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Tödliches Abseits (German Edition)

Tödliches Abseits (German Edition)

Titel: Tödliches Abseits (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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aber doch zumindest möglich, dass Sie den Dortmunder Fan erstochen haben, oder?«
    »Möglich? Nee, dat wäre nich möglich. Wenn ich mir ein zur Brust genommen hab, bin ich friedlich wie ein Baby, dat könn Se mir glauben. Un warum sollte ich ’n Dortmunder killen?Ich werd doch keinen umbringen. Noch nicht mal ’n Schalker. Un ’nen BVB-Fan verkloppen? ’nen Schalker, vielleicht. Abba ’n BVB-Fan? Nee, niemals.«
    Das leuchtete Rainer ein. Allerdings mit umgekehrten Vorzeichen. »Unterstellen wir mal, dass Sie es nicht waren. Woher ...«
    »Ich war dat nich!«, unterbrach ihn Droppe empört. »Ich denk, Sie sind mein Anwalt?«
    »Bin ich auch. Aber wie kommen dann Ihre Fingerabdrücke auf das Messer?«
    »Woher soll ich dat denn wissen? Vielleicht ham sich die Bullen vertan. Oder die wollen mir dat Ding anhängen.«
    »Und was ist mit dem Blut des Opfers auf Ihrer Kleidung?«
    »Mann, dat ham mich die Bullen auch schon gefragt. Kapiern Se dat immer noch nich? Ich weiß dat nich. Hier oben«, Droppe tippte mit seinem linken Zeigefingeran seinen Kopf, »is nix mehr. Totaler Filmriss. Aus un finito. Wech. Un allet nur wegen die Scheißschalker.«
    Das ging Rainer zu weit. Seine Verbundenheit mit S 04 verlangte eine Retourkutsche. Er musste sich als Dienstleister von seinen Mandanten einiges an den Kopf werfen lassen, das war klar, aber das hier ging eindeutig zu weit.
    »Wissen Sie eigentlich, wie das Spiel ausgegangen ist?«, fragte Esch mit einem nicht zu überhörenden triumphalen Unterton.
    »Nee, keine Ahnung.«
    »Schalke hat eins zu null gewonnen.«
    Das war zu viel für Droppe. »Auch dat noch, verdammte Scheiße, auch dat noch.« Der Gefangene stützte seinen Kopf in beide Hände und fing leise an zu weinen. »Helfen Se mir bitte, helfen Se mir. Ich war dat nich, ich weiß doch nix mehr. Bitte holen Se mich hier raus. Bitte.«
    Jetzt tat Droppe Rainer fast Leid.
    »Ich werde tun, was ich kann. Eine Frage habe ich aber noch. Warum sind Sie vom Tatort weggelaufen?«
    Der Häftling sah seinen Pflichtverteidiger aus roten Augen erstaunt an. »Wat hätte ich denn sonst machen sollen? Mich einfach innen Knast stecken lassen? Ich war dat doch nich. Abba ich hab doch an die Augens von den Bullen gesehen, dat die mir nich geglaubt ham. Und da hat bei mir einer ’n Schalter umgelegt. Da musste ich die Biege machen, verstehn Se?«
    Esch nickte verständnisvoll.
    »Dat war die nackte Panik. Ich wollt nur wech, einfach nur wech. Hat bloß nich hingehauen.«
    »Das ist wahr. Und Sie haben sich durch Ihre missglückte Flucht erst recht verdächtig gemacht.«
    »Ährlich?«
    »Ehrlich. Also, wenn Sie mir nichts mehr zu sagen haben ...?«
    Sein Mandant schüttelte nur stumm den Kopf.
    »Gut. Ich werde wieder zu Ihnen kommen, wenn ich Akteneinsicht hatte und sich weitere Fragen ergeben.« Esch ging zur Tür und drückte auf den Klingelknopf. »Also dann.« Rainer reichte dem Gefangenen die Hand, die dieser fest drückte.
    Als nach etwa fünf Minuten immer noch kein Wachmann kam, um die Tür aufzuschließen, klingelte Rainer erneut.
    »Beamte«, murmelte er verärgert vor sich hin und sagte laut zu Droppe, um die Wartezeit zu überbrücken: »Und sonst? Wie ist es denn hier so?«
    »Wie’s hier is? Beschissen isses hier. Wat ham denn Sie gedacht?«
    »Eigentlich gar nichts. Wollte nur mal hören.«
    Esch klingelte erneut und schlug schließlich mit der Faust gegen die Tür.
    »Dat nützt nix«, feixte Michael Droppe. »Hab ich auch schon ausprobiert. Macht trotzdem keiner auf.«
    »Das gibt es doch wohl nicht.« Der Anwalt drückte wieder hektisch auf die Klingel, schlug und trat gegen die Stahltür.
    »Bleiben Se eben hier. Se wollten doch wissen, wie dat so is, wenn man eingesperrt is. Getz wissen Se’s.«
    Rainer Esch spürte, wie Panik in ihm hochkroch. Dann zwang er sich zur Ruhe. »Wird schon gleich einer kommen. Wird sicher einer kommen.« Er ging zurück an den Tisch und setzte sich.
    Nach weiteren zehn Minuten hörte er, wie sich auf dem Gang draußen Schritte näherten. Sofort sprang Esch auf und schlug wieder gegen die Tür. »Lassen Sie mich hier endlich raus«, brüllte er.
    Ein Schlüssel drehte sich im Schloss und das bekannte Gesicht des Justizbeamten erschien in der Öffnung.
    »Warum haben Sie nicht geschellt?«, fragte der Schließer vorwurfsvoll.
    »Nicht geschellt?«, brauste Rainer auf. »Sagten Sie gerade, nicht geschellt? Seit zwanzig Minuten mache ich nichts anderes, als zu klingeln. Aber von

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