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Tödliches Abseits (German Edition)

Tödliches Abseits (German Edition)

Titel: Tödliches Abseits (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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fehlten bereits einige Hautstücke und das darunter liegende Fleisch war als bunt schimmernde, schwabbelige Masse zu erkennen, auf der sich Bakterienkulturen ausbreiteten. Beim genaueren Hinsehen erkannte der Hauptkommissar, dass in der Wange der rechten Gesichtshälfte Löcher waren, durch die ihn die Zähne des Toten seltsam angrinsten. Brischinsky musste schlucken. Und erst die Augen! Die Pupillen waren nicht zu sehen, vermutlich im Todeskampf weggedreht. Grauweiße Löcher glotzen den Beamten starr an. Am Hals des Toten befand sich ein rotbrauner, geschwollener Strich. Der Beamte konnte nicht genau erkennen, wo der herrührte, und beugte sich tiefer nach unten. Dann war ihm die Ursache klar: Der Tote war mit einer Drahtschlinge erwürgt worden, die sich tief in seinen Hals eingegraben hatte. Scheußlicher Tod.
    Er richtete sich wieder auf und entfernte sich einige Meter von der Leiche. Dann wandte er sich an den Leiter der Spurensicherung: »Habt ihr schon was für mich?«
    »Ein bisschen. Der Tote ist nicht beraubt worden. Wir haben etwas über 300 Mark bei ihm gefunden. Er stammt aus der Münchener Gegend ...«
    »Wär ich jetzt nicht drauf gekommen«, unterbrach ihn Brischinsky. »Wo der doch Bayern-Fan war.«
    »Die gibt’s auch im Ruhrgebiet«, erwiderte der Spurensicherer ärgerlich.
    »Stimmt. ’tschuldigung. Also, woher wisst ihr, dass der aus München kommt?«
    »Aus der Gegend von München habe ich gesagt, aus der Gegend. Wir haben eine Bahnfahrkarte in seiner Tasche gefunden. Einen Ausweis oder Ähnliches konnten wir nicht entdecken. Entweder hat ihn der Täter mitgenommen, oder ...«
    »... er hatte keinen dabei«, ergänzte der Hauptkommissar. »Ist ja auch möglich. Denn warum sollte der Täter den Ausweis mitgehen lassen, das Geld aber nicht?«
    Der Beamte der Spurensicherung zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Und der Tatort? Hier?«, fragte Brischinsky.
    »Ja. Der Mann wurde erdrosselt. Mit einer Stahlschlinge. Sie hängt noch um seinen Hals. An beiden Enden des Drahtes ist ein Holzstück befestigt, sehen Sie?« Der Beamte beugte sich zur Leiche und zeigte auf das Mordinstrument. »Damit der Täter die Schlinge kräftig zuziehen konnte. So zu sterben, das dauert nicht nur lange, sondern ist auch sehr qualvoll.«
    »Wie lange ist der Mann denn schon tot?«, wollte Brischinsky wissen.
    »Der Arzt sagt, vier, fünf Wochen. Genaueres kann aber erst die Obduktion ergeben.«
    »Ich weiß. Langsam habe ich mich damit abgefunden, dass unsere Tätigkeit in erster Linie aus Warten besteht: auf den Obduktionsbericht, die wichtige Zeugenaussage, den entscheidenden Tipp. Na ja. Sonst noch was?«
    »Wir haben Faserspuren an der Kleidung gefunden, aber keine Fingerabdrücke an den Holzstücken. Der Täter hat vermutlich Handschuhe getragen. Kunststoff vermutlich. So wie unsere. Ach ja, angesichts der Größe des Opfers muss der Täter ein Mann gewesen sein. Frauen haben im Allgemeinen nicht die Kraft, einen so muskulösen Mann einfach zu erwürgen.«
    »Hm. Schickt mir möglichst schnell euren Bericht, ja?«
    »Natürlich.«
    Brischinsky drehte sich zu Baumann um. »Wer hat den Toten gefunden?«
    »Ein Spaziergänger, der mit seinem Hund unterwegs war. Der Hund hat die Leiche verbellt.«
    »Und? Was ist mit dem Mann?«
    »Rentner. Hat vor Schreck fast einen Herzinfarkt bekommen. Ich habe ihn nach Hause bringen lassen. Seine Aussage gibt nichts her. Er kommt in den nächsten Tagen noch einmal ins Präsidium, wenn er sich von dem Erlebnis hier erholt hat.«
    »Gut. Dann lasst den Toten abtransportieren, wenn alle fertig sind. Wir zwei gehen essen. Hier in der Nähe gibt es ein ganz passables Restaurant. Heißt Zur Brandheide. «
    »Wie sinnig.«
    »Eben.«
    Wenige Minuten später erschienen die Männer mit dem Kunststoffsarg. Interessiert schauten einige der Umstehenden zu, wie die Leiche angehoben wurde, um sie in den Sarg zu legen.
    »Einen Moment, bitte«, rief der Polizeiarzt. »Ich brauche noch ein paar Proben.« Er kramte in seiner Tasche und förderte einen Spachtel und einige Tüten aus Zellophan hervor.
    Die Polizisten rückten neugierig weiter vor und hielten den Atem an. Der Verwesungsgestank wurde langsam unerträglich. Der Arzt hielt sich ein Taschentuch vor den Mund und entnahm dem Boden, auf dem der Tote gelegen hatte, einige Proben, die er in eine der Tüten füllte. Dann kratzte er etwas Weißes vom Rücken der Leiche und strich es sorgfältig in einen anderen Beutel. »Fertig«,

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