, berührte die Glastür und drückte sie so heftig auf, daß sie bis zum Anschlag hin schwang. Dann betrat er mit schwankenden Schritten den Speisesaal…
***
Der Arm der sich um meine Kehle gelegt hatte, erinnerte mich an ein hartes Stahlband, so brutal drückte er in mein dünnes Fleisch am Hals und schnürte mir die Luft ab.
Ich war überhaupt nicht mehr dazu gekommen, noch einzuatmen und wurde mit dem Rücken hart gegen die Außenwand der Box gedrückt, während sich mein Oberkörper wie eine gespannte Sehne durch den Druck zurückgebogen hatte.
Riechen konnte ich noch, nahm den Moder-und Verwesungsgeruch wahr und hörte dicht an meinem Ohr die gurgelnden Laute, die aus dem offenstehenden Mund der lebenden Leiche drangen.
Es hatte keinen Sinn, wenn ich es mit Gegendruck versuchte. Der andere befand sich in einer besseren Position und war auch körperlich stärker.
Ich gab seinem Druck so plötzlich nach, daß er selbst überrascht wurde, seinen Griff lockerte, ihn aber trotzdem beibehielt und ich nach hinten kippte, wo es keinen Halt mehr für mich gab.
Schwer fiel ich in das Innere der Pferdebox hinein und landete auf einer dünnen Holzschicht. Der Zombie machte die Bewegung nicht schnell genug mit, und so ruschte ich schon halb aus seinem Würgegriff. In dieser Lage hätte ich meine Pistole ziehen müssen. Das wollte ich auch, aber der Zombie durchschaute meinen Trick und rammte seine teigige Faust nach unten.
Mir wurden die Nase und der Mund verschlossen. Für einen Moment bekam ich keine Luft, da sie mir der Schmerz raubte, so daß ich in einem Reflex um mich trat.
Ich erwischte ihn am Bein. Er taumelte zurück und wollte mich noch immer nicht loslassen. Seine spitzen Fingernägel
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